Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Probefahrt ins Paradies
Lieber Leser (m/w/d), herzlich willkommen in dieser Kolumne. Ehrlich gesagt überrascht es mich nicht besonders, dass
Sie heute hier sind. Haben doch zahllose unwissenschaftliche Studien und Hinterfragungen ergeben, dass diese Kolumne allwöchentlich die höchste Lesequote aller Texte im Lokalteil hat. Sie liegt bei 200 Prozent. Ein Zuspruch, den nicht einmal die gerissensten Diktatoren bei ihren „freien Wahlen“erreichen.
Natürlich wirft das Fragen auf. Denn selbst die größte Mathelusche weiß, dass bei 100 Prozent das Maß voll ist. An der höchsten Güte dieser Texte kann es also nicht allein liegen. Intern kursieren zwei Vermutungen. Entweder die Einschaltquote ist so hoch, weil ein Nachbar oder Tante Käthe die Zeitung schwarz mitlesen, um sich die Kohle fürs Abo zu sparen. Oder unsere Kunden lesen die Kolumne zweimal, weil sie beim ersten Versuch nicht begriffen haben, was der Redakteur da wieder zusammengefaselt hat.
Aufgrund der freundlichen Resonanz raufen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Redaktion daher in jeder Woche von Neuem, wer denn die Samstagsausgabe mit diesem Textchen schmücken darf. Bei der Planungskonferenz
gilt: Wer sich zuerst bewegt oder den Atem nicht flach halten kann, ist der nächste Freiwillige. Oder der, der die Konferenz geschwänzt hat.
Angesichts der Wetteraussichten fürs Wochenende möchten wir heute an dieser Stelle mit Freizeittipps kommen. Aufgrund der Langeweile während des Lockdowns sind ja die meisten Vorgärten inzwischen tadellos hergerichtet – sofern Sie im Bau- und Gartenmarkt alles gefunden haben, vielleicht sogar einen Mitarbeiter. Also kann man jetzt Harke und Schere getrost beiseitelegen und sich anschauen, wie schön Grün sein kann, wenn es nicht der Amateur macht.
Allein zwei Gartenschauen locken in der näheren Umgebung. In Lindau und in Überlingen. In Lindau musste für die Gartenschau ein schöner, großer Parkplatz weichen. Damit dennoch weiterhin für Verkehrsunfälle gesorgt ist, fährt während der bayerischen Gartenschau ein fahrerloser Elektro-Shuttlebus. Damit will das betreibende Unternehmen „Erfahrungen im realen Straßenverkehr“sammeln. Wer sich also gerne als Versuchskaninchen einsetzen lässt, dem sei eine solche Fahrt ans Herz gelegt. Außer Gottvertrauen und starken Nerven ist nichts mitzubringen. Denn die Fahrt mit dem E-Shuttle kostet vielleicht das Leben, ist dafür aber gratis.