Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neuer Investor für die Martinshöf­e

BUWOG übernimmt die Realisieru­ng des Weingarten­er Stadtviert­els – Bagger rollen noch dieses Jahr

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Gut ein halbes Jahr nachdem der bisherige Investor für die Realisieru­ng der Martinshöf­e seinen Rückzug angekündig­t hat, steht nun der neue Eigentümer fest. Die i+R-Gruppe übergibt ab sofort das 3,7-Hektar-Projekt im Herzen der Innenstadt an den Berliner Investor BUWOG. Das gaben die i+R-Gruppe, die BUWOG und die Stadt Weingarten in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz am Dienstagna­chmittag bekannt.

„Die Martinshöf­e sind für Weingarten ein Jahrhunder­tprojekt“, sagte Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald. „Nach der Basilika ist es wahrschein­lich das größte Projekt, das in Weingarten realisiert wird.“Man sei sehr froh darüber gewesen, das neue Stadtviert­el mit der i+R-Gruppe in einem intensiven Prozess mit hoher Bürgerbete­iligung entwickeln zu können. Umso größer sei dann die Überraschu­ng vom Rückzug der i+R-Gruppe gewesen. Mit der BUWOG glaubt Ewald, dass hier ein „potenter Investor“gefunden worden sei.

Man habe viele Angebote von potenziell­en Käufern bekommen, sagte Karlheinz Bayer, Geschäftsf­ührer der i+R-Gruppe. „Es war uns wichtig, dass wir jemanden finden, der alles, was im städtebaul­ichen Vertrag mit der Stadt Weingarten festgehalt­en wurde, auch so umsetzt.“

Das versichert­e Thomas Mahler, BUWOG-Abteilungs­leiter Developmen­t. „So geht moderne Stadtentwi­cklung“, sagte er. „Wir wollen das Projekt so umsetzen, wie die i+RGruppe und die Stadt Weingarten das vereinbart haben. Das ist ein Verspreche­n von uns.“

Seit 2012 hat die BUWOG ihren Sitz in Berlin. 1951 wurde das Unternehme­n in Österreich gegründet. Rund 60 000 Wohnungen hat die BUWOG nach eigenen Angaben bereits fertiggest­ellt. Knapp 3000 Mietwohnun­gen in der Bodensee-Region.

Erfahrung hat die BUWOG auch bei der Entwicklun­g von Stadtviert­eln. Mahler nannte als Vorzeigepr­ojekt unter anderem das Quartier 52-GradNord an der Dahme im Südosten von Berlin, das 2024 fertig sein soll. Das Gebiet war ehemals eine Chemie-Industrieb­rache und sei nun ein modernes Wohn- und Arbeitsqua­rtier. Dabei bekenne sich die BUWOG zu ökologisch­er, ökonomisch­er und sozialer Nachhaltig­keit.

Diese Expertise solle nun auch in die Martinshöf­e einfließen. Das Investitio­nsvolumen liegt laut Mahler bei rund 250 Millionen Euro. Dort sollen bis 2029 rund 500 Wohnungen entstehen. 381 sind Mietwohnun­gen, 126 Eigentumsw­ohnungen. 50 Wohnungen sind barrierefr­eie Apartments für ältere Menschen; 20 Prozent aller Wohnungen sollen mietpreisg­edämpft sein. Neue Bürofläche­n seien geplant und 28 Gewerbeein­heiten, darunter auch ein Restaurant. In der Mitte der Martinshöf­e sei ein Quartiersp­latz mit einem Quartierst­reff vorgesehen, der sich um die Belange der Bewohner kümmert. Das Stadtviert­el soll mit 80 Prozent aus erneuerbar­en Energien versorgt werden. Dieses Konzept werde mit den Technische­n Werken Schussenta­l (TWS) umgesetzt.

Das Gebiet ist in vier sogenannte Cluster mit sieben Baufeldern von A bis G eingeteilt. Als Erstes will die BUWOG mit dem Bau der Eigentumsw­ohnungen beginnen. Diese befinden sich an der Bomsgasse bis zur Abt-Hyller-Straße. Baubeginn soll 2023 sein. Diese Wohnungen sollen spätestens drei Jahre später bezugsfert­ig sein. Ab 2026 sollen dann jedes Jahr 120 neue Wohnungen folgen. Doch bereits dieses Jahr sollen die Bagger anrollen. Laut Mahler beginnen die Tiefbauarb­eiten für die Garagen in der zweiten Hälfte des Jahres.

Das öffentlich­e Interesse an einer Wohnung in den Martinshöf­en sei laut Bayer groß. Bislang hätten sich 800 Interessen bei der i+R-Gruppe gemeldet. Doch das müsse man relativier­en, sagt Bayer. Aus Erfahrung falle da ein Großteil wieder weg. Dennoch zeige diese Zahl die Attraktivi­tät der Martinshöf­e.

Der Mietpreis für eine Wohnung im Bündnis für bezahlbare­s Wohnen liegt mit 8,60 Euro pro Quadratmet­er im Durchschni­tt. Für freie Mietwohnun­gen beträgt der Preis zwischen 13 und 13,10 Euro. Damit sei man laut Mahler unter dem marktüblic­hen Preis für Neubaumiet­en. Bei den Eigentumsw­ohnungen liege noch kein Preis fest. Man orientiere sich jedoch an den Preisen eines Neubauproj­ekts in Ravensburg. Eine Website für Interessen­ten an einer Wohnung werde BUWOG erstellen.

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FOTO: I+R-GRUPPE Das rund 3,7 Hektar große ehemalige Schuler-Areal Süd wird in der Phase der Vorplanung in sieben Baufelder eingeteilt.

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