Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Probefahrt ins Paradies

- Von Bernd Adler

Lieber Leser (m/w/d), herzlich willkommen in dieser Kolumne. Ehrlich gesagt überrascht es mich nicht besonders, dass

Sie heute hier sind. Haben doch zahllose unwissensc­haftliche Studien und Hinterfrag­ungen ergeben, dass diese Kolumne allwöchent­lich die höchste Lesequote aller Texte im Lokalteil hat. Sie liegt bei 200 Prozent. Ein Zuspruch, den nicht einmal die gerissenst­en Diktatoren bei ihren „freien Wahlen“erreichen.

Natürlich wirft das Fragen auf. Denn selbst die größte Mathelusch­e weiß, dass bei 100 Prozent das Maß voll ist. An der höchsten Güte dieser Texte kann es also nicht allein liegen. Intern kursieren zwei Vermutunge­n. Entweder die Einschaltq­uote ist so hoch, weil ein Nachbar oder Tante Käthe die Zeitung schwarz mitlesen, um sich die Kohle fürs Abo zu sparen. Oder unsere Kunden lesen die Kolumne zweimal, weil sie beim ersten Versuch nicht begriffen haben, was der Redakteur da wieder zusammenge­faselt hat.

Aufgrund der freundlich­en Resonanz raufen die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Redaktion daher in jeder Woche von Neuem, wer denn die Samstagsau­sgabe mit diesem Textchen schmücken darf. Bei der Planungsko­nferenz

gilt: Wer sich zuerst bewegt oder den Atem nicht flach halten kann, ist der nächste Freiwillig­e. Oder der, der die Konferenz geschwänzt hat.

Angesichts der Wetterauss­ichten fürs Wochenende möchten wir heute an dieser Stelle mit Freizeitti­pps kommen. Aufgrund der Langeweile während des Lockdowns sind ja die meisten Vorgärten inzwischen tadellos hergericht­et – sofern Sie im Bau- und Gartenmark­t alles gefunden haben, vielleicht sogar einen Mitarbeite­r. Also kann man jetzt Harke und Schere getrost beiseitele­gen und sich anschauen, wie schön Grün sein kann, wenn es nicht der Amateur macht.

Allein zwei Gartenscha­uen locken in der näheren Umgebung. In Lindau und in Überlingen. In Lindau musste für die Gartenscha­u ein schöner, großer Parkplatz weichen. Damit dennoch weiterhin für Verkehrsun­fälle gesorgt ist, fährt während der bayerische­n Gartenscha­u ein fahrerlose­r Elektro-Shuttlebus. Damit will das betreibend­e Unternehme­n „Erfahrunge­n im realen Straßenver­kehr“sammeln. Wer sich also gerne als Versuchska­ninchen einsetzen lässt, dem sei eine solche Fahrt ans Herz gelegt. Außer Gottvertra­uen und starken Nerven ist nichts mitzubring­en. Denn die Fahrt mit dem E-Shuttle kostet vielleicht das Leben, ist dafür aber gratis.

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