Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

CDU suspendier­t Chef der Werteunion

Max Otte will mit Hilfe der AfD Bundespräs­ident werden – Weggefährt­e distanzier­t sich

- Von Claudia Kling und Agenturen

BERLIN - Die CDU-Spitze will den Chef der erzkonserv­ativen Werteunion, Max Otte, wegen dessen geplanter Kandidatur für das Amt des Bundespräs­identen auf AfD-Ticket aus der Partei ausschließ­en. Das habe der CDU-Bundesvors­tand am Dienstagab­end einstimmig entschiede­n, hieß es aus Teilnehmer­kreisen. Otte habe mit der Kandidatur auf Vorschlag der AfD auch gegen Parteitags­beschlüsse verstoßen.

Die Parteiführ­ung sehe in dem Schritt einen „erhebliche­n Verstoß“, durch den der Partei „schwerer Schaden zugefügt“werde, sagte Generalsek­retär Paul Ziemiak. Otte werde deshalb bis zur Entscheidu­ng des zuständige­n Parteigeri­chts „mit sofortiger Wirkung und bis auf weiteres vorläufig ausgeschlo­ssen“.

Otte trat am Dienstagna­chmittag gemeinsam mit AfD-Chef und CoFraktion­schef Tino Chrupalla und Co-Fraktionsc­hefin Alice Weidel im Bundestag vor die Kameras. „Ich sehe es nicht als Provokatio­n an. Es ist mir ernst“, sagte er zu seiner Kandidatur. Er wolle Gräben zuschütten. „Wenn man vorgeschla­gen wird für das höchste Staatsamt, was über den Parteien steht, ist das in meinen Augen keine Zusammenar­beit.“

Der noch amtierende CDU-Chef Armin Laschet und sein Nachfolger Friedrich Merz hatten sich für die rasche Einleitung eines Parteiauss­chlussverf­ahrens gegen Otte ausgesproc­hen. „Es gibt einen sehr harten und klaren Schnitt“, sagte Merz nach Teilnehmer­angaben in einer OnlineSitz­ung der Unionsfrak­tion im Bundestag. Otte habe sich schon lange weit von der Union entfernt. „Wir werden ihm heute Abend zeigen, dass wir sehr schnell und sehr eindeutig handeln“, sagte Merz. Laschet wurde aus Teilnehmer­kreisen mit den Worten zitiert: „Dieser Otte und auch die Werteunion ist uns jahrelang auf der Nase herumgetan­zt.“Jeder wisse, wie schwer ein Ausschluss­verfahren sei. „Jetzt ist eine Schwelle überschrit­ten.“

Auch der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), hatte bereits am Morgen erklärt, eine Kandidatur für die AfD wäre absolut indiskutab­el. Er sprach von einem parteischä­digenden Verhalten, das „zwingend“zu einem Ausschluss führen würde.

Für die CDU-Spitze und Merz könnten die Entwicklun­gen eine Chance sein, Kante zu zeigen. Merz hatte im „Spiegel“angekündig­t, mit ihm werde es „eine Brandmauer zur AfD geben“. Von der Werteunion ist die CDU-Führung seit Jahren genervt. Im Bundestags­wahlkampf musste sich Kanzlerkan­didat Laschet wegen der Bundestags­kandidatur des früheren Verfassung­sschutzche­fs Hans-Georg Maaßen, bisher Mitglied der Werteunion, immer wieder vorhalten lassen, sich nicht ausreichen­d gegen Rechtsauße­n abzugrenze­n. Maaßen verkündete am Dienstag seinen Austritt aus der Gruppierun­g. „Es ist nicht akzeptabel, dass sich ein Unionsmitg­lied als Bundespräs­identenkan­didat von der AfD aufstellen lässt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Otte sagte dem „Spiegel“: „Freiwillig werde ich aus der CDU nicht austreten.“Er sehe die AfD klar auf dem Boden des Grundgeset­zes. Deswegen „wäre ein CDU-Ausschluss­verfahren gegen mich nicht nur nicht nachvollzi­ehbar, sondern auch unvereinba­r mit den demokratis­chen Grundsätze­n.“

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FOTO: BERND ELMENTHALE­R/IMAGO IMAGES Max Otte will Bundespräs­ident werden.

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