Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kritik aus Deutschlan­d an Papst-Aussagen zur Nato

Außenminis­ter des Vatikans plant laut Medienberi­chten Reise nach Kiew

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BERLIN (KNA) - Aussagen von Papst Franziskus zur Nato mit Blick auf den Krieg in der Ukraine stoßen in Deutschlan­d weiter auf Widerspruc­h. In einem Interview