Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kultur lockt in den Biergarten
Zweiter Open-Air-Sommer im Kulturgut Ittenbeuren startet am Mittwoch
RAVENSBURG - Die Sehnsucht nach dem Biergarten schien nie größer als in den zurückliegenden grauen Wochen dieser Pandemie. Mit der Lust auf Gerstensaft und Schorle im Freien hielt bei vielen nur noch der Hunger nach Kultur Schritt. Wie gut, dass ein Format jetzt beides zusammen serviert. Sieben Mal lockt der zweite Open-Air-Sommer ins Kulturgut Ittenbeuren. Amelie, Ute und Peter Frey laden am Mittwoch, 16. Juni, zum Auftakt ein. Reichlich Platz ist jeweils für 100 Zuschauer und Zuhörer. Inhaltlich geht es „vom tiefen Süden unserer oberschwäbischen Heimat bis in den hohen Norden Europas“.
Die Sommerversion der bewährten Reihe „19 Uhr Ittenbeuren“, die sonst trübe Novemberstimmung vertreibt, startet mit Manfred Kohrs. Der Ravensburger Autor liest und interpretiert eine Auswahl von Mascha Kalekos Gedichten und wird dabei von Daniela Frommelt musikalisch begleitet. „Zur Heimat erkor ich mir die Liebe“ist die Veranstaltung überschrieben, die um 20 Uhr auf der Außenbühne des Biergartens beginnt.
Eine alte Bekannte nicht nur in Ittenbeuren ist Ingrid Koch (23. Juni, ebenfalls 20 Uhr). „Mehr woiß i it aber dees gwieß ...“, macht sie uns neugierig. Ingrid Koch begeistert immer wieder mit ihren Beobachtungen
aus dem schwäbischen Alltag, die sie augenzwinkernd, spitzzüngig und entlarvend komisch präsentiert. Martin Giebel begleitet sie musikalisch.
Am 30. Juni feiert das Kulturgut – kalendarisch nicht ganz korrekt – die Sommersonnenwende. Texte und Erzählungen der deutsch-finnischen Autorin Tarja Prüss zum „Mittsommer in Finnland“sollen die Stimmung in einer Zeit des Überschwangs, der Leichtigkeit und des Lichts nach Ravensburg und in die Corona-Wochen tragen.
Ein „Sagenhaftes Ravensburg“präsentiert Schauspieler Hermann Marte. Er hat laut Hausherr Peter
Frey die spannendsten, lustigsten und schönsten Sagen rund um Ravensburg zusammengesucht und in einem Programm vereint. Am 7. Juli spannt sich der Bogen vom Schwarzen Veri bis zum Schlierer Brückengeist. Dabei gibt es viel Unbekanntes zu entdecken: Wer kennt die Glocke, die in Weingarten selbst von ihrem Turm herunterstieg, um nach Haslach zu marschieren? Wer den Schneider, der dem Teufel mit seiner Unterschrift ein Seelenbuch abluchste?
Zum dritten Mal schon wird am 14. Juli Günther Bretzel solo auf der Ittenbeurer Kulturgut-Bühne stehen. „’S kennt minder sai!“, meint der pensionierte Lehrer. Bretzel hat die ruhige Zeit genutzt, sein ohnehin umfangreiches Repertoire noch zu erweitern. Herausgekommen ist eine ganze Reihe neuer Geschichten und Lieder, „voll aus em Leaba griffe“, wie er verspricht. Günther Bretzel startet seine Lieder meist ganz harmlos, aber dann nehmen die Geschichten gehörig Fahrt auf.
Geschichten, Gedichte und ganz viel Musik präsentieren Bodo Rudolf und das Lothar-Kraft-Trio mit Lothar Kraft (Piano), Markus Kerber (Saxofon, Flöte) und Klaus Bermetz am Kontrabass. „Die Herrgöttla von Röthenbronn“heißt ihr Programm im Kulturgut am 21. Juli. Zum siebten Mal geben sie sich bereits die Ehre.
Wie im Winter macht auch beim Open-Air-Sommer Hausherr Peter Frey den Abschluss. Für „Starker Tobak“am 4. August hat er sich die „Drahtzieher“als Verstärkung geholt. Peter Frey erzählt eine haarsträubende Geschichte, die das Gypsy-Jazz Trio mit Bobby Guttenberger, David Klüttig und Kolja Legde ohne Worte vorträgt.
Gäste müssen vollständig geimpft, genesen oder negativ getestet sein. Es gelten die Corona-Auflagen. Sollte das Wetter schlecht sein, gibt es drei Ersatztermine im August. Karten sind erhältlich unter EMail: ticket@kulturgut-ittenbeuren.de; Telefonisch: 0751 / 366 65 0; Vorverkauf: Musikhaus Lange und Biergarten „Draußen im Kulturgut“.