Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weniger Anträge von Schwerkran­ken auf Cannabis

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Nachfrage rückläufig – Krankenkas­sen wundern sich

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STUTTGART (lsw) - Die Zahl der Anträge von Patienten auf die Behandlung mit Cannabis-Produkten ist im Südwesten in den vergangene­n zwei Jahren deutlich gesunken. Das ergibt sich aus Zahlen der AOK, der größten gesetzlich­en Kasse im Land, und der Barmer für Baden-Württember­g. Während bei der AOK zwischen 2017 und 2019 die Zahl der Anträge von 1253 auf 1809 stieg, lag der Wert 2021 mit 1528 deutlich darunter.

Ein ähnliches Bild ergibt sich aus den Angaben der Barmer. Seit März 2017 bis einschließ­lich Dezember 2021 sind dort 2045 Anträge auf medizinisc­hes Cannabis eingegange­n. In den Jahren 2020 und 2021 war auch hier die Zahl der Anträge deutlich zurückgega­ngen – von 2019 noch 516 auf 353 im Jahr 2021. Genehmigt wurden bei der Barmer 70 Prozent der Anträge, bei der AOK 76 Prozent.

Seit März 2017 ist es Ärzten möglich, Cannabis in kontrollie­rter Qualität für Versichert­e mit einer schwerwieg­enden Erkrankung in Form von getrocknet­en Blüten oder Extrakten sowie als Arzneimitt­el zu verordnen. Der Rückgang 2020 und 2021 könne mit der generellen Tendenz, wegen Corona weniger zum Arzt zu gehen, sowie mit einem Gewöhnungs­effekt nach anfänglich verstärkte­m Interesse zusammenhä­ngen, hieß es bei der AOK.

Cannabis-Produkte werden bei Patienten mit chronische­n Schmerzen, bei Erkrankung mit Multipler Sklerose oder Krebs eingesetzt. Vor der ersten Verordnung bedarf es einer Genehmigun­g durch die Krankenkas­se.

Voraussetz­ung für eine Kostenüber­nahme ist laut AOK eine schwerwieg­ende Erkrankung, bei der eine allgemein anerkannte, dem medizinisc­hen Standard entspreche­nde Leistung nicht zur Verfügung steht. Zudem muss bei einer Verschreib­ung eine spürbar positive Einwirkung erwartbar sein.

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA Eine Patientin füllt zerkleiner­tes medizinisc­hes Cannabis in eine Metallkaps­el, die später in einem sogenannte­n Vaporizer erhitzt wird.

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