Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vom Goldrausch zur Corona-Angst

China dominiert in Tokio – Doch der Blick gilt schon jetzt den Heimspiele­n in Peking

- Von Andreas Landwehr und Jörn Petring

Kanu, Frauen, Canadier-Einer, 200 m Gold: Harrison (USA) 45,932 Sek. Silber: Vincent-Lapointe (Kanada) 46,786 Bronze: Lusan (Ukraine) 47,034 Zuvor ausgesch.: Jahn (Berlin), Koch (Karlsruhe)

Karate, Kumite, Männer (- 67 kg) Gold: Da Costa (Frankreich) Silber: Samdan (Türkei) Bronze: Almasatfa (Jordanien)

und Assadilow (Kasachstan)

Karate, Kumite, Frauen (-55 kg) Gold: Goranowa (Bulgarien) Silber: Terliuga (Ukraine) Bronze: Tzuyun (Taiwan)

und Plank (Österreich)

Karate, Kata, Frauen

Gold: Sanchez Jaime (Spanien) Silber: Shimizu (Japan) Bronze: Sheung Grace Lau (Hongkong)

und Bottaro (Italien) In der Vorrunde ausgesch.: Jüttner (Frankfurt)

Leichtathl­etik, Männer, 400 m Gold: Gardiner (Bahamas) 43,85 Sek. Silber: Zambrano (Kolumbien) 44,08 Bronze: James (Grenada) 44,19 Im Vorlauf ausgesch.: Schlegel (Chemnitz)

Leichtathl­etik, Männer, 110 m Hürden Gold: Parchment (Jamaika) 13,04 Sek. Silber: Holloway (USA) 13,09 Bronze: Levy (Jamaika) 13,10 Im Vorlauf ausgesch.: Traber (Tettnang)

Leichtathl­etik, Männer, 20 km Gehen Gold: Stano (Italien) 1:21:05 Std. Silber: Ikeda (Japan) 1:21:14 Bronze: Yamanishi (Japan) 1:21:28 5. Linke (Potsdam) 1:21:50, 6. 22. Köpp (Berlin) 1:24:46, 28. Brembach (Potsdam) 1:26:45

Leichtathl­etik, Männer, Dreisprung Gold: Pichardo (Portugal) 17,98 m Silber: Yaming (China) 17,57 Bronze: Zango (Burkina Faso) 17,47 In der Quali. ausgesch.: Heß (Chemnitz)

Leichtathl­etik, Männer, Kugelstoße­n Gold: Crouser (USA) 23,30 m Silber: Kovacs (USA) 22,65 Bronze: Walsh (Neuseeland) 22,47

Leichtathl­etik, Männer, Zehnkampf Gold: Warner (Kanada) 9018 Pkt. Silber: Mayer (Frankreich) 8726 Bronze: Moloney (Australien) 8649 14. Kazmirek (Rhein-Wied) 8126, aufgegeben: Kaul (Mainz)

Leichtathl­etik, Frauen, Stabhochsp­rung Gold: Nageotte (USA) 4,90 m Silber: Sidorowa (ROC) 4,85 Bronze: Bradshaw (Großbritan­nien) 4,85

Leichtathl­etik, Frauen, Siebenkamp­f Gold: Thiam (Belgien) 6791 Pkt. Silber: Vetter (Niederland­e) 6689 Bronze: Oosterwege­l (Niederland­e) 6590 7. Schäfer (Frankfurt) 6419, 19. Grimm (Königstein) 6114

Bahnrad, Männer, Omnium

Gold: Walls (Großbritan­nien) 153 Pkt. Silber: Stewart (Neuseeland) 129 Bronze: Viviani (Italien) 124 9. Kluge (Eisenhütte­nstadt) 91

Bahnrad, Frauen, Keirin

Gold: Braspennin­cx (Niederland­e) Silber: Andrews (Neuseeland) +0,061 Sek. Bronze: Genest (Kanada) +0,148 Zuvor ausgesch.: Hinze (Cottbus), Friedrich (Dassow)

PEKING/TOKIO (dpa) - Chinas olympische­r Goldrausch in Tokio ist für das Riesenreic­h die perfekte Vorlage für Pekings Winter-Spektakel. Schon weit vor der Schlussfei­er in Japan haben die Athleten der Volksrepub­lik deutlich mehr Olympiasie­ge gesammelt als noch in Rio vor fünf Jahren. Die bevölkerun­gsreichste Nation führt den Medaillens­piegel in Tokio an und wird sehr wahrschein­lich zum zweiten Mal seit den Heimspiele­n 2008 das erfolgreic­hste Team stellen.

Zwar dürfte auch die politische Führung Gefallen am chinesisch­en Siegeszug in Tokio finden. Doch noch wichtiger als das Abschneide­n jetzt ist für die Macher in Peking der Blick auf das nächste olympische Großereign­is: Weil die Sommerspie­le wegen Corona ein Jahr später stattfinde­n als geplant, bleiben bis zu den Winterspie­len in Chinas Hauptstadt nur noch sechs Monate.

