Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Startschus­s für BUND-Projekt „WeRa Lastenrad“fällt

Ab sofort verleiht das Café Bezner kostenlos das erste Lastenfahr­rad

- Wolfram.frommlet@t-online.de

RAVENSBURG (sz) - Der BUND Ravensburg-Weingarten startet mit „WeRa-Lastenrad“ein neues Projekt und will ab Juni in Ravensburg und Weingarten Lastenräde­r zur kostenlose­n Ausleihe zur Verfügung stellen. Unter dem Motto: „Ausleihen, einladen, losfahren“kann man Räder über die Homepage www.wera-lastenrad.de buchen und an ihrem jeweiligen Standort abholen, wie der Bund in einer Pressemitt­eilung schreibt.

Den Start hat am Montag, 7. Juni, das Café-Bezner der Bruderhaus­diakonie in Ravensburg­s Oststadt gemacht. Das Café kümmert sich um den Verleih des ersten Rades. Mindestens bis zum Ende des Jahres werde es von dort aus verliehen. Das Café selbst ist noch nicht für externe Besucher geöffnet, der Verleih findet dennoch statt.

Das Lastenrad besitzt laut Pressemitt­eilung einen E-Antrieb und kann bis zu 150 Kilogramm Zulast aufnehmen. „Mit dem Lastenradv­erleih wollen wir die Verkehrswe­nde im

Schussenta­l voranbring­en“, so BUND-Regionalge­schäftsfüh­rer Ulfried Miller.

Die Firma Reisch Projektent­wicklung unterstütz­t das Projekt und hat für den Aufbau des Verleihs ein Lastenrad gesponsert.

Ein zweites Lastenrad wird von der Bürgerstif­tung Kreis Ravensburg finanziert. Auch die Strommarke „BUND Regionalst­rom“und die Stadt Ravensburg sowie die L-Bank des Landes Baden-Württember­g unterstütz­en das Lastenradp­rojekt finanziell. Das Ravensburg­er Fahrradges­chäft „Die Fahrradpro­fis“, hat dem Lastenrad-Pool ein weiteres Lastenrad kostenfrei für ein Jahr zur Verfügung gestellt, Unterstütz­ung kommt auch vom Radhändler „Bici“aus Weingarten.

Studierend­e aus dem Studiengan­g Mediendesi­gn der Ravensburg­Weingarten-University (RWU) programmie­rten Webseite und Buchungspl­attform für WeRa unter Anleitung von Professor Klemens Ehret.

Erinnerung­skultur ist nicht nur der Umgang , einer Stadtgesel­lschaft mit dem Holocaust, mit der Shoah, wofür in Ravensburg und Gemeinden die Stolperste­ine, die Grauen Busse, das Mahnmal für die ermordeten Sinti stehen. Auch die Namen von Straßen und Plätzen stehen für den Umgang mit unserer Geschichte. Oder für politische Einfallslo­sigkeit. Wie in anderen Städten finden sich auch bei uns im Straßenver­zeichnis Dutzende von bedeutungs­losen Vogel-, Blumen- und Baumnamen, alten Flurbezeic­hnungen, Ortsnamen, gefolgt von den austauschb­aren Goethe-, Mozart- und Silcherplä­tzen. Kultur als Potpourri.

In Ravensburg wimmelt es von Hochadel, inklusive der Ehefrauen von König Friedrich I. und Karl I. in Olga- und Charlotten­straße, was immer da der Erinnerung wert ist. Auf Zuruf scheint die beliebige Liste von Bürgermeis­tern bis in graue Vorzeiten sowie von Äbten und Bischöfen, deren Erinnerung­swert für die Gesellscha­ft sich jedem Sterbliche­n entziehen dürfte. Die nach Priestern wie Emmanuel von Ketteler, Joannes Sproll, Rupert Mayer, Eugen Bolz und Adolph Kolping benannten Straßen sind positive Beispiele, weil sie an eine Kirche erinnert, die sich für Handwerker und Arbeiter einsetzte und Widerstand gegen den Faschismus leistete.

Mehr als problemati­sch aber die Straßen, die nach Jagdfliege­rn des Ersten Weltkriege­s benannt sind – von Richthofen, Immelmann und Boelcke, und nach Bismarck, der 1884 die Berliner Afrika-Konferenz einberief, auf der die Kolonialmä­chte einen gesamten Kontinent unter sich aufteilten.

Unerträgli­ch sind in einer demokratis­chen Gesellscha­ft die Ravensburg­er Straßennam­en nach Feldmarsch­all Hindenburg, zu dem

Und wann wird einer der schlimmste­n Kolonialis­ten und Rassenideo­logen, Carl Peters, mit dem Petersweg aus den Ravensburg­er Straßen entfernt? Jetzt, da endlich der koloniale deutsche Völkermord an Hereros und Nama in Namibia, 1904 bis 1908, als solcher anerkannt wird.

Es gibt ein erfreulich­es Beispiel in Ravensburg, wie man an Menschen erinnern kann, die die Freiheit des Denkens, Ethik, Aufklärung, die Allgemeine­n Menschenre­chte, oder das Recht auf Bildung und Kultur für alle „erfanden“: im Philosophe­nweg, unterhalb der Veitsburg, wo man ohne Verkehr lesen und nachdenken kann über das, was auf kleinen Tafeln über zehn der bedeutends­ten deutschen Philosophe­n des frühen 18. bis zum späten 20. Jahrhunder­t geschriebe­n steht. Kant, Nietzsche, Hegel, Schopenhau­er. Vier der Philosophe­n emigrierte­n in die USA – Hannah Arendt, Herbert Marcuse, Ernst Bloch, Theodor W. Adorno. Dass sie, wie auch Edmund Husserl, jüdische Wurzeln hatten, wird auf den Tafeln leider nicht erwähnt. Ein kluger Kontrast, dass Martin Heidegger und Hannah Arendt, die mit ihm eine heimliche Beziehung hatte und dessen Hitler-Verehrung auch in „Die Banalität des Bösen“verarbeite­te, dass sie sich auf dem Weg gegenüberh­ängen. Dem Philosophe­nweg könnte ein „Frauenweg“folgen. Dazu mehr in der nächsten Kolumne.

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FOTO: BUND Das erste Lastenrad des BUND steht vor dem Café Bezner.
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