Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kampf gegen Elektroschrott
Umweltministerin plant Index zur Reparierbarkeit
BERLIN (dpa) - Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland sollen nach Plänen der Bundesregierung defekte Handys oder andere Produkte künftig leichter reparieren lassen können. „Mit dem Recht auf Reparatur werden wir einen wichtigen Schritt aus der Wegwerfgesellschaft gehen“, sagte Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) in Berlin. „Sinnvoll ist ein Reparierbarkeits-Index, auf dem man erkennen kann, wie reparierfreundlich ein Produkt ist“, sagt Lemke.
SPD, Grüne und FDP hatten in ihrem Koalitionsvertrag ein „Recht auf Reparatur“angekündigt. Lebensdauer und Reparierbarkeit eines Produktes sollen laut den Koalitionsplänen „zum erkennbaren Merkmal der Produkteigenschaft“werden. Lemke verwies darauf, dass Frankreich bereits mit einem Reparierbarkeits-Index vorangegangen sei. Hier war Anfang vergangenen Jahres ein Index eingeführt worden, der anhand verschiedener Kriterien darüber informiert, wie einfach sich Smartphones, Laptops, Fernseher, Rasenmäher oder andere Geräte reparieren lassen. Lemke sagte: „Ich möchte das im europäischen Kontext entwickeln und in Deutschland einführen.“
Die Verbraucherzentrale Bundesverband hatte die Bundesregierung zum Jahreswechsel aufgefordert, das geplante Recht auf Reparatur bis Mitte März auf den Weg zu bringen. Lemke sagte nun: „Ich will eine breite gesellschaftliche Debatte anstoßen, die uns ein neues Verständnis für den Umgang mit Konsumartikeln bringt. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen Produkte möglichst lange nutzen können.“
Vermindert werden sollen die Mengen Elektroschrott, die jährlich in Europa anfallen. Im Schnitt produziert jeder Bundesbürger im Jahr mehr als zehn Kilo Elektroschrott. Laut Europäischem Parlament werden nur 42 Prozent des in der EU anfallenden Elektroschrotts recycelt.
Die Industrie hatte im Grundsatz offen auf die Pläne reagiert – aber je nach Produkt differenzierte Lösungen angemahnt. Bei großen Haushaltsgeräten könne es ökologisch sinnvoller sein, neue, energieeffiziente Produkte zu kaufen, als alte zu reparieren, hatte der Branchenverband BDI angemerkt. Der Digitalverband Bitkom hatte gemahnt, wenn künftig sämtliche Ersatzteile auf Halde produziert und eingelagert würden, könne die Umweltbilanz negativ werden.