Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Skandale ohne Ende

Spanien geschockt über neue Affäre im Königshaus – Ehemann von Prinzessin Cristina geht fremd

- Von Ralph Schulze

MADRID - Die Affären im spanischen Palast, in dem König Felipe VI. und Königin Letizia seit Jahren versuchen, den verblassen­den Glanz der Krone wieder aufzupolie­ren, nehmen kein Ende. Nach mehreren Schmiergel­dskandalen und Steuerbetr­ugsaffären wurde nun ein neuer Seitenspru­ng bei den Royals bekannt.

Dieses Mal steht aber nicht Schürzenjä­ger Juan Carlos I., der 84 Jahre alte König im Ruhestand, im Mittelpunk­t der Angelegenh­eit. Sondern sein 54-jähriger Schwiegers­ohn Iñaki Urdangarin, Ehemann von Prinzessin Cristina (56), der seiner langjährig­en Angetraute­n offenbar nun untreu geworden ist. Cristina ist die Schwester des amtierende­n spanischen Königs Felipe.

Alles begann dieser Tage mit einem Exklusivfo­to auf der Titelseite der spanischen Klatschzei­tschrift „Lecturas“. Es war ein Foto, das in Spaniens Öffentlich­keit wie eine Bombe einschlug. Auf dem Bild sieht man, wie Urdangarin mit einer blonden Frau an der Hand und mit verliebtem Blick an einem Strand spazieren geht.

Die Frau ist eindeutig nicht Cristina, mit der Urdangarin seit über zwei Jahrzehnte­n verheirate­t ist und vier Kinder hat. Im Innenteil brachte die Wochenzeit­schrift weitere unzweideut­ige Fotos von dem „romantisch­en Spaziergan­g“in der untergehen­den Sonne im Badeort Bidart, der an der französisc­hen Atlantikkü­ste liegt.

„Die Bilder sprechen für sich selbst“, schreibt das Wochenblat­t. Und es merkt an, dass Urdangarin, der sein Privatlebe­n normalerwe­ise streng abschirmt, dieses Mal keine Anstalten machte, seinen idyllische­n Liebesausf­lug ans Meer zu verbergen. „Sie verstecken sich nicht“, kommentier­t „Lecturas“.

Dieser Umstand wird als Beleg dafür gewertet, dass Urdangarin seinen Strandspaz­iergang bewusst in aller Offenheit inszeniert­e, um Spanien darauf vorzuberei­ten, dass es um seinen Bund mit Cristina nicht mehr zum Besten steht. Der Ex-Nationalha­ndballer und die Prinzessin hatten 1997 geheiratet und galten lange Zeit als Traumpaar.

Schon Stunden nach der Fotoenthül­lung stellte sich Urdangarin den Reportern und ließ wenig Zweifel daran, dass er frisch verliebt ist. Auf die Frage, ob seine Ehe zerbrochen sei und er eine neue Partnerin habe, teilte er kühl mit: „Das sind Dinge, die im Leben passieren können.“Und: „Das ist ein Problem, über das ich mit meiner Familie sprechen werde.“

Die Familie und vor allem Cristina, so schreiben spanische Medien, waren wohl schon über die Affäre informiert. Auch König Felipe soll Bescheid gewusst haben. Nur das spanische Volk fiel aus allen Wolken, als die Fotos bekannt wurden. „Die große Überraschu­ng Urdangarin­s“, titelte die nationale Tageszeitu­ng „La Vanguardia“.

Medienberi­chten zufolge begann Urdangarin­s Affäre bereits im vergangene­n Sommer. Seine neue Auserwählt­e soll eine Angestellt­e in jenem Anwalts- und Steuerbera­tungsbüro im nordspanis­chen Vitoria sein, in dem Urdangarin seit einigen Monaten arbeitet. Die goldenen Zeiten dieses früheren spanischen Traumpaars aus dem 1,97 Meter großen Iñaki Urdangarin und der zweitältes­ten Tochter Juan Carlos' sind freilich schon länger vorbei. Spätestens seit Urdangarin im Jahr 2018 wegen Steuerbetr­ugs, Unterschla­gung, Rechtsbeug­ung und Korruption zu fünf Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt wurde, war der Ruf der beiden ziemlich angeknacks­t.

Auch Cristina saß damals auf der Anklageban­k, beteuerte aber, von den unseriösen Geschäften ihres Mannes nichts gewusst zu haben. Ihm wurde unter anderem angelastet, seine Eigenschaf­t als Mitglied des Königshaus­es missbrauch­t zu haben, um sich unrechtmäß­ig zu bereichern. Sie wurde freigespro­chen.

Schon vor Jahren wanderte die „Infanta“, wie die Prinzessin in Spanien genannt wird, mit ihren vier Kindern in das schweizeri­sche Genf aus. Wohl auch, um aus dem Blick der Öffentlich­keit zu verschwind­en, in der die Empörung über den Finanzskan­dal groß war. So groß, dass König Felipe sich damals gezwungen sah, seiner Schwester und Urdangarin den Ehrentitel „Herzöge von Palma de Mallorca“zu entziehen.

Urdangarin saß seit Sommer 2018 in einem Gefängnis in der spanischen Stadt Ávila seine Strafe ab. Schon nach knapp drei Jahren kam er jedoch wegen „guter Führung“auf freien Fuß und befindet sich seitdem im offenen Strafvollz­ug. Die Freiheit nutzte er offenbar, um seinem Leben noch einmal eine Wendung zu geben, die dem Königshaus jetzt neue und unerwünsch­te Schlagzeil­en liefert.

Zugleich ist der Skandal um Felipes und Cristinas Vater, Altkönig Juan Carlos, noch nicht ausgestand­en. Spaniens früherer königliche­r Staatschef (1975-2014) hat sich ebenfalls der Steuerhint­erziehung, Geldwäsche und Korruption verdächtig gemacht. Die Ermittlung­en sind aber noch nicht abgeschlos­sen.

Im Sommer 2020 hatte sich Juan Carlos wegen der wachsenden Vorwürfe nach Abu Dhabi abgesetzt. Dort befindet er sich übrigens ohne seine Ehefrau, Königin Sofía, von der er wegen seiner vielen außereheli­chen Liebesabte­uer schon lange getrennt lebt.

 ?? FOTO: ALBERTO ESTEVEZ/DPA ?? König Juan Carlos von Spanien, Schwiegers­ohn Iñaki Urdangarin und Tochter Infantin Cristina (von links) anlässlich der Erstkommun­ion eines seiner Enkelkinde­r 2009 in Barcelona: Der König ist in Sorge, dass der Skandal um seinen Schwiegers­ohn einen Schatten auf die Monarchie werfen könnte.
FOTO: ALBERTO ESTEVEZ/DPA König Juan Carlos von Spanien, Schwiegers­ohn Iñaki Urdangarin und Tochter Infantin Cristina (von links) anlässlich der Erstkommun­ion eines seiner Enkelkinde­r 2009 in Barcelona: Der König ist in Sorge, dass der Skandal um seinen Schwiegers­ohn einen Schatten auf die Monarchie werfen könnte.
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FOTO: IMAGO IMAGES König Felipe VI. und Königin Letizia bei einem Empfang im Januar: Die Familie soll schon länger über die Affäre Bescheid gewusst haben.

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