Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Dezimierter Wahnsinn
Mit nur 14 Spielern im Kader gewinnen die Towerstars das Spitzenspiel gegen Frankfurt
RAVENSBURG - Mit einem ganz kleinen Kader haben die Ravensburg Towerstars in der Deutschen Eishockey-Liga 2 gegen die Löwen Frankfurt alles gegeben. Bis kurz vor Schluss führten die dezimierten Towerstars in einem teils irrsinnigen Spiel in der CHG-Arena, ehe Frankfurt noch den Ausgleich schaffte. In der Verlängerung vergaben die Towerstars den Sieg, im Penaltyschießen schließlich sicherte Georgiy Saakyan seiner Mannschaft beim 4:3Erfolg den Zusatzpunkt. „Ich bin total stolz auf mein Team, aber auch besorgt, wie lange wir das durchhalten können“, sagte Towerstars-Trainer Peter Russell.
Von ausgeglichenen Verhältnissen auf dem Eis konnte man am Sonntag beileibe nicht sprechen. Die Frankfurter kamen mit 21 Profis nach Oberschwaben. Im Kader der Towerstars standen gerade einmal 14 Spieler. Schon wieder hatte das Coronavirus den Ravensburgern übel mitgespielt. Nach positiven Tests musste Russell auf einige Spieler verzichten. Neben Pawel Dronia in der Abwehr fehlten die Stürmer Fabian Dietz und Josh MacDonald sowie der angeschlagene Robbie Czarnik – und dazu Goalie Enrico Salvarani. In Jonas Langmann war daher nur ein Schlussmann spielfähig.
Mit dem Rumpfkader wurde die Aufgabe für die Towerstars natürlich um einiges schwerer. Und das ausgerechnet im ersten Heimspiel des Jahres. Die 500 Fans in der coronabedingt ebenfalls nur spärlich besetzten CHG-Arena mussten also noch mehr als sonst versuchen, von Außen Einfluss zu nehmen.
Der Beginn war gut, allerdings verpassten die Towerstars in doppelter Überzahl die Führung. Charlie Sarault und Sam Herr scheiterten an Goalie Jake Hildebrand. James Bettauer, der als Stürmer aufgeboten wurde, traf nur den Pfosten. Ravensburg machte Druck, das Tor allerdings machten die Frankfurter. Alexander Dosch verlor im Aufbau die Scheibe, Ryon Moser passte in die Mitte, Brett Breitkreuz traf zum 1:0 für die Löwen.
Ravensburg schüttelte sich kurz und ließ sich vom Gegentreffer genauso wenig aus der Spur bringen wie von den ganzen Ausfällen. Mit einem Sensationssolo von links an zwei Frankfurtern vorbei inklusive Rückhandtreffer glich David Zucker zum 1:1 aus. Die Towerstars hatten ein klares Chancenplus – im Grunde durften sich die Löwen bei ihrem Goalie und der fehlenden Effektivität der Towerstars bedanken, dass es nach dem ersten Drittel unentschieden stand. „Wir waren zu Beginn nicht bereit“, kritisierte Löwen-Trainer Bohuslav Subr.
Nach dem zweiten Drittel waren wiederum die Towerstars froh, bei ausgeglichenem Spielstand in die Kabine gehen zu dürfen. Frankfurt war deutlich besser im Spiel, die Ravensburger hatten oft Probleme, den Puck aus dem eigenen Drittel herauszubekommen. Zunächst gingen die Towerstars allerdings in Führung. Vincent Hessler legte ab zu Sarault, der die Scheibe direkt nahm und Hildebrand keine Chance ließ.
Erneut war es ein Fehler der Towerstars, der zu einem Gegentor führte. Florin Ketterer rutschte neben dem eigenen Tor aus, die Frankfurter nutzten den Platz wieder eiskalt aus. Yannick Wenzel stand vor Langmann gänzlich frei und traf zum 2:2. In der Folge war es fast ein Spiel auf ein Tor. In Überzahl verfehlte Tomas Sykora das Tor nur um Zentimeter, Bobby Raymond feuerte die Scheibe an die Latte.
Den Towerstars gingen im dritten Drittel wenig verwunderlich die Kräfte aus. Sie warfen aber alles rein, was sie noch zur Verfügung hatten. Sie wollten unbedingt gewinnen, das war deutlich zu sehen. Es war zwischendurch ein wildes Hin und Her. Mit dem nächsten Tor für die Towerstars! In Überzahl stocherte Sam Herr die Scheibe in der 53. Minute zum 3:2 über die Linie.
Jetzt galt es, die verbleibenden Minuten schadlos zu überstehen. Langmann parierte einen Schuss von Dylan Wruck überragend. Es wurde dennoch ein Zitterspiel auf der letzten Konditionsrille. Die Krönung blieb jedoch aus, weil Wruck 43 Sekunden vor Schluss doch noch das 3:3 erzielte. Von den Rängen gab es dennoch viel aufmunternden Applaus. Jetzt musste Ravensburgs Kraft aber auch noch für die Verlängerung reichen. Da hatte Herr bei einem Alleingang den Sieg auf dem Schläger, doch Hildebrand parierte. Im Penaltyschießen sorgte Saakyan mit dem zwölften Versuch für großen Jubel in der Halle.