Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Patrioten braucht das Land
Aus gegebenem Anlass wollen wir zunächst ein wenig über die Heimat- und Vaterlandsliebe sinnieren. Ob der Begriff Vaterland gendertechnisch noch korrekt ist, muss bezweifelt werden, selbiges gilt selbstverständlich auch für die Muttersprache. Relativ unverdächtig ist dagegen patria, die lateinische Bezeichnung für Vaterland. Das ist immerhin ein Femininum. Daraus leitet sich wiederum der Patriotismus ab. Erstaunlicherweise sind seine Protagonisten, also die Patrioten (d/w/m), jetzt wieder ihrer säbelrasselnden Mottenkiste entstiegen und quasi neu geboren. Als bedeutsamer Geburtshelfer hat sich der grüne Wirtschaftsund Klimaminister Robert Habeck entpuppt. Bei seinem Besuch in Bayern hat er nämlich beim CSU-Oberbayern Markus Söder einen „ökologischen Patriotismus“angemahnt. Weil es in Bayern viel zu wenig neue Windräder gibt, sind dort aus Habecks Sicht ökologische Vaterlandsverräter am Werk. Markus Söder war hoffentlich um eine Antwort nicht verlegen. Schließlich macht der Ministerpräsident persönlich derart viel Wind, dass ein einziges Windrad an der Staatskanzlei alle bayerischen Energieprobleme
lösen könnte. In seiner Eigenschaft als Wirtschaftsminister könnte Robert Habeck als nächstes einen ökonomischen Patriotismus anmahnen. Und Karl Lauterbach könnte im Sinne seiner Impfkampagne einen gesundheitspolitischen Patriotismus einfordern. Man sieht: Neue Patrioten braucht das Land.
Ein uns persönlich bekannter Oberstudienrat a. D. hat angemerkt, er sei schon immer ein viel ärgerer Patriot gewesen als alle Grünen und Roten zusammen. (vp)