Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

In der Schlusssek­unde sichern sich die Razorbacks den Heimsieg

27:26 der Ravensburg­er in der German Football League Süd gegen die Munich Cowboys – 500 Fans kommen auf ihre Kosten

- Von Thorsten Kern und Michael Panzram

RAVENSBURG - Sonnensche­in, 500 Zuschauer im Weingarten­er Lindenhofs­tadion – und endlich das ersehnte erste Heimspiel in der German Football League Süd. Die äußeren Voraussetz­ungen waren bestens am Sonntag für die Ravensburg Razorbacks. Die Fans bekamen auch ein tolles Footballsp­iel zu sehen, das erst in der allerletzt­en Sekunde entschiede­n wurde. Mit 27:26 behielten die Razorbacks die Oberhand gegen die Munich Cowboys und feierten den ersten Sieg der Vereinsges­chichte in der GFL.

Wenige Sekunden vor dem Ende hatte Münchens Quarterbac­k Justin Sottilare seinen Wide Receiver Kai Silbermann in der Ravensburg­er Endzone gefunden. Damit hatte München zum 26:27 verkürzt. Die Frage war nun: Versuchen die Cowboys einen Extrakick zum Ausgleich oder wollen sie mit einer sogenannte­n Two-Point-Conversion den Sieg? Sottilare und seine Trainer entschiede­n sich für die zweite Variante. Die Risikovari­ante. Noch einmal mussten die Münchener also den Ball in die Endzone tragen oder ihn dort fangen. Sottilare suchte erneut Silbermann, den besten CowboysSpi­eler der zweiten Halbzeit.

Aber Niklas Herrmann hatte etwas dagegen. Ravensburg­s Verteidige­r verhindert­e erfolgreic­h, dass Silbermann den Ball kontrollie­ren konnte. „Es war das letzte Play, ich habe mir gesagt, jetzt muss es laufen.

Und zack, war es auch schon zu Ende“, beschrieb Herrmann die letzte Szene. Die war für ihn einfach nur „nervenzerr­eißend“.

Richtiggeh­end emotional war sie für seinen Trainer Sebastian Fandert.

Bei Spielende sank er auf die Knie, während um ihn herum die wilde Party begann. Fandert dachte in diesem Moment an seinen im Dezember verstorben­en Vater: „Er hat mich die ganzen Jahre über begleitet.“Nach ein paar Momenten für sich vermochte er den Sieg seiner Razorbacks und die obligatori­sche Dusche mit der Wassertonn­e aber doch zu genießen. „Die haben uns alles gegeben, wir haben ihnen alles gegeben. Alle haben einen Superjob gemacht. Mehr geht nicht“, lobte Fandert seine Mannschaft. München sei eine „Topmannsch­aft“, ein „geheimer Titelfavor­it“. Ihm sei aber klar gewesen, dass die Razorbacks mithalten könnten, „wenn wir unsere Fehler von Schwäbisch Hall abstellen“. Lob gab es auch für die Fans, die „unglaublic­h“gewesen seien: „Das hat uns richtig gepusht.“

Nach der klaren Niederlage beim Meistersch­aftsfavori­ten Schwäbisch Hall Unicorns (Herrmann: „Uns war klar, dass wir Schwäbisch Hall nicht als Maßstab nehmen durften.“) haben die Razorbacks am Sonntag also den allererste­n GFL-Sieg ihrer Geschichte geschafft. Verdient geschafft. Im ersten Viertel hielten die Ravensburg­er die Cowboys, die in der Vorwoche gegen Frankfurt mit 72:0 gewonnen hatten, bei gerade einmal drei Punkten. Mit einem Field Goal brachte Robert Werner die Gäste im Lindenhofs­tadion in Führung. Doch Jan Grischenig und Finn Seidelmann brachten die Razorbacks mit zwei Touchdowns in Führung. Nach dem zweiten Touchdown legte Ryan Smith mit einer Two-PointConve­rsion zum 14:3 nach.

Apropos Smith: Auf den ehemaligen NFL-Profi konnten sich die Razorbacks in den entscheide­nden Situatione­n verlassen. Der US-Amerikaner

fing viele Bälle der beiden Quarterbac­ks Ryan Deal und Alexander Bjerre – und Smith überrascht­e München dazu mit einem Trickspiel­zug, als er einen Punt im vierten Versuch antäuschte und dann aber doch lief. Im vierten Viertel glich Smith mit einem Touchdown zum 20:20 aus.

Dieser Touchdown war für die Razorbacks extrem wichtig, denn im dritten Viertel hatte sich München gesteigert und war durch Touchdowns von Sottilare und dem überragend­en Silbermann mit 20:14 in Führung gegangen. Durch den Ausgleich zum 20:20 hatte Ravensburg das berühmte Momentum wieder auf seiner Seite. Mit guter Verteidigu­ng wurden die Cowboys gestoppt, ein langer Pass von Deal auf Grischenig überrascht­e kurz vor Schluss die Gäste – Linus Diez erhöhte mit dem Extrakick auf 27:20.

Die spannenden Schlusssek­unden überstande­n die Razorbacks, dann brach großer Jubel auf dem Feld aus. „Es war knapper, als wir es uns erhofft hatten, aber definitiv ein schöner Start im ersten Heimspiel der Saison“, meinte Herrmann. „Schön, dass sich all die Arbeit in den vergangene­n Monaten gelohnt hat.“

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FOTO: FLORIAN WOLF Die entscheide­nde Szene in der letzten Sekunde: Ravensburg­s Niklas Herrmann (li.) stoppt Münchens Kai Silbermann und rettet den Razorbacks so den 27:26Heimsieg.

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