Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Löhne steigen laut Eigentümerverband stärker als Mieten
Dieses Fazit klingt überraschend: Mieten seien in den vergangenen Jahren vielerorts erschwinglicher geworden oder im Verhältnis etwa gleich geblieben“, heißt es in einer am Dienstag vorgestellten Untersuchung von „Haus & Grund“. Basis dieser Einschätzung ist die Entwicklung von Löhnen und Mieten in den Jahren zwischen 2015 und 2020, die der Eigentümerverband ausgewertet hat. Selbst die Neuvertragsmieten seien in 300 von 401 Kreisen und kreisfreien Städten bezahlbarer geworden. Ist die Klage über hohe Mietkosten also nur Jammerei auf hohem Niveau? Ganz so ist es nicht, wie Verbandschef Kai Warnecke einräumt. Es gebe sowohl regionale Unterschiede als auch bestimmte Personengruppen, die mit höheren Mieten Probleme hätten: Alleinerziehende, alleinstehende Rentner und Studenten.
Innerhalb der fünf ausgewerteten Jahre stiegen die Bestandsmieten durchschnittlich um sechs Prozent auf 7,23 Euro pro Quadratmeter, die Neuvertragsmieten um 6,6 Prozent auf 7,04 Euro pro Quadratmeter – und die Löhne um 11,3 Prozent auf 3435 Euro. Der Blick müsse auf die ländlichen Räume in Süddeutschland gerichtet werden, sagte Warnecke.
Bundesweit am wenigsten erschwinglich für Neumieter ist Kempten im Allgäu. Dort sind die Mietkosten für eine neue Wohnung zwischen 2015 und 2020 um 25,4 Prozent gestiegen, die Löhne dagegen nur um 11,6 Prozent. Im Alb-Donau-Kreis, in Biberach, im Bodenseekreis und in Ravensburg mussten Mieter laut Haus und Grund dagegen weniger von ihrem Lohn fürs Wohnen ausgeben. Nur im Ostalbkreis, in Sigmaringen und Tuttlingen stiegen die Nettokaltmieten bei neuen Wohnungen stärker als die Bruttolöhne. Dass gerade Mieter in Ballungsgebieten wie Stuttgart, München oder Berlin von Kostensteigerungen betroffen seien, geht aus den Zahlen nicht hervor. Wohnen sei in den Großstädten für alle mit Einkommen bezahlbarer geworden, hieß es. Um die Lohn- und Mietpreisentwicklung in Deutschland vergleichen zu können, hat Haus und Grund Daten der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet. Die Angaben zu den Mieten basieren auf dem Mietspiegelindex des Beratungsunternehmens F+B. Die Nebenkosten der Mieter spielen in dieser Untersuchung keine Rolle. (clak)