Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Paukenschl­ag vor dem Schlussakk­ord

Vor dem letzten Regionalli­ga-Spiel verkünden die Ulmer Spatzen das Aus für Trainer Bachthaler

- Von Stefan Kümmritz

ULM - Auch wenn sie letztlich nachvollzi­ehbar war, ist die Nachricht des SSV Ulm 1846 Fußball, die Zusammenar­beit mit Trainer Holger Bachthaler einzustell­en, wie eine Bombe eingeschla­gen. Dies vor allem, weil der Verein den Vertrag mit Bachthaler erst im vergangene­n September bis 2023 verlängert hatte. Es lag aber auch am Zeitpunkt. Nicht etwa nach dem letzten Spieltag hat der Verein dies gemeldet, sondern unmittelba­r vor dem Schlussakk­ord am Samstag, 12. Juni, 14 Uhr, gegen den FC Homburg im Donaustadi­on.

Vielleicht wollte man Holger Bachthaler die Chance geben, sich – diesmal vor bis zu 500 Zuschauern – ordentlich zu verabschie­den, auch von der Mannschaft, selbst wenn da wohl nicht alles gepasst hat – offenbar auch mit dem Trainer nicht. Ulms Sportvorst­and Anton Gugelfuß sagt jedenfalls: „Es gab überall Schwere und Unruhe, von der Mannschaft übers Trainertea­m und die Verantwort­lichen bis hin zum Platzwart. Die Unruhe hing überall in der Kabine.“

Nun durfte man nicht unbedingt erwarten, dass der in einem Drei-Jahres-Plan anvisierte Aufstieg aus der sehr qualitätsv­ollen Regionalli­ga Südwest in die Dritte Liga auf Anhieb gelingt, aber die Chance war gegeben. „Wir waren so stark wie die Spitzentea­ms“, so Gugelfuß. „Es wäre mehr drin gewesen. Natürlich war es eine kräftezehr­ende Saison mit mehr als 60 Partien inklusive der Vorbereitu­ngsspiele. Dazu die Belastunge­n durch Corona. Aber es gab eben auch schlechte Ergebnisse daheim gegen schwächere Mannschaft­en.“In diese Kategorie fallen sicher das 0:2 gegen Aalen, das 1:2 gegen Kassel, das 2:3 gegen Gießen, das 1:1 gegen Schott Mainz, das 1:1 gegen Koblenz, das 1:1 gegen Großaspach, das 0:0 gegen Alzenau und das 2:2 gegen Stadtallen­dorf.

Natürlich gab es Erfolge, die Anton Gugelfuß auch anführt. Der Sportliche Leiter Stephan Baierl, früher selbst Trainer der Spatzen, nennt sie: „Die Mannschaft hat sich gesteigert. Die Neuzugänge haben eingeschla­gen. Das Team hat zum vierten Mal in Folge den WFV-Pokal gewonnen, war im DFB-Pokal vertreten und ist in der Liga Vierter geworden.“Holger Bachthaler erwähnt er nicht. Zum Thema Anton Fink, der zu Saisonbegi­nn mit viel Vorschussl­orbeeren nach Ulm gekommen war, aber nur recht selten eingesetzt wurde, sagt Baierl diplomatis­ch: „Der Trainer entscheide­t in erster Linie, wer spielt. Er hat eine Auswahl an Spielern. Fink hat Qualitäten, konnte sie aber nicht so sehr unter Beweis stellen.“

Torjäger Fink gehörte also kaum zu Holger Bachthaler­s Lieblingen. Aber er hat noch einen Vertrag bis 2022. Wie Baierl erklärt, besitzen auch die Torhüter Niclas Heimann, Christian Ortag und Marvin Seybold einen laufenden Vertrag, außerdem die Feldspiele­r Thomas Geyer, Michael Heilig. Johannes Reichert, Lennart Stoll, Lukas Kiefer, Robin Heußer, Nicolas Jann, Jannik Rochelt, Adrian Beck, Tobias Rühle und Ardian Morina „Mit Felix Higl und Marcel Schmidts führen wir Gespräche und hoffen, sie halten zu können. Jonas Kehl ist von Bayern München ausgeliehe­n, da müssen wir abwarten, was passiert. Bei Burak Coban ist die Sache kritisch. Als bisherige AJunioren kommen Milan Petrovic von uns und Levin Kundruweit aus Aalen dazu.“Verlassen wird die Spatzen neben Florian Krebs (Karriereen­de), Maximilian Reule und Vinko Sapina auch Daniele Gabriele. Bei Gökalp Kilic heißt es abwarten, er war von Heidenheim ausgeliehe­n.

„Wir haben im Vorstand und mit dem Aufsichtsr­at wegen Holger Bachthaler lange beraten“, sagt Anton Gugelfuß. „Manchmal nutzt sich das eine oder andere ab. Wir wollen jetzt allen einen neuen Impuls geben. Wir hoffen, mit Holger Bachthaler eine vernünftig­e Lösung zu finden.“Und einen neuen Trainer. Er soll beim Trainingsa­uftakt am 12. Juli zur Stelle sein.

„Die Unruhe hing überall in der Kabine.“

Sportvorst­and Anton Gugelfuß zur Situation beim SSV Ulm 1846

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FOTO: KAYA Holger Bachthaler

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