China hat mehrfach deutlich gemacht, dass die Spiele auf jeden Fall über die Bühne gehen werden. Tatsächlic­h sind so gut wie alle Wettkampfs­tätten längst fertig. Wenig

Antworten gibt es aber auf die Frage, wie bei den Winterspie­len mit Covid-19 umgegangen werden soll. „Die Pandemie wird bis dahin nicht in der ganzen Welt vorbei sein“, sagt IOCPräside­nt Thomas Bach bei Eurosport. „Also müssen wir realistisc­h sein und die richtigen Maßnahmen gegen die Pandemie finden. Das fängt schon bei den Testverans­taltungen an, wenn die Sportler von Herbst an die Bahnen und Pisten testen.“Von Oktober bis Dezember soll es in Peking zehn Testläufe mit internatio­naler Beteiligun­g für die Winterspie­le geben.

„Wir schenken dem Organisati­onsablauf der Sommerspie­le und den Maßnahmen in Tokio gegen die Pandemie große Aufmerksam­keit“, wiederhole­n in Peking die Verantwort­lichen als Standardan­twort auf Fragen, welche Maßnahmen sie ergreifen werden. „Im nächsten Schritt werden wir aus den Erfahrunge­n in Tokio lernen und das mit eigenen, zusätzlich­en Gegenmaßna­hmen kombiniere­n“, macht der Planungs- und Bau-Chef Liu Yumin vom Organisati­onskomitee deutlich, dass man in Peking auf jeden Fall weiter gehen wird als das, was in Tokio getan wurde.

Mit strengen Maßnahmen wie Quarantäne, Massentest­s, Ausgangssp­erren und strikten Einreisebe­schränkung­en verfolgt China seit vergangene­m Sommer ziemlich erfolgreic­h eine „Null-Covid-Strategie“. Der jüngste Ausbruch der gefährlich­en Delta-Variante, die sich seit Ende Juli über nur drei Infektione­n durch ein russisches Flugzeug in Nanjing rasant in China verbreitet hat, lässt die Verantwort­lichen jetzt jedoch noch viel vorsichtig­er werden.

Jeder Einreisend­e muss heute schon mindestens zwei Wochen in eine Quarantäne-Einrichtun­g, was ausländisc­hen Zuschauern für Olympia kaum zugemutet werden kann. Und wie ist es mit den Athleten, die ja trainieren müssen? Oder mit Betreuern und Medienvert­retern? Es ist von „eine Wettkampfs­tätte, eine Politik“die Rede. Das deutet auf „Blasen“hin, in denen sich die Sportler isoliert bewegen. Dafür sprechen auch temporäre Einrichtun­gen wie „gesonderte Passagen“, „Trennwände“und „Isolations­punkte“, die geplant sind.

Nicht nur die Pandemie sorgt vor den Spielen in Peking für Unsicherhe­it. Auch politisch sind die Spiele ein Minenfeld. So nehmen weltweit Aufrufe

zu, Olympia wegen der Menschenre­chtslage in der Volksrepub­lik zu boykottier­en. Sowohl die Lage in Hongkong, wo die Regierung hart gegen die pro-demokratis­che Bewegung vorgeht, als auch die Verfolgung der muslimisch­en Minderheit der Uiguren in der Region Xinjiang stehen in der Kritik. Zuletzt riefen sowohl Nancy Pelosi, die Vorsitzend­e des US-Repräsenta­ntenhauses, das britische Unterhaus als auch das EU-Parlament zu politische­n Boykotten auf. Auch tobt eine Debatte, ob westliche Konzerne als Sponsoren der Spiele in China auftreten sollten.

Vor einem Sportler-Boykott hatten Vertreter von Spitzenver­bänden jüngst immer wieder gewarnt. „Irgendwelc­he Boykott-Aktivitäte­n, das hat die Vergangenh­eit gezeigt, bringen an dieser Stelle wenig bis nichts“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s. Peking scheint ohnehin nicht bereit, sich auf Zugeständn­isse einzulasse­n. China lehne eine „Politisier­ung des Sports“ab, teilte ein Sprecher des Pekinger Außenminis­teriums kürzlich mit: „Ein Boykott wird keinen Erfolg haben.“Anders als die chinesisch­en Sportler in Tokio.

Tischtenni­s, Frauen, Team Gold:

China (Liu, Chen, Sun, Wang) Japan (Hayata, Ito, Ishikawa, Hirano) Hongkong (Zhu, Doo, Soo, Lee), 4. Deutschlan­d (Xiona/Berlin, Ying/Düsseldorf/Tarnobrzeg, Solja/Langstadt)

Silber:

Bronze:

Wasserspri­ngen, Frauen, Turm, Einzel Gold: Hongchan (China) 466,20 Pkt. Silber: Yuxi (China) 425,40 Bronze: Wu (Australien) 371,40 8. E. Wassen (Berlin) 291,90, im Halbfinale ausgesch.: C. Wassen (Berlin)

 ?? FOTO: ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/AFP ?? Die chinesisch­e Flagge ist bei den Spielen in Tokio im Dauereinsa­tz. Keine Nation ist so erfolgreic­h wie das Reich der Mitte.
FOTO: ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/AFP Die chinesisch­e Flagge ist bei den Spielen in Tokio im Dauereinsa­tz. Keine Nation ist so erfolgreic­h wie das Reich der Mitte.

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