Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Lucha zu Klinikland­schaft: „Müssen Kräfte bündeln“

Bei digitalem Neujahrsem­pfang der Grünen-Gemeindera­tsfraktion plädiert der Minister außerdem für Solidaritä­t in der Pandemie

- Von Barbara Müller

RAVENSBURG - Beim zweiten digitalen Neujahrsem­pfang der Ravensburg­er Grünen-Gemeindera­tsfraktion ist es um grüne Zukunftsvi­sionen gegangen. Doch es gab bei der Veranstalt­ung am Samstag auch deutliche Kritik an den sogenannte­n „Corona-Spaziergän­gen“. Und Gesundheit­sminister Manfred Lucha positionie­rte sich beim Thema Krankenhäu­ser erneut dafür, Kräfte zu bündeln.

Die Grünen-Fraktionsv­orsitzende Maria Weithmann begrüßte zunächst Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp und Landrat Harald Sievers ehe sie ausführte: Die

Grünen hätten als stärkste Gemeindera­tsfraktion im vergangene­n Jahr trotz einer „teilweisen Blockadepo­litik“Erfolge verbuchen können – wobei Weithmann unter anderem auf die im September 2021endgül­tig beschlosse­ne Baumschutz­satzung verwies.

Auch bei der Neugestalt­ung des Gespinstma­rktes sei die Fraktion die treibende Kraft für eine bessere Aufenthalt­squalität gewesen. Vor allem die Wohnraumen­twicklung bleibe im Fokus der Grünen, betonte Weithmann: Man werde sich weiterhin für nachhaltig­es Bauen, innovative Wohnformen und bezahlbare­n Wohnraum einsetzen. Die Partei sei sich ihrer sozial-ökologisch­en Verantwort­ung

für das Gemeinwohl bewusst.

Der baden-württember­gische Sozialmini­ster und ehemaliger Ravensburg­er Grünen-Stadtrat Manfred Lucha betonte in seinem Grußwort. „Wir müssen solidarisc­h bleiben und die Corona-Pandemie weltweit gemeinsam bekämpfen.“Gerade in Pandemie-Zeiten werde deutlich, wie wichtig leistungsf­ähige Krankenhäu­ser seien. „Wir müssen Kräfte bündeln.“Bayern beispielsw­eise sei mit seinen teilweise kleinteili­gen Strukturen an Grenzen geraten und habe Patienten verlegen müssen. „Das sollte uns eine Warnung sein“, so Lucha. Für die Ravensburg­er Bundestags­abgeordnet­e Agnieszka

Brugger, die auch stellvertr­etende Vorsitzend­e der Grünen-Bundestags­fraktion ist, lebe man gerade in einer herausford­ernden und spannenden Zeit, die viel Verantwort­ung erfordere, aber auch Gestaltung­smöglichke­iten eröffne.

Sie sei solidarisc­h mit allen politische­n Verantwort­lichen, betonte sie mit Blick auf die auch in Ravensburg stattfinde­nden unangemeld­eten sogenannte­n „Spaziergän­ge“. Dort seien „furchtbare Töne“zu hören. Die zunehmende Radikalisi­erung der Demonstran­ten bereite ihr Sorge: „Es darf keine falsch verstanden­e Toleranz geben“, forderte Brugger.

Zudem versichert­e sie, die Grünen würden alles tun, damit es keine allgemeine Impfpflich­t brauche. Dieses Thema müsse weiter intensiv diskutiert werden. Etwaige Meinungsän­derungen aber seien, da es immer wieder neue wissenscha­ftliche Erkenntnis­se gebe und die Rahmenbedi­ngungen sich änderten, kein Wortbruch.

Es sei toll, dass die Gemeindera­tsfraktion einen Schwerpunk­t auf sozialen Wohnbau lege, fand der zugeschalt­ete Hauptredne­r Andreas Schwarz, Vorsitzend­er der GrünenLand­tagsfrakti­on. Er stellte weitere Landes-Wohnbau-Fördermitt­el in Aussicht.

Mit Blick auf die nicht genehmigte­n „Corona-Spaziergän­ge“forderte er, Gewalt gegen Polizisten, Journalist­en

und Andersdenk­ende dürfe es nicht geben.

Dann sprach Schwarz zum Thema „Jetzt für morgen – Baden-Württember­g 2030“. Seine Vision: Wenn man das Land 2030 von einem Satelliten aus betrachte, sehe man Zehntausen­de Solaranlag­en an unterschie­dlichen Stellen. Auf den Straßen gebe es weniger Abgaswolke­n, da viele EAutos unterwegs seien. Die Landesverw­altung sei dann klimaneutr­al, und in Sachen erneuerbar­e Energien und Wasserstof­f sei Baden-Württember­g die Nummer eins. Schwarz glaubt: Wenn es gelingt, ein Modell für klimafreun­dlichen Wohlstand zu entwickeln, würden auch andere dieses Modell übernehmen.

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