Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mit letzter Kraft zum Heimsieg
Die Ravensburg Towerstars bezwingen Bad Tölz in einem zähen DEL2-Spiel mit 4:2
RAVENSBURG - Ein Duell der ausgedünnten Kader hat es am Dienstagabend in der Ravensburger CHGArena gegeben. Die Ravensburg Towerstars hatten den größeren Willen – und vielleicht am Ende auch ein bisschen mehr Kraft – und gewannen das Nachholspiel mit 4:2. „Für beide Mannschaften war es schwer, schnell zu spielen“, sagte Towerstars-Trainer Peter Russell. „Was heute gezählt hatten, waren die Punkte. Über die bin ich sehr glücklich.“
Im Vergleich zum Spitzenspiel am Sonntag gegen die Löwen Frankfurt sah die Aufstellung der Towerstars am Dienstag schon wieder ein bisschen freundlicher aus. In Nico Wiens war ein Back-up für Goalie Jonas Langmann dabei, die am Sonntag noch angeschlagen pausierenden Pawel Dronia und Robbie Czarnik standen wieder im Aufgebot. Czarnik hatte am Dienstag Geburtstag und wurde passend dazu für sein kürzlich absolviertes 600. Pflichtspiel als Profi geehrt. Das Bild aufseiten der Tölzer Löwen war dagegen extrem düster. Sechs Stürmer, fünf Verteidiger, zwei Goalies – mehr hatte Trainer Kevin Gaudet nicht zur Verfügung.
Es sind schwierige Zeiten für die Clubs in der DEL2. Das zeigte sich am Dienstag auch schon wieder an zwei Spielabsagen. Die Selber Wölfe und die Kassel Huskies meldeten viele Corona-Fälle, ihre Begegnungen gegen die Lausitzer Füchse beziehungsweise die Eispiraten Crimmitschau mussten erneut verschoben werden.
Anders als am Sonntag war es ein eher träger Beginn der Towerstars. Das Niveau war mäßig. Gleich nach wenigen Sekunden hätte Cam Spiro die Löwen in Führung bringen können, danach tat sich vor beiden Toren lange nichts. Nach und nach kamen die Ravensburger besser rein, in die Drangphase hinein bot sich aber plötzlich Pascal Aquin die Gelegenheit – Towerstars-Goalie Langmann war jedoch zur Stelle.
Eine irre Szene gab es in der 17. Minute: Czarnik schoss den Puck an die Unterkante der Latte, auch Charlie Sarault und Dronia brachten die Scheibe im Nachschuss nicht im Tor unter. Stattdessen hatte auf der Gegenseite
Spiro nach einem Querpass von Ian Brady viel Platz und nutzte diesen zum 1:0 für Bad Tölz. Weil Sarault in Überzahl auch die Latte traf, ging es mit einem knappen Rückstand in die erste Pause.
Die Überzahl nahm Ravensburg mit ins zweite Drittel – und da fiel schnell der Ausgleich. Czarniks Schuss war gar nicht mal so hart, rutschte Löwen-Goalie Josef Hölzl aber durch die Schoner zum 1:1. Durch einen Pfostentreffer der Gäste wurden die Towerstars regelrecht geweckt. Nun gab es eine Vielzahl an Chancen. Der agile Martin Hlozek scheiterte genauso wie Florin Ketterer. Sam Herr wackelte schließlich Aquin aus, traf aber nur den Pfosten.
Nach dem Powerbreak war der ganze Ravensburger Schwung allerdings dahin. Marcus Götz prüfte Langmann, Tölz’ erste Reihe mit Lubor Dibelka, Cam Spiro und Thomas Brandl hatte gleich eine Triplechance – doch mit etwas Glück brachten die Towerstars den Puck weg. Kurz vor Ende des zweiten Drittels gab es eine Szene, die kein Trainer sehen möchte, erst recht nicht in diesen Zeiten, in denen der Kader eh schon dünn ist. Dronia blieb an der Bande liegen, selbst die umstehenden Bad Tölzer riefen sofort nach den Ärzten. Der Towerstars-Verteidiger konnte das Eis zwar eigenständig verlassen, kam aber nicht mehr zurück.
Einen weiteren Rückschlag gab es in der 42. Minute: Aquin zog trocken ab und brachte Bad Tölz mit 2:1 in Führung. Mit einem Angriff aus dem Lehrbuch kamen die Towerstars aber schnell zurück. Von Florin Ketterer kam der Puck zu Georgiy Saakyan, der passte direkt weiter zu David Zucker – 2:2. Es folgte ein weiterer Lattentreffer von Czarnik sowie eine Riesenchance von Vincent Hessler in Unterzahl, allerdings auch eine Riesenparade von Goalie Hölzl.
Es passte zum Abend, dass Herr den Puck an den Kopf bekam und blutend vom Eis musste. Auch ohne ihren Topscorer machten die Towerstars viel Druck – in Überzahl hämmerte James Bettauer die Scheibe in der 57. Minute zum 3:2 ins Tor. „Mit der Entscheidung der Schiedsrichter bin ich nicht glücklich“, meinte Gaudet. „Wir hätten einen Punkt verdient gehabt.“Saakyan mit dem Treffer ins leere Tor machte den Heimsieg schließlich perfekt.