Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
In Wolfegg entsteht ein Jahrhundertbau
In den nächsten Jahren wird sich der Dorfcharakter entscheidend verändern
WOLFEGG - In den Gemeinden im Landkreis Ravensburg hat sich im vergangenen Jahr trotz Corona-Pandemie viel getan. Wie steht es um die Kommunen? Die „Schwäbische Zeitung“nimmt die Gemeinden im Verbreitungsgebiet unter die Lupe und gibt einen Ausblick, was im neuen Jahr so ansteht. Heute: Wolfegg
Das Ereignis des Jahres 2021: Das alles beherrschende Thema in Wolfegg im Jahr 2021 drehte sich um den Neubau des Rathauses. Im September 2019 wurde mit dem Bau begonnen. Während des vergangenen Jahres konnte man Monat für Monat verfolgen, wie der Neubau in die Höhe wuchs und seine äußere Gestalt annahm. Es gab beim Bau in der zeitlichen Planung keine größeren Verzögerungen. Das momentan noch bestehende alte Rathaus wurde im Jahr 1868 erbaut, und nach über 150 Jahren Bestand soll jetzt sein Nachfolger im Frühjahr eingeweiht werden und der Umzug der Rathausmannschaft ist für Ende April geplant. Nachdem schon die Nachbargebäude von Bauhof und Feuerwehr abgerissen wurden und diese in neue Gebäude, weg aus der
Dorfmitte, umgezogen sind, wird auch das alte Rathaus einer neuen Bebauung weichen müssen. Damit stehen ganz entscheidende bauliche Veränderungen in Wolfegg an, die einen neuen, prägenden Dorfcharakter haben werden.
Die wirtschaftliche Entwicklung: Seit vielen Jahren kann in Wolfegg kein neues Gewerbegebiet ausgewiesen werden. Nach Auskunft von Bürgermeister Peter Müller fehlen hierfür die Flächen und die Möglichkeiten, ein Problem, welches den gesamten Landkreis betreffe. Positiv zu erwähnen sei, dass es den Wolfegger Unternehmen im vergangenen Jahr, trotz der Corona-Krise, in den allermeisten Fällen sehr gut gegangen sei.
Die Investition 2021: Die größte Investition mit einem Kostenrahmen von 3,727 Millionen Euro wird für den neuen Rathausbau geleistet. Dafür erhält die Gemeinde finanzielle Unterstützung aus den verschiedenen Fördertöpfen des Landes Baden-Württemberg, wie dem Ausgleichsstock, dem Landessanierungsprogramm, dem Tourismus-Infrastrukturprogramm und zusätzlich Einnahmen aufgrund eines Grundstücksaustauschvertrages im Zusammenhang mit der Rathausverlegung. Für die Gemeinde verbleibt dann ein Eigenanteil von 1,831 Millionen Euro. Neben vielen weiteren Investitionen, beispielsweise in die Straßensanierung innerorts, wurden auch im überregional bekannten Kulturbereich Neuerungen geschaffen. So bekam die Orangerie im Fürstlichen Hofgarten, in der regelmäßige Kunstausstellungen stattfinden, eine Akustikdecke und eine neue Beleuchtung.
Kindergärten und Schulen: Um dem Betreuungsbedarf nachzukommen, wurde auch in Wolfegg im vergangenen Jahr ein Waldkindergarten eingerichtet, der unter der Trägerschaft der katholischen Kirche zum 1. September seinen Betrieb aufgenommen hat und damit 20 neue Plätze anbietet. Die Grundschule, inzwischen mit einer Mensa für die Ganztagsbetreuung ausgestattet, ist stabil zweizügig.
Nach Bürgermeister Peter Müller wird das Thema Kleinkindbetreuung und Schulentwicklung im laufenden Jahr 2022 ein ganz zentrales Thema sein, mit dem man auf die stetig wachsende Kinderzahl reagieren will und muss, auch im Hinblick auf den Ganztagsanspruch im Jahr 2026.
Die Herausforderung 2022: Nach der Fertigstellung des neuen Rathauses soll als nächster Schritt die Neugestaltung des dortigen Hofgartenparkplatzes und des Umfelds des Rathauses folgen. Damit wird hier ein ganz neuer Dorfmittelpunkt entstehen. Auch die Bushaltestellen im Hofgartenbereich sollen barrierefrei umgebaut werden. Der Ausbau der Breitbandversorgung ist geplant, um die schlechte Anbindung in einigen Bereichen zu verbessern. In den kommenden fünf Jahren ist dafür eine Investition von etwa elf Millionen Euro vorgesehen. Die Gemeinde will neuen Wohnraum schaffen. Eine Entwicklungsplanung wurde in Auftrag gegeben und derzeit befinden sich in Wolfegg und Alttann Bebauungspläne in Aufstellung. Hier sollen in den kommenden zwei Jahren insgesamt etwa 56 Bauplätze entstehen.
Diese werden etwa 230 Menschen ein Zuhause in der Gemeinde geben.
Das strittigste Thema: Immer noch ruhig war und ist es momentan beim Umbau der Alten Schule in Wolfegg, der schon seit Jahren geplant ist. Nachdem die Gemeinde das Gebäude verkauft hatte, sollte dort zuerst ein Wellness-Hotel entstehen. Dieser Plan wurde verworfen und der Einbau von Wohnungen geplant. Der damalige Käufer hat die Alte Schule aber inzwischen an einen Investor weiterveräußert. Nach wie vor sind dort Wohnungen geplant, und obwohl dort bereits zwei genehmigte Baugesuche vorliegen, war im vergangenen Jahr und ist bis heute noch kein Fortschritt zu sehen.