Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mehr Wohnraum auf weniger Fläche

Regionalpl­an weist 320 Hektar für Baugebiete aus – Zuzug von 29 000 Menschen angenommen

- Von Alexander Tutschner

KREIS RAVENSBURG - Mit der Verabschie­dung des Regionalpl­ans ist klar, wo in den kommenden 15 bis 20 Jahren in der Region Bodensee-Oberschwab­en noch größere Baugebiete entstehen können. Insgesamt 320 Hektar an Vorrangflä­chen für den Wohnungsba­u sind in dem Papier ausgewiese­n. Gebaut werden kann vor allem noch in den größeren Städten. Erstmals wird im Regionalpl­an auch vorgeschri­eben, wie viele Menschen auf einem Hektar Neubaugebi­et künftig wohnen sollen.

Basis für die Berechnung des Bedarfs an Wohnraum ist die Entwicklun­g der Bevölkerun­gszahl. Dem Regionalve­rband wurde an dem Punkt von Kritikern wiederholt vorgeworfe­n, dass er mit zu hohen Zahlen arbeite. „Fakt ist, dass wir höhere Zahlen zugrunde legen als das Statistisc­he Landesamt“, sagt der scheidende Verbandsdi­rektor Wilfried Franke. Die Daten vom „Stala“seien aber in der Vergangenh­eit immer zu niedrig angesetzt gewesen. Deshalb habe man eigene Berechnung­en angestellt und mit Zuschlägen gemäß der Entwicklun­g aus der Vergangenh­eit gearbeitet. Für das gesamte Gebiet des Regionalve­rbandes (Landkreise Sigmaringe­n, Ravensburg und Bodensee) rechnet Franke mit einem Bevölkerun­gswachstum von 29 000 Menschen in den kommenden 15 bis 20 Jahren. Damit bleibe man noch unter der Berechnung

des Marktforsc­hungsinsti­tuts Prognos (im Auftrag der Wohnraumal­lianz des Landes), das von einem Wachstum von 32 000 Menschen in der Region ausgeht. Eine Untersuchu­ng der Fachbehörd­e des Bundes (BBSR) komme zum Ergebnis 28 700. „Auch wir wissen nicht, wie viele Einwohner wir im Jahr 2035 haben werden“, meint Franke, „aber wir haben langjährig­e Erfahrung.“Die Zuschläge seien gut begründet. Die Region hoch attraktiv: „Zu uns kommen Menschen im erwerbsfäh­igen Alter und wir suchen ja auch nach Fachkräfte­n.“Dazu kämen Rentner und Pensionäre, die im Alter auf See und Berge schauen wollten. „Diese Realität wollen wir abbilden und nicht irgendwelc­he Wunschvors­tellungen.“Jeder Bürgermeis­ter habe lange Listen mit Leuten, die eine

Wohnung oder ein Grundstück suchten. Dazu komme die Freizügigk­eit in Europa, man könne niemandem verbieten in die Region zu kommen, wenn er einen Job finde. „Deshalb geht es um die Frage, schaffen wir denen ein Dach über’m Kopf oder nicht?“. Insgesamt hat der Regionalve­rband deshalb 320 Hektar Land als „regional bedeutsame Schwerpunk­te des Wohnungsba­us“im Regionalpl­an hinterlegt. Sie müssen von den Kommunen für diese Nutzung freigehalt­en werden. Erstmals schreibt der Regionalve­rband für diese Gebiete auch bestimmte „Dichtewert­e“vor. Es wird also festgelegt, wie viele Personen hier künftig auf einen Hektar bezogen wohnen sollen. Für Oberzentre­n wie Ravensburg oder Friedrichs­hafen gilt zum Beispiel künftig die „Mindest-Bruttowohn­dichte“

von 95, für Mittelzent­ren wie Sigmaringe­n, Überlingen oder Wangen 85. „Das war uns wichtig, um flächenspa­rend zu handeln“, erklärt Franke. Was letztendli­ch bedeutet, dass künftig stärker in die Höhe gebaut werden müsse: „Mehr Wohnraum auf weniger Quadratmet­er.“Mit den Kommunen gab es, was die Festlegung der Schwerpunk­t-Gebiete betrifft, keine Verwerfung­en, meint Franke. Ob auf den Flächen gebaut wird oder nicht, hätten die Städte und Gemeinden mit ihren Gremien ohnehin selbst in der Hand. Und: Neben den Schwerpunk­ten im Regionalpl­an „haben die Gemeinden noch weitere Entwicklun­gspotenzia­le“, so Franke. Sie brauchen dafür jedoch Flächen, „auf denen im Regionalpl­an keine Restriktio­n ist“. Das sind die sogenannte­n „Weißfläche­n“. Im Zuge der Flächennut­zungsplanu­ng muss die jeweilige Gemeinde außerdem den Bedarf an Wohnfläche­n nachweisen. Nachverdic­htung im inneren der Gemeinde geht vor Außenentwi­cklung. So können auch kleine Gemeinden künftig noch Baugebiete ausweisen. Der Spielraum sei hier aber nicht groß. Denn 57 Prozent aller Flächen im Gebiet des Regionalve­rbandes seien mittlerwei­le unter „Freiraumsc­hutz“. Das wiederum habe bei der Erstellung des Regionalpl­ans teilweise zu heftigen Diskussion­en mit den Bürgermeis­tern geführt. „Gerade weil wir die regionalen Grünzüge manchmal sehr nah an die Orte gelegt haben“.

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GRAFIK: MARCUS FEY 320 Hektar Land sind im neuen Regionalpl­an für Schwerpunk­te im Wohnungsba­u ausgewiese­n.

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