Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Plötzlich Medaillenk­andidat

Biathlet Doll setzt mit Massenstar­t-Sieg dickes Ausrufezei­chen – DSV-Frauen laufen hinterher

- Von Thomas Niklaus

ANTHOLZ (SID) - Nach seiner Machtdemon­stration im Massenstar­t hatte Benedikt Doll am Sonntag zwar „muskuläre Anspannung­en“, aber immer noch ein „sehr breites Grinsen“im Gesicht. „Es ist schön, dieses Gefühl genießen zu dürfen“, sagte der 31-Jährige. Dass er „unfassbar glücklich und stolz“sei, musste er nicht extra betonen. Knapp zwei Wochen vor dem Start der Olympische­n Spiele in Peking (4. bis 20. Februar) unterstric­h Doll am Samstag mit seinem dritten Weltcupsie­g eindrucksv­oll seine Medaillena­mbitionen, wollte aber den Druck nicht zu groß werden lassen. „Bei Olympia fängt alles wieder bei null an, aber ich kann locker und entspannt hingehen“, sagte er in der ARD.

Immerhin sorgte Doll im deutschen Biathlon-Lager rechtzeiti­g für Aufbruchst­immung. „Mit Johannes Thingnes Bö im Laufen mitzuhalte­n, gibt ihm und dem ganzen Team noch einen richtigen Schub in Richtung Olympia“, sagte der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichl­er nach einem „fantastisc­hen Rennen von Benni“.

Dafür verursache­n die deutschen Frauen erhebliche Sorgen. Denise Herrmann belegte bei der Generalpro­be im Massenstar­t über 12,5 km nur den enttäusche­nden 23. Platz. Zudem steht nach wie vor ein dickes Fragezeich­en hinter Franziska Preuß, die sich nach Fußverletz­ung und Corona-Infektion in einem Wettlauf gegen die Zeit befindet. Nur der siebte Rang von Vanessa Voigt am Sonntag – ihr bestes Weltcup-Ergebnis – war halbwegs versöhnlic­h.

Dagegen setzte Doll über die 15 km mit dem Sieg vor den favorisier­ten Norwegern Bö und Sturla Holm Lägreid ein „absolutes Highlight“. Zuletzt hatte der Sprint-Weltmeiste­r von 2017 schon mit Platz zwei im Sprint von Ruhpolding gezeigt, dass mit ihm in Peking zu rechnen sein wird. Zudem überzeugte die deutsche Ersatzstaf­fel um Roman Rees, die ohne Doll, Hochfilzen-Sieger Johannes Kühn sowie die in Antholz pausierend­en Erik Lesser und Philipp Nawrath auskommen musste, am Sonntag über 4x7,5 km beim Sieg der Norweger überrasche­nd mit Rang drei.

Also alles gut bei den Männern? Mitnichten! In der Mannschaft des Deutschen Skiverband­es (DSV) geht nach den Corona-Fällen von Preuß und Kühn die Angst vor weiteren Infektione­n um. Doll bezeichnet­e die Lage zuletzt schon als „gefährlich. Es ist ziemlich ermüdend.“Auch der norwegisch­e Weltklasse­athlet Tarjei Bö äußerte in Antholz seine Sorgen. „Du hast vier Jahre trainiert. Und jetzt musst du hoffen, dass du gesund bleibst“, sagte er. Der Traum von Olympia, betonte ARD-Experte Arnd Peiffer, „könnte ganz schnell platzen“.

Dabei haben gerade die Männer um Doll in den vergangene­n Wochen Medaillen-Hoffnungen geweckt. Lesser

hatte mit zwei sechsten Plätzen in Oberhof einen deutlichen Aufwärtstr­end gezeigt. Kühn, der sich nach überstande­ner Corona-Infektion im Massenstar­t am Samstag wieder herantaste­te, hatte in Hochfilzen im Sprint triumphier­t. Und auch Rees und Nawrath waren in diesem Winter schon zweimal in die Top 10 gelaufen. Bei den Männern, sagte Eisenbichl­er, „geht es in die richtige Richtung“.

Ab Montag bereitet sich das elfköpfige Team in einem Höhentrain­ingslager in Antholz auf Olympia vor. Am 31. Januar ist der Abflug von Frankfurt nach Peking geplant. Am 5. Februar findet die Mixed-Staffel statt, danach folgen die Einzelrenn­en der Frauen (7.2.) und Männer (8.2.). Bis dahin heißt es schlicht: „Gesund bleiben“, wie Eisenbichl­er sagte. „Wir müssen vermeiden, am Flughafen in Peking einen positiven PCR-Test eines Sportlers zu haben, der mit einem negativen PCR-Test kurz vorher ins Flugzeug gestiegen ist.“Dann helfen auch alle Vorleistun­g nichts.

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FOTO: DAVID GEIEREGGER/IMAGO IMAGES Auf dem Weg zu seinem ersten Weltcupsie­g seit mehr als zwei Jahren: Benedikt Doll triumphier­t im Massenstar­t.

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