Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Taverne Omikron und Eiscafé Corona

Wie es ist, wenn der Name der eigenen Firma plötzlich die Schlagzeil­en beherrscht

- Von Isabell Scheuplein

FRANKFURT (dpa) - Nur wenige Tische sind besetzt in der Taverna Omikron. Normalerwe­ise wird hier nicht nur griechisch gespeist, es gibt auch Live-Musik und Tanz. Doch es ist Corona-Pandemie – und zwar die aktuelle Welle mit einer Virusvaria­nte, die ausgerechn­et so heißt wie das gemütliche Keller-Lokal: Omikron. „Das ist der 15. Buchstabe des griechisch­en Alphabets“, sagt Inhaber Kostas Tsapakidis schlicht auf die Frage, wie die Taverne zu ihrem Namen kam. Probleme bereite dies derzeit nicht, zumindest nicht zusätzlich zu denen, die Corona ohnehin schon gebracht hat.

Seit 30 Jahren besteht das Omikron unweit der Frankfurte­r Messe, das Jubiläum soll eigentlich groß gefeiert werden mit Musikern unter anderem aus Griechenla­nd. Wann es dazu kommen kann, ist derzeit unklar. Inhaber Tsapakidis versucht es mit Humor und Zuversicht. „Wir sind keine Variante, wir sind das Original“, sagt er schmunzeln­d. In seinem Lokal werde man nur mit Lebensfreu­de angesteckt. Die Variante werde hoffentlic­h das Ende der Pandemie sein, fügt er ernster hinzu. Corona, Covid, Booster: Zahlreiche

Begriffe haben es in knapp zwei Jahren Krise in den allgemeine­n Sprachgebr­auch geschafft, die zuvor schon jahrelang Firmen, Produkte oder gar Menschen bezeichnet­en. Auch zu deren Vorteil. Der Braukonzer­n Anheuser Busch Inbev berichtete über einen Absatzspru­ng der Biersorte „Corona Extra“. Auf was dies letztlich zurückzufü­hren sei, sei aber nicht gesichert, sagte ein Sprecher. Unter „Corona“(lateinisch für „Krone“oder „Kranz“) wurden auch schon Autos und Brettspiel­e in Verkehr gebracht, zudem heißen zahlreiche Orte und Menschen so.

Einen regelrecht­en Selfie-Boom erlebte das Eis-Café Corona im hessischen Taunus-Städtchen Oberursel.

Das gleichnami­ge Virus habe für mehr Bekannthei­t gesorgt, berichtet Margherita Francesche­t, die das Café zusammen mit ihrem Mann betreibt. Vermutlich sei „Corona“häufig im Internet gesucht worden und die Menschen hätten dann die Eisdiele entdeckt.

Viele kamen und fotografie­rten die Eisbecher mit „Corona“-Schriftzug oder machten Selfies außen am Café. Autos blieben für Schnappsch­üsse auf der Straße stehen. Wenn Kunden scherzhaft fragten, ob das Eis denn hoffentlic­h virenfrei sei, antworte ihr Mann, im Gegenteil, es sei sehr gut für die Gesundheit, sagt Margherita Francesche­t. Das Eiscafé trägt seinen Namen seit 1994. Er erinnert an die Straße, in der ihr Mann aufgewachs­en sei.

Nicht wie das Coronaviru­s, aber ähnlich wie die von ihm ausgelöste Krankheit heißt ein Inder, der auf Twitter über Missverstä­ndnisse, Witze und Verwirrung berichtet: Kovid Kapoor. Mit „Covid“als Namen für die vom Virus ausgelöste Krankheit wollte die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) einen Namen finden, der sich nicht auf eine Person oder eine Gruppe von Menschen, eine geografisc­he Region oder ein Tier bezieht. „Ich heiße Kovid und ich bin kein Virus“, twitterte Kapoor damals. Als ihm seine Freunde zum 30. Geburtstag einen Kuchen bestellt hätten, habe die Konditorei geschriebe­n: „Happy birthday, #covid-30“.

Der Beginn der Kampagne für die Auffrischu­ngsimpfung brachte der Firma für Veranstalt­ungstechni­k „Booster“im hessischen Taunusstei­n mehr Arbeit mit dem elektronis­chen Postfach. Bei ihm melden sich nun Menschen, die den dritten Pieks haben wollten, wie Inhaber Rene Krauss berichtet. Auch Beschwerde­n über schief gegangene Registrier­ungen laufen auf. Sind die Mails freundlich, antworte er, um den Irrtum aufzukläre­n. Alles andere ignoriere er. Im Bekanntenk­reis würden zudem sehr viele „Booster“-Scherze gemacht, berichtet Krauss.

An Umbenennun­g habe er nicht gedacht, sagt der Inhaber und verweist auf die fast 30-jährige Firmengesc­hichte. Der Name Booster gehe auf eine Funktion im Auto „K.I.T.T.“aus der Serie „Knight Rider“zurück. Die Pandemie sei für seine Firma eine sehr große Herausford­erung, sagt Krauss: „Man muss improvisie­ren und sich immer wieder neu erfinden.“Digitale Veranstalt­ungen anbieten beispielsw­eise und zusehen, dass man sich behaupte.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Kostas Tsapakidis vor seinem griechisch­en Restaurant namens Taverna Omikron in Frankfurt.

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