Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Geigers Flugshow weckt Gold-Hoffnungen

Allgäuer feiert Doppelsieg in Titisee – Wellinger und Freund nicht im Olympiakad­er

- Von Christoph Leuchtenbe­rg

TITISEE-NEUSTADT (SID) - Karl Geiger riss im geliebten Gelben Trikot freudestra­hlend die Arme in die Höhe und klatschte mit seinem überglückl­ichen Kumpel Markus Eisenbichl­er ab: Beim Heim-Weltcup in Titisee-Neustadt haben Doppelsieg­er Geiger und der zweimalige Dritte Eisenbichl­er eine grandiose Flugshow geboten und keine zwei Wochen vor Olympia-Beginn in Peking die goldenen Hoffnungen befeuert.

„Das war einfach geil, das Gefühl nehme ich jetzt mit“, sagte Geiger nach seinem überragend­en Auftritt auf der Hochfirsts­chanze, wo er zuvor einen fünften Platz als bestes Ergebnis verbucht hatte: „Hier habe ich mir in den letzten Jahren immer die Zähne ausgebisse­n.“Mit seinen Saisonsieg­en Nummer 3 am Samstag und 4 am Sonntag holte sich Geiger zudem die Führung im Gesamtwelt­cup vom Japaner

Ryoyu Kobayashi zurück, der Fünfter und Vierter wurde. Der in dieser Saison mit Abstand konstantes­te deutsche Springer hat allen Grund, optimistis­ch nach China zu fliegen. „Ich bin in sehr guter Form“, stellte Geiger selbstbewu­sst zu Recht fest und ergänzte: „In so guter Form – auch im Gesamtwelt­cup – wie noch nie.“

Auch Bundestrai­ner Stefan Horngacher war nach der Gala ausgerechn­et an seinem Wohnort Neustadt hin und weg. „Das war megacool. Karl hat eine Topleistun­g geboten, Markus auch, und der Rest vom Team ist ebenfalls cool gesprungen“, sagte der Österreich­er in der ARD.

Geiger, zur Halbzeit noch Vierter, siegte am Sonntag nach Sprüngen auf 131,0 und 143,0 m (282,7 Punkte) wie am Vortag vor dem Slowenen Anze Lanisek (280,5). Mit 13 Karrieresi­egen hat der Allgäuer nun einen mehr als der frühere Tournee-Sieger Dieter Thoma auf dem Konto. Eisenbichl­er (Siegsdorf/275,3) fiel bei schwierige­n Bedingunge­n von Platz zwei noch um eine Position zurück. Dennoch war der 30-Jährige sehr zufrieden mit dem Wochenende: „Ich bin echt happy.“

Mit dem ersten Springen in Titisee-Neustadt hatte am Samstag auch der Kampf um die letzten Olympia-Tickets geendet. Diese gingen an Youngster Constantin Schmid (Oberaudorf), der starker Neunter geworden war, und Routinier Pius Paschke (Kiefersfel­den) – obwohl dieser an seine zuletzt schwachen Leistungen anknüpfte. Raus aus dem PekingTeam sind damit die Olympiasie­ger Andreas Wellinger (Ruhpolding) und Severin Freund (Rastbüchl).

Das Aus für die beiden prominente­n Adler war allerdings unvermeidl­ich. Wellinger wurde am Freitag positiv auf Corona getestet, hätte bei einer Rückkehr ins Team für Peking womöglich seine Kollegen gefährdet oder selbst mit einer Quarantäne rechnen müssen. „Dieses Risiko wollten wir nicht eingehen“, sagte Horngacher. Auch Freund hätte der Bundestrai­ner gerne mitgenomme­n – nur verpasste der Routinier mit Rang 17 am Samstag die letzte Chance, die DOSB-Norm noch komplett zu erfüllen. Bitter: Platz 14, den er am Sonntag erreichte, hätte gereicht. Wellinger und Freund stehen nun aber auf Abruf bereit, falls sich ein anderer PekingFahr­er infiziert, und sollen am kommenden Wochenende auch bei der Generalpro­be in Willingen starten – sofern die Ärzte ihr Okay geben.

Einen starken Auftritt legte in Titisee-Neustadt auch das deutsche BTeam hin. Der zuletzt in die sportliche Bedeutungs­losigkeit abgerutsch­te ExWeltmeis­ter Richard Freitag holte mit zweimal Platz 21 die ersten WeltcupPun­kte seit über einem Jahr, Justin Lisso sprang bei seinem erst zweiten und dritten Weltcupein­satz sensatione­ll auf die Plätze elf und 13.

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FOTO: THOMAS KIENZLE/AFP Vor Olympa im Aufwind: Nach seiner Galavorste­llung in Titisee-Neustadt reist Karl Geiger als Topfavorit zu den Spielen nach Peking.

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