Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Franzosen bestätigen Macron im Amt
Wahlsieger will „Präsident von allen“sein – Ergebnis knapper als vor fünf Jahren
PARIS - Emmanuel Macron hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Frankreich gewonnen. Laut Hochrechnungen kam er auf etwa 58,5 Prozent der Stimmen, seine Herausforderin Marine Le Pen auf etwa 41,5 Prozent. Damit fiel das Ergebnis nicht so deutlich aus wie noch 2017, als Macron 66 Prozent der Stimmen auf sich vereint hatte. Le Pen verfehlte aber klar ihr Ziel, in den Élysée-Palast einzuziehen.
Macron versprach den Wählern seiner Konkurrentin Rücksichtnahme.
Auf ihre „Wut und ihre abweichenden Meinungen“müsse es „Antworten geben“, sagte er nach der Wiederwahl am Fuß des Eiffelturms auf dem Pariser Marsfeld. „Ich bin der Präsident von allen“, betonte Macron.
Unter den Anhängern des Präsidenten, die sich zu Tausenden auf Marsfeld versammelt hatten, wurden die ersten Zahlen mit Erleichterung aufgenommen. „Der extremen Rechten ist es nicht gelungen, dieses Land an sich zu reißen“, sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian vor einem Meer von Frankreich- und Europaflaggen. Die erste Runde vor zwei
Wochen hatte Macron mit 27,8 Prozent vor Le Pen gewonnen, die auf 23,1 Prozent kam.
Le Pen trat bereits zwölf Minuten nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse vor die Kameras. „Ich werde mein Engagement fortsetzen“, kündigte die Kandidatin der Rechtspartei Rassemblement National an.
Der Drittplatzierte der ersten Runde, der Linksaußen-Politiker JeanLuc Mélenchon, bezeichnete das Ergebnis als „gute Nachricht für die Einheit unseres Landes“. Gleichwohl sagte er: „Macron ist der Präsident mit dem schlechtesten Ergebnis der fünften Republik.“Mélenchon hat Ambitionen auf das Amt des Premierministers. Die Parlamentswahl steht am 12. und 19. Juni an.
Deutsche und europäische Spitzenpolitiker gratulierten Macron zur Wiederwahl. „Ich freue mich darüber, dass die französischen Wählerinnen und Wähler Ihren proeuropäischen Kurs mehrheitlich unterstützen“, schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Ähnlich äußerte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der am Abend als erster ausländischer Regierungschef mit Macron telefonierte.