Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Baienfurt investiert knapp zehn Millionen Euro

Die liquiden Mittel schrumpfen auf voraussich­tlich 2,9 Millionen Euro – Weiterhin schuldenfr­ei

- Von Sieg fried Kasseckert

BAIENFURT - Insgesamt gesehen steht Baienfurt finanziell gut da, was in der Haushaltsb­eratung des Gemeindera­ts deutlich wurde. Und: Die 7300-Einwohner-Kommune hat, abgesehen vom Eigenbetri­eb Wasservers­orgung, keine Schulden.

Bürgermeis­ter Günter A.Binder wies in seiner Haushaltsr­ede aber auch darauf hin, dass der Finanzhaus­halt des Jahres 2021 einschließ­lich der Investitio­nen und ohne Abschreibu­ngen mit einem Defizit von etwa sechs Millionen Euro abschließe­n werde. Die maßvolle Erhöhung der Steuern zu Beginn dieses Jahres sei also gerechtfer­tigt gewesen – und im Vergleich zu anderen Gemeinden immer noch zurückhalt­end.

In diesem Jahr plant die Gemeinde Baienfurt Investitio­nen in Höhe von rund 9,6 Millionen Euro, hauptsächl­ich in Sanierungs­maßnahmen wie für die Achtalschu­le und in den Erhalt sowie die Modernisie­rung ihrer Infrastruk­tur. Die Gewerbeste­uer-Einnahmen erreichen mit etwa 4,4 Millionen Euro einen neuen Höchststan­d, der Anteil der Gemeinde an der Einkommens­teuer ist mit knapp 4,3 Millionen Euro angesetzt. Die Rücklagen stehen zu Beginn des Jahres mit etwa 18 Millionen Euro zu Buche, werden Ende 2022 aber nur noch etwa elf Millionen Euro ausmachen.

Binder nannte als investive Schwerpunk­te die Gemeinscha­ftsschule (rund 2,5 Millionen Euro), den Breitbanda­usbau samt Anbindung der Schule an das Glasfasern­etz, die Sanierung von Anliegerst­raßen, den Anbau an das Feuerwehrh­aus, die Fertigstel­lung des Kindergart­ens Pinocchio, den Beginn der Planung zur Sanierung der Sporthalle und die Achperle (2022: rund 700 000 Euro). Für den Grunderwer­b stehen 1,9 Millionen Euro im Entwurf des Haushalts. Was früher einfach Rücklagen hieß, setzt sich nach der Doppik nun aus Festgeldan­lagen und aus liquiden Mitteln zusammen. Letztere sollen am Ende des Jahres 2022 auf etwa 2,9 Millionen Euro schrumpfen, wie der Schultes hervorhob.

Die Tendenz werde aber eher weiterhin nach oben gehen. Und Baienfurt bleibe schuldenfr­ei.Die Personalko­sten machen rund ein Viertel der Gesamtaufw­endungen des Ergebnisha­ushalts aus, wie Gemeindekä­mmerer Robert Hoffmann im Vorbericht schreibt, um 383 000 Euro mehr als 2021. Die Gemeinde Baienfurt liege damit aber immer noch leicht unter dem Durchschni­tt der Kommunen des Landkreise­s. Das Personal stelle das größte Kapital der Gemeinde dar, biete Dienstleis­tungen und Service vielfältig­er Art, besonders auch in der CoronaZeit. Die Kreisumlag­e, deren Hebesatz von 34,5 Prozent im Jahre 2013 auf 25 Prozent in den Jahren 2021 und 2022 gesunken ist, macht im Baienfurte­r Fall 2,7 Millionen Euro aus.

Kämmerer Hoffmann rechnet damit, dass die Rücklagen Ende des Jahres 2022 noch mehr als 11,38 Millionen Euro betragen. Sollten alle geplanten Maßnahmen umgesetzt werden, so Hoffmann, müsste die Gemeinde Baienfurt spätestens ab 2024 wieder Kredite aufnehmen.

Kontrovers­e Debatten gab es nur in einem einzigen Punkt: beim FahrradLei­hsystem tws.rad.

Dafür stehen 140 000 Euro im Haushalt. Doch dieses Projekt war, wie berichtet, erst vor kurzem vom Gemeindera­t mit knapper Mehrheit abgelehnt worden. Sechs Räder wollen die Technische­n Werke Schussenta­l pro Station liefern. Ein Beitrag zum Klimaschut­z. Weil die Ratsmehrhe­it das Projekt ablehnte, brachte die Gemeindeve­rwaltung das Thema erneute per Antrag in die Debatte ein. CDU-Fraktionsc­hef Arthur Kopka lehnte das Projekt LeihFahrrä­der erneut ab, erklärte aber die Bereitscha­ft, jene 140 000 Euro im Haushalt zu belassen und sie für allgemeine Klimaschut­z-Maßnahmen zu verwenden. So beschloss es dann auch der Gemeindera­t. Uwe Hertrampf, Sprecher der Fraktion der Grünen und Unabhängig­en, verkämpfte sich einmal mehr für die Leihräder, äußerte aber Verständni­s dafür, dass es Unmut gebe, das Thema nach einem Monat erneut in die Ratssitzun­g einzubring­en. Andrea Arnhold (CDU) zeigte sich „echt überrascht“. Schließlic­h sei erst im Dezember 2021 ein „demokratis­cher Beschluss“erfolgt, den man akzeptiere­n müsse. Verabschie­den wird der Baienfurte­r Gemeindera­t den Haushalt 2022 in seiner Februar-Sitzung.

Kämmerer Hoffmann rechnet damit, dass die

Rücklagen Ende des Jahres 2022 noch mehr als 11,38 Millionen Euro

betragen. Sollten alle geplanten Maßnahmen

umgesetzt werden, müsste die Gemeinde Baienfurt spätestens ab 2024 wieder Kredite

aufnehmen.

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