Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zwölf Tonnen Baumaterial fürs Ahrtal
Zwei Leutkircher opfern ihre Freizeit und transportieren die Fracht auf einem Lkw ins Flutgebiet
LEUTKIRCH - Für Wiederaufbauarbeiten im Flutgebiet im Ahrtal wurden vor gut einer Woche rund zwölf Tonnen Baumaterial vom Allgäu nach Bad Neuenahr-Ahrweiler transportiert. Hintergrund ist eine Hilfsaktion des Bauunternehmens Gerald Fischbach aus Wangen und der Leutkircher Firma Baustoffe Walter. Zwei Mitarbeiter von Baustoffe Walter spendeten ihre Freizeit, um die dringend benötigte Fracht nach Rheinland-Pfalz zu bringen.
Die Idee zur Aktion ging laut Christian Rauh, Geschäftsführer der Firma Baustoffe Walter, vom Bauunternehmen Gerald Fischbach aus. So habe sich Fischbach-Mitarbeiter Klaus Sigg aufgrund persönlicher Kontakte im Ahrtal für einen eigens gegründeten Handwerker-Pool angemeldet. Daraufhin sei er mit seinen Kollegen Michael Natterer, Lorenz Ebert und Michael Bischofberger samt Chef Fischbach nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gefahren, um dort eine Woche kostenlose Hilfe vor Ort zu leisten. Zusätzliche Unterstützung habe es von Armin Schumacher vom gleichnamigen Bauunternehmen in Spaichingen gegeben.
Da im sogenannten Baustoffzelt in Ahrweiler zu diesem Zeitpunkt nur noch fünf Säcke Putzmaterial zur Verfügung standen, sagte Baustoffe Walter nach einer entsprechenden Anfrage der Wangener Kollegen ohne langes Zögern Unterstützung zu. Bernd Müller und sein Kollege Markus Bergmann, die beide zum WalterTeam gehören, erklärten sich daraufhin bereit, in ihrer Freizeit eine LkwLadung in das von der Flut betroffene Gebiet zu fahren. Beladen wurde dieser mit Waren – verschiedenen Grundputze, Edel- und Sanierputz sowie Mörtel – mit einem Gesamtgewicht von etwa zwölf Tonnen und einem Wert von etwa 6000 Euro.
Laut Aussage von Rauh könne mit dem genannten Material ein Wohnhaus
für eine gesamte Familie vor Ort wieder bewohnbar gemacht werden. Er erklärt: „Wir hoffen, dass unsere Baustoffhersteller sich an den Materialkosten beteiligen. Davon gehe ich aber aus. Wenn nicht, werden wir uns mit der Firma Fischbach besprechen und bestimmt finanziell eine Lösung finden.“Am Transporttag haben sich Müller und Bergmann bereits um vier Uhr morgens auf den Weg ins Flutopfergebiet gemacht. Die Ankunft erfolgte nach 480 Kilometern, rund sechs Stunden später. Hier wurden sie bereits von den Mitarbeitern der Firma Fischbach erwartet. „Die Menschen vor Ort haben sich alle sehr gefreut, dass wir jetzt mit dem Baumaterial da sind und waren so unglaublich glücklich“, erzählt Müller. Er fügt hinzu: „Die gesamte Situation hat mich so bewegt, dass ich sogar eine Palette Putzmittel von meinem eigenen Geld gespendet habe.“Nach einem kurzen Aufenthalt im Gebiet haben die beiden freiwilligen Helfer dann wieder ihre Reise zurück ins Allgäu angetreten. Hier schlugen sie gegen 19 Uhr am Abend nach einem mehr als anstrengenden Tag auf. „Die Katastrophe im Ahrtal ist stellenweise wieder aus dem Gedächtnis geraten, obwohl noch immer sehr viele Menschen vor Ort Hilfe benötigen. Deshalb freue ich mich sehr über den tollen, freiwilligen und persönlichen Einsatz unserer Kollegen, natürlich aber auch über das super Engagement der Mitarbeiter des Bauunternehmens Fischbach“, sagt Rauh.
Freude herrscht auch bei der betroffenen Familie Bier, die mit Hilfe des Baumaterials aus dem Allgäu ihr zerstörtes Eigenheim wieder instandsetzen kann. „Das war einfach grandios, als die bei uns angekommen sind. Mit dieser Hilfe wurde uns schon eine große Last von den Schultern genommen. Das ist unglaublich, dass sich andere Menschen, die uns eigentlich gar nicht kennen, so für uns einsetzen“sagt Doris Bier.