Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Massive Kritik an Atommüll-Endlagersuche
Umweltverbände erklären Verfahren der Bundesregierung für gescheitert
BERLIN (dpa/sz) - Umweltverbände haben massive Kritik am Verfahren zur Atommüll-Endlagersuche geäußert. Eine breite gesellschaftliche Beteiligung sei aus Sicht des BUND vorerst gescheitert, erklärte dessen Geschäftsführerin Antje von Broock am Donnerstag. Aus Protest gegen die mangelnde Beteiligung durch die zuständige Bundesbehörde nähmen BUND-Ehrenamtliche an der letzten „Fachkonferenz“an diesem Freitag und Samstag nicht mehr teil.
Der Verein „ausgestrahlt“sprach von einer Farce. Die Fachkonferenz sei gescheitert. Bereits im Vorfeld der Konferenzen hätten zahlreiche Akteure davor gewarnt, pandemiebedingt auf Onlineveranstaltungen zu setzen, und stattdessen vorgeschlagen, zu warten.
Hintergrund ist die Suche nach einem Endlager für hoch radioaktive Abfälle aus Atomkraftwerken. Es soll unterirdisch in Salz, Ton oder Kristallin, also vor allem Granit, entstehen. 2031 soll der am besten geeignete Standort gefunden sein, der Bundestag entscheidet darüber. Ab 2050 sollen Behälter mit strahlendem Abfall unterirdisch eingelagert werden.
Die mit der Suche beauftragte Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hatte im vergangenen September einen Zwischenbericht vorgelegt. Demnach sind 54 Prozent der
Fläche Deutschlands für ein atomares Endlager grundsätzlich geologisch geeignet, sie werden als Teilgebiete bezeichnet. Zu möglichen Standorten gehören demnach Teile der Kreise Konstanz und Biberach, der Region um Ulm und der Ostalb sowie Gebiete im Schwarzwald und Regionen in Bayern.
Im Anschluss fanden bisher zwei gesetzlich vorgeschriebene Beteiligungsformate statt, als „Fachkonferenz Teilgebiete“. Diese richtet sich an Bürger, Kommunen, gesellschaftliche Organisationen und Wissenschaftler. Die Fachkonferenz übermittelt ihre Ergebnisse an die BGE, die diese zu berücksichtigen hat.
Das Bundesumweltministerium erklärte: „Die Entscheidung mancher Akteure, sich nicht am abschließenden Beratungstermin der Fachkonferenz Teilgebiete zu beteiligen, bedauern wir. Sicher ist bei den bisherigen Beratungsterminen nicht alles so gelaufen, wie wir es uns ursprünglich vorgestellt hatten.“
Andererseits habe das coronabedingte Onlineformat für viele eine Hemmschwelle beseitigt, sich überhaupt an der Diskussion zu beteiligen.
Das Ministerium begrüße ausdrücklich, dass zeitnah weitere Beteiligungsformate eingerichtet würden.