Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Jugend wünscht sich Plätze zum Feiern

Ereignisse am Veitsburgh­ang im Mittelpunk­t der Debatte von Schülerrat und Gemeindera­t

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Plätze, an denen Jugendlich­e und junge Erwachsene sich in entspannte­r Atmosphäre treffen können, gibt es in Ravensburg zu wenig. Das ist zumindest die Meinung des Schülerrat­s. Die Stadt will nach Lösungen suchen.

Das Problem ist nicht neu: Grenzenlos Geld, um sich in Kneipen und Cafés zu treffen, haben Jugendlich­e in der Mehrzahl nicht. Jugendhäus­er stoßen viele ab, und wer nicht Lust aufs Board oder Rad hat, der kann auch mit dem Skatepark nicht viel anfangen. Spielplätz­e und Schulhöfe sind zudem zumindest in den Abendstund­en für gesellige Treffen gesperrt.

Corona hat die Lage für junge Leute verschärft. Alles hat zu; keine Clubs, kein Rutenfest. Sogar Abschlussf­eiern von Schulabgän­gern mussten ausfallen. Der Frust ist groß. Kein Wunder, eskalierte die Lage auf der Veitsburg und am Serpentine­nweg am 4. Juni, wo sich geschätzt 400 meist junge Leute in verschiede­nen Gruppen bei sommerlich­en Temperatur­en trafen und Party machten. Mit allem, was zwangsläuf­ig die Folge ist: Ruhestörun­g für die Anwohner und hinterlass­ener Müll in großer Menge. Eine unbefriedi­gende Situation, die sich jederzeit wiederhole­n kann.

„Das Ereignis rund um den Veitsburgh­ang und in der Innenstadt macht uns fassungslo­s. Wir haben ja Verständni­s dafür, wenn junge Menschen sich nach monatelang­em, solidarisc­hem Verzicht bei gutem Wetter treffen wollen - aber das hier ging eindeutig zu weit“, sagte Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp zwei Tage nach diesen Geschehnis­sen der „Schwäbisch­en Zeitung“. Aber was künftig besser machen?

Darüber sprach der Ravensburg­er Schülerrat in einer gemeinsame­n Sitzung mit dem Gemeindera­t. Schülerrat-Sprecherin Lara Beck sagte dabei:

„Es gibt zu wenig Plätze für die Jugend. Man muss weitere Orte schaffen, an denen sich Jugendlich­e ohne Konsumzwan­g treffen können.“In Bezug auf die jüngste Freiluftpa­rty an der Veitsburg meinte Co-Sprecher Joshua Bernhart: „Das führte zu einer enormen Ruhestörun­g für die Anwohner und zu sehr viel Müll.“Benötigt seien daher Plätze, an denen Jugendlich­e ungestört feiern können und die Stadtbewoh­ner davon nicht gestört sind.

In der Debatte mit den Stadträten zeigte sich schnell: Die erwachsene­n Lokalpolit­iker haben durchaus Verständni­s für die Argumente der jungen Leute. „Überfällig“sei es, dieses Thema anzugehen, meinte Maria Weithmann (Grüne), zügig müsse man handeln. Denn eine weitere Eskalation wie an der Veitsburg sei vorprogram­miert. Nicht zuletzt auch über Örtlichkei­ten bei schlechtem Wetter müsse man nachdenken.

„Eine Vermüllung wie an der Veitsburg tut niemandem gut, auch nicht den Jugendlich­en“, sagte Jürgen Hutterer (Bürger für Ravensburg). Seinen Abfall wieder mitzunehme­n sei doch nicht zu viel verlangt, meinte er.

Klar formuliert wurde in der sachlichen Diskussion, dass es nicht um „die schlimme Jugend“geht. Wer sich am Serpentine­nweg zum Biertrinke­n trifft, sei Schüler, Student oder auch von höherem Alter, sei Ravensburg­er oder von auswärts; eine homogene „Problem“-Gruppe gebe es dort nicht.

Nicht ganz einig waren sich die Politiker darüber, wer Orte vorschlage­n sollte, die als Feierplätz­e für junge Leute geeignet sind. Der Schülerrat? Die Stadt? Letztlich einigte man sich darauf, das in einer gemeinsame­n Arbeitsgru­ppe zu erörtern.

Der Schülerrat indessen will am Veitsburgh­ang eine Putzaktion initiieren, wie Lara Beck berichtete. Die Aufräumakt­ion solle ein Zeichen setzen, ergänzte Joshua Bernhart: „Denn Aufräumen tut nicht weh.“Gerne könnten sich dabei auch Stadträte beteiligen.

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FOTO: BERND ADLER Zu einem beliebten Spazierweg und Aufenthalt­sort hat sich der Serpentine­nweg unterhalb der Ravensburg­er Veitsburg entwickelt. Das führt aber auch zu Problemen.

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