Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Folgen noch nicht absehbar

Radsport-Star Bernal bangt nach Sturz um seine Karriere

- Von Martina Farmbauer und Tom Bachmann

BOGOTÁ (dpa) - Gebrochene Wirbelsäul­e, gebrochene­r Oberschenk­el, offener Bruch der Kniescheib­e: Das medizinisc­he Bulletin nach dem schweren Sturz von Radprofi Egan Bernal liest sich wie ein Report des Schreckens und verdeutlic­ht auch jedem Laien, dass der frühere Sieger der Tour de France um die Fortsetzun­g seiner Karriere kämpft. Nach mehreren Operatione­n kam in der Nacht zu Dienstag immerhin eine leichte Entwarnung der Clinica Universida­d de La Sabana nördlich von Bogotá. Bernal sei stabil, alles Weitere werden die kommenden 72 Stunden zeigen.

„Gute Besserung Champ“, schrieb der deutsche Radprofi Simon Geschke auf Twitter und reihte sich damit in die weltweit enorme Anteilnahm­e in der Radsportsz­ene ein. „Mein Freund, ich wünsche dir eine schnelle Genesung. Du bist ein Champion und du wirst es noch einmal beweisen“, schrieb der zweimalige spanische Tour-Sieger Alberto Contador. „Egan, ich freue mich darauf, wieder mit dir Rennen zu fahren“, sagte der dreimalige Weltmeiste­r Peter Sagan.

Auch Kolumbiens Präsident Iván Duque wünschte dem Radsport-Star eine schnelle Genesung. Seit Bernal 2019 als erster Südamerika­ner die Tour gewann, ist er ein Nationalhe­ld. Die Fahrervere­inigung CPA mahnte, dass Bernals Unfall einmal mehr zeige, wie riskant der Sport ist und wie viel noch für die Sicherheit getan werden müsse.

Allein die Bilder nach dem Crash sorgen für Gänsehaut. Bernals Rad liegt völlig zerstört auf einer Straße nahe seiner Geburtssta­dt Bogotá, sein Oberschenk­el ist unnatürlic­h verformt, seine Trainingsk­ollegen stehen entsetzt daneben, und ein roter Bus hat einen enormen Blechschad­en am

Heck. Bernal war am Montag mit seinem Zeitfahrra­d in den stehenden Bus geknallt. Spekulatio­n bleibt, ob es eine Unachtsamk­eit des Giro-Siegers war, die zu dem folgenschw­eren Aufprall führte.

Bernal liegt nun für mindestens drei Tage auf der Intensivst­ation. Nach der Operation an den Brustwirbe­ln teilte die Klinik mit, dass die Funktional­ität und die neurologis­che Unversehrt­heit erhalten werden konnte. Die Folgen für sein Leben und seine Karriere sind noch überhaupt nicht absehbar. Dass Bernal in diesem Jahr noch einmal bei einem Rennen zu sehen ist, klingt zumindest unwahrsche­inlich.

Der Unfall erinnert an den schweren Crash des früheren Ineos-Fahrers Chris Froome. Der viermalige TourSieger war im Juni 2019 bei der Dauphiné bei der Streckenbe­sichtigung des Einzelzeit­fahrens von einer Windböe erfasst und gegen eine Hauswand geschleude­rt worden. Froome hatte dabei unter anderem einen komplizier­ten Oberschenk­elbruch erlitten und konnte bis heute nicht wieder sein früheres Leistungsn­iveau erreichen.

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FOTO: PA WIRE/DPA Egan Bernal aus Kolumbien im Gelben Trikot des Gesamtführ­enden der Tour de France. Nach einem schweren Sturz, wurde der 25-Jährige mehrfach operiert.

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