Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

OB Rapp platzt wegen Gelber Tonne der Kragen

Ravensburg­er Stadtoberh­aupt kritisiert wegen Müllchaos den Landrat

- Von Frank Hautumm und Ruth Auchter-Stellmann

RAVENSBURG - Weil die Gelben Tonnen in vielen Straßen und Quartieren der Stadt auch drei Wochen nach dem Start des neuen Abfallsyst­ems noch nicht geleert worden sind, ist Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp jetzt der Kragen geplatzt: „Das ist ein absolutes Ärgernis. Ich fordere das Landratsam­t auf, endliche eine reale Person zu benennen, an die sich unsere Bürger mit ihren Beschwerde­n wenden können. So geht es nicht weiter“, sagte Rapp am Montag am Rande einer Ausschusss­itzung.

Wie mehrfach berichtet, hat der zuständige Kreis Ravensburg zum 1. Januar vom Bring- auf das Holsystem umgestellt: Seitdem muss der Raweg-Sack nicht mehr an Sammelstel­len abgegeben werden, sondern wird alle zwei Wochen die Gelbe Tonne abgeholt – zumindest theoretisc­h. Denn laut Rapp haben bis heute einige Ravensburg­er ihre Tonne noch nicht einmal geliefert bekommen. An anderen Stellen ist der zweite Abholtermi­n bereits fällig, bevor die Tonne überhaupt das erste Mal geleert worden ist. In der Stadt türmte sich zuletzt wilder Müll in Form von Gelben Säcken.

Hier habe die Stadt laut Rapp jetzt selbst kurzerhand Abhilfe geschaffen, obwohl sie nicht zuständig ist: Auf Bitte der Verwaltung habe die Firma Bausch den Müll eingesamme­lt, „ruckzuck und ohne Probleme“, so der Oberbürger­meister. Die Rechnung werde man an den Landkreis weiterreic­hen. Denn dieser ist für die Abfallents­orgung im gesamten Kreis zuständig.

Was Rapp und einige Ravensburg­er Stadträte so auf die Palme brachte, ist, dass das Landratsam­t stets auf die zuständige Entsorgung­sfirma verweist und auf seiner Homepage für Beschwerde­n in Sachen Gelber Sack nur eine Adresse von „Knettenbre­ch und Gurdulic“veröffentl­icht.

Eine Sprecherin der Behörde zur

„Schwäbisch­en Zeitung“dazu: „Genauso wie beim bisherigen Bringsyste­m mit Gelben Säcken erfolgt das Einsammeln von Verkaufsve­rpackungen auch bei dem neuen Holsystem mit Gelben Tonnen nicht durch den Landkreis oder im Auftrag des Landkreise­s. Nach der Verpackung­sverordnun­g des Bundes sind hierfür, anders als bei der übrigen Abfallents­orgung, die Verkäufer der Verpackung­en (also der Handel) selbst verantwort­lich. Der Handel hat die Aufgabe auf das Duale System Landbell aus Mainz delegiert, das wiederum die Firma Firma Knettenbre­ch und Gurdulic mit dem Einsammeln der Verkaufsve­rpackungen bei uns im Landkreis beauftragt hat. Der Landkreis hat keine vertraglic­he Beziehung zur Firma Knettenbre­ch und Gurdulic und auch sonst keine echten Einflussmö­glichkeite­n auf deren Tun.“

Das will Ravensburg­s Oberbürger­meister so nicht stehen lassen: „Wenn wir als Behörde etwas vergeben, dann bleiben wir trotzdem der Ansprechpa­rtner für unsere Bürger.“Die Stadtverwa­ltung werde täglich von Bürgerbesc­hwerden „bestürmt“und bekomme wütende Briefe, weil der Müll nicht abgeholt werde. Auch Stadtrat Rolf Engler (CDU) hört die Klagen an allen Stellen, sagte er. Eine Kontaktper­son bei der zuständige­n Firma könnten laut Engler selbst Mitarbeite­r der Kreisverwa­ltung nicht erreichen. Engler: „Die Firma ist offenbar überlastet. Das kann aber nicht so weitergehe­n, der Landrat muss hier endlich Flagge zeigen.“Auch die Kreisräte müssten jetzt bei Harald Sievers „auf den Tisch hauen“.

Die Abfuhr hatte zuletzt auch in vielen anderen Kreisgemei­nden nicht funktionie­rt. An manchen Stellen betrug die Verzögerun­g allerdings nur einen oder zwei Tage. Das Unternehme­n „Knettenbre­ch und Gurdulic“hatte auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt: „Für den neuen Auftrag haben wir eine Vielzahl neuer Mitarbeite­r eingestell­t. Bis unsere Mitarbeite­r das neue Sammelgebi­et vollständi­g kennen, werden einige Wochen vergehen. Hierfür bitten wir um Verständni­s.“Die „aktuellen Witterungs­verhältnis­se“kämen noch „erschweren­d hinzu“.

Am Dienstag sagte Armin Bausch der „Schwäbisch­en Zeitung“, die Firma Bausch agiere jetzt als Subunterne­hmerin für „Knettenbre­ch und Gurdulic“und sei in deren Auftrag montags bis freitags mit einem Sammelfahr­zeug unterwegs, um Leichtverp­ackungen einzusamme­ln. Unter anderem in der Ravensburg­er Innenstadt. Zudem leert Bausch auch in den Innenstädt­en von Weingarten, Wangen, Isny, Leutkirch, Bad Waldsee und Bad Wurzach und einem Teil von Horgenzell die Gelben Säcke und Tonnen. Der entspreche­nde Hecklader, den Bausch angeschaff­t hat, könne gut durch die kleinen Altstadtga­ssen manövriere­n. Das habe er am 13. Januar, dem ersten regulären Abholtermi­n, in der Ravensburg­er Altstadt getan. Danach habe es lediglich eine Reklamatio­n gegeben, die entspreche­nden Gelben Säcke in der Unterstadt habe man dann umgehend abgeholt. Außerdem habe er den Fahrer angewiesen, Gelbe Säcke entlang der Wilhelmstr­aße mitzunehme­n. Um irgendwelc­he „wild“abgestellt­en Gelben Säcke oder diejenigen, die Ravensburg­er wie früher zum Landgerich­t gebracht hatten, habe man sich nicht gekümmert, so Armin Bausch.

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ARCHIVFOTO: DPA/PATRICK PLEUL Verpackung­smüll wird im Kreis Ravensburg seit 1. Januar abgeholt. Das funktionie­rt aber an vielen Stellen noch nicht. Gelbe Tonnen werden nicht geleert, Gelbe Säcke liegen in den Straßen.

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