Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bikepark in Weingarten droht das Aus
Um angeblich fehlende Baugenehmigungen ist eine Diskussion entbrannt
WEINGARTEN - Dem Bikepark in Weingarten droht das Aus: Wichtige Baugenehmigungen für Strecken fehlen laut dem Landratsamt Ravensburg. Herausgekommen ist das Ganze, weil ein Streckenabschnitt so geändert worden ist, dass dieser im Landschaftschutzgebiet liegt. Die Diskussionen um den neuen Verlauf des Flowtrails entwickeln sich zu einer Frage um die Rechtmäßigkeit der gesamten Anlage im Naherholungsgebiet Nessenreben.
Nach einer Streckenänderung am schwarzen Abschnitt des Flowtrails war dieser Teil der Weingartener Bike-Anlage wochenlang gesperrt, denn es gab Ärger mit der Forstbehörde des Landkreises Ravensburg. „Der Radfahrerverein Weingarten hat im Frühjahr in Abstimmung mit der Stadt Weingarten am unteren Teil des Flowtrails Unterhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Diese waren zum Teil auch mit einer Neumodellierung und geänderter Streckenführung verbunden. Aktuell wird auf Initiative der Forstbehörde des Landkreises die Frage geprüft, inwieweit diese Ausbaumaßnahmen von der Bestandsgenehmigung für die Anlage abgedeckt sind“, sagt Stadtsprecherin Carolin Schattmann.
Das Problem an der Sache: Eine Abstimmung zu den Baumaßnahmen mit der Forst- und Naturschutzbehörde beim LRA sei nicht erfolgt, wie Landkreissprecherin Selina Nußbaumer mitteilt. „Das LRA wurde auf das Projekt aufmerksam gemacht und kam bei einer Ortsbesichtigung zum Ergebnis, dass für dieses Projekt eine Genehmigung erforderlich ist. Die Strecke liegt im Landschaftsschutzgebiet
,Lauratal und Rösslerweiher’ und der Bau der Strecke ist mit deutlichen Eingriffen in Natur- und Landschaft verbunden“, sagt Nußbaumer. Deshalb sei die Nutzung zunächst untersagt worden – ein üblicher Vorgang.
„Im Nachhinein wurde klar, dass wir rund 40 Quadratmeter einer Ausgleichsfläche an der Wildeneggstraße in Anspruch genommen haben“, erläutert Manfred Ströhm, Vorsitzender des Radfahrer-Vereins Weingarten. Damals sei mit dem Landratsamt die Vereinbarung getroffen worden, dass die anderen Teile der Anlage in Betrieb bleiben können. Landrat Harald Sievers hat nun kürzlich Weingarten auf seiner Sommertour besichtigt. Die Einladung zur Stadtbesichtigung führte ihn auch zur Bike-Anlage. Im Anschluss verständigten sich Stadt und Landratsamt darauf, dass die Strecke vorerst wieder freigegeben wird.
„Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen, die Bedenken von Seiten des Landratsamts bestehen weiter“, sagt Ströhm. Der Bikepark ist eine öffentliche Anlage der Stadt Weingarten, die von dem Verein unterhalten wird. Vereinsmitglieder und Ehrenamtlichen sorgen für die Instandhaltung und Sicherheit des Bikeparks. „Rund zwanzig Jugendliche kümmern sich unentgeltlich mit großer Motivation um die Anlage. Für die Jugendlichen ist das etwas ganz besonders, dass sie den Bikepark selbst gestalten dürfen.“
Bei der Diskussion zwischen Stadt und Landratsamt geht es jedoch nicht mehr nur um den Flowtrail. Bei einem Gespräch zwischen der Naturschutzbehörde, der unteren und oberen Forstbehörde, der Stadt Weingarten und Vertretern des Radfahrvereins dann der große Schock: „Nicht nur der schwarze Teil wird infrage gestellt, sondern die gesamte Anlage“, sagt der Vorsitzende des Radfahrvereins. Er selbst habe dafür keine Erklärung, der Verein und die Stadt Weingarten seien der Auffassung, dass es für alle älteren Anlagenteile bestehende Genehmigungen gebe. Etwa die Genehmigung für den Flowtrail aus dem Jahr 2011.
Doch ganz so einfach sei die Sache nicht, wie Landkreissprecherin Nußbaumer erklärt: „Auch auf anderen, älteren Streckenabschnitten wurden teilweise baulichen Anlagen errichtet, die bau- oder naturschutzrechtlich genehmigungspflichtig sind und für die zum Zeitpunkt der Errichtung keine Genehmigung vorlag“, sagt Nußbaumer. Bei der Genehmigung aus 2011 beispielsweise handele es sich um eine forstrechtliche Genehmigung, die lediglich die Benutzung des Waldes außerhalb von Wegen mit einer Breite von zwei Metern erlaubt.
Im Herbst soll es laut dem Vorsitzenden des Radfahrvereins eine Besprechung zwischen Landratsamt und der Stadt geben. Dann solle geklärt werden, ob der Radfahrverein die Anlage weiter betreiben darf oder Teile rückgebaut werden müssen. Dies sei von der Bewertung von Forst- und Naturschutzbehörden abhängig, sagt Nußbaumer. Nach der Sommerpause werde gemeinsam mit der Stadtverwaltung Weingarten geklärt, in welchem Verfahren eine Zulassung geprüft wird: „Wie bei allen Bauvorhaben, die in der freien Natur stattfinden, muss geprüft werden, ob dieser Eingriff genehmigt werden kann und es muss für den Verlust an Natur ein Ausgleich geschaffen werden.“
Die Bewertung soll laut Landkreissprecherin unter anderem zeigen, ob Bäume durch das Vorhaben gefährdet werden und ob die Entwässerung funktioniert. Außerdem müsse das Vorhaben mit dem Schutzgebiet vereinbar sein. Auch Sicherheitsaspekte würden untersucht, zum Beispiel, welche Gefahr Bäume für Sportler darstellten. „All diese Punkte werden in einem Genehmigungsverfahren geprüft und geregelt“, sagt Nußbaumer.
Seit es den Bikepark gibt, habe noch kein Baum einer Strecke weichen müssen, versichert Ströhm. Er betont, dass der Bikepark einige der wenigen Anlagen in der Region mit einer solch hohen Qualität sei. „Die Strecke wird regelmäßig von Gutachtern des Bunds deutscher Radfahrer kontrolliert“, sagt er. Die Mitglieder des Radfahrvereins hoffen auf eine kooperative Lösung. „Es wäre schon außerordentlich traurig, wenn die Anlage im Gesamten gefährdet wäre“, sagt Ströhm. Mit seinem Engagement hätte der Radfahrverein dazu beigetragen, die unerlaubte Nutzung der Wälder durch Mountainbiker zu reduzieren.
Der Betrieb der Anlage wurde auf Bitte der Stadt Weingarten mittlerweile bis auf Weiteres geduldet, sagt Nußbaumer, da durch eine zwischenzeitliche Nutzung keine weitere erhebliche Beeinträchtigung der relevanten Schutzgüter zu befürchten sei. „Wir möchten betonen, dass der Bikepark in Weingarten eine klasse Einrichtung ist, die durch beeindruckendes ehrenamtliches Engagement getragen wird. Zu den rechtlichen Fragen, die jetzt noch offen sind, stehen wir in engem Austausch mit der Stadt Weingarten.“