Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Berg will Bürger stärker beteiligen
Bei Kinderbetreuung tut sich was und große Investition soll schnelles Internet bringen
BERG - In den Gemeinden im Landkreis Ravensburg hat sich im vergangenen Jahr trotz Corona-Pandemie viel getan. Wie steht es um die Kommunen? Die „Schwäbische Zeitung“nimmt die Gemeinden im Verbreitungsgebiet unter die Lupe und gibt einen Ausblick, was im neuen Jahr so ansteht. Heute: Berg.
Das Ereignis des Jahres 2021 Die Frage nach dem zentralen Ereignis im vergangenen Jahr beantwortet die Berger Bürgermeisterin Manuela Hugger zunächst mit einem Konjunktiv. „Das wäre das Bergfest gewesen“, sagt sie. Wegen Corona fiel das Kinder- und Heimatfest bereits zum zweiten Mal in Folge aus. Die abgespeckte Version, die stattgefunden hat, sei kein Vergleich zum Original, aber trotzdem ein „Lichtblick“gewesen.
Manuela Hugger versucht, der Corona-Situation etwas Positives abzugewinnen: „Die Pandemie hat uns gelehrt, mehr aufeinander zu achten.“Die Bürger der Gemeinde stünden eng zusammen. „Man geht für den Nachbarn einkaufen, redet miteinander.“Das passt zum Vorhaben, solidarische Gemeinde zu werden, für das Berg im Herbst 2021 den Grundstein gelegt hat. Dahinter steht ein Projekt der Caritas BodenseeOberschwaben, in Kooperation mit dem katholischen Dekanat AllgäuOberschwaben und dem Landkreis Ravensburg. Im Kern geht es um eine seniorengerechte Entwicklung von
Gemeinden. „Dabei sollen aus der Bürgerschaft heraus Projekte entstehen“, erklärt die Bürgermeisterin.
Die wirtschaftliche Entwicklung
Neue Gewerbegebiete hat die Gemeinde 2021 nicht ausgewiesen, Potenzial wäre aber beispielsweise noch Richtung Baienbach vorhanden. Dafür plant der Elektronikbauer Rafi, sich an seinem Standort in Berg zu vergrößern und die Betriebsfläche in Richtung Westen zu erweitern. „Das wollen wir tatkräftig unterstützen“, so die Bürgermeisterin. Das Unternehmen beschäftigt an seinem Hauptsitz in Berg rund 1000 Mitarbeiter und zählt damit zu einem der größten Arbeitgeber im Raum Ravensburg.
Die Investition 2021
Für rund zehn Millionen Euro, von denen Bund und Land zusammen 90 Prozent übernehmen, will die Gemeinde 30 Kilometer Glasfaserkabel verlegen lassen. Die Bauarbeiten haben zwar noch nicht begonnen, aber der Auftrag wurde bereits an das Ingenieurbüro Zimmermann aus Amtzell vergeben. Gegenwärtig sind die anfallenden Arbeiten ausgeschrieben.
Kindergärten und Schulen
Im Ortsteil Ettishofen entsteht für 5,5 Millionen Euro ein neues Kinderhaus, mit zwei Krippengruppen für unter Dreijährige und drei Kindergartengruppen. Für September 2023 ist die Eröffnung geplant. Die beiden Kinderhäuser in Weiler und Ettishofen sollen ins neue Gebäude ziehen, das Kinderhaus Vorberg bleibt in Betrieb. „Der Bedarf an Ganztagsbetreuung ist enorm gestiegen“, beobachtet Hugger. Auch die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für jüngere
Kinder gehe nach oben, gegenwärtig sei deshalb eine Not-Krippengruppe in der Turnhalle untergebracht. Das neue Kinderhaus soll dabei helfen, die Lage zu entspannen. Läuft alles nach Plan, so startet an Pfingsten im Dickenwald zudem ein Waldkindergarten in Trägerschaft der Johanniter. „Wir sehen das als ergänzendes Angebot. Denn junge Familien sollen sich bei uns wohlfühlen“, sagt Hugger. Nach dem Kindergarten haben Berger Familien dann die Möglichkeit, ihren Nachwuchs auf die Grundschule in der Gemeinde zu schicken, die aktuell 164 Kinder besuchen. Große Veränderungen gab es dort 2021 nicht, kleine allerdings schon: Die Schule hat einen zweiten Rettungsweg bekommen und – im Rahmen des Digitalpakts Schule – Tablets erhalten.
Die Herausforderung/die Entwicklung 2022
Die Entwicklung zur solidarischen Gemeinde nimmt 2022 wohl Fahrt auf. Für Mitte des Jahres sind die ersten Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern geplant. Dabei wird es vermutlich auch um ein Thema gehen, das aus Sicht der Bürgermeisterin nicht nur 2022, sondern in den kommenden Jahren eine Herausforderung wird: Wohnen im Alter.
Und eine weitere Sache ist ihr wichtig: Sie freue sich auf ein – hoffentlich – ganz normales Bergfest 2022. „Wir setzen alles daran, dass uns das gelingt“, sagt sie. Damit der Rückblick Anfang 2023 nicht mit einem Konjunktiv beginnen muss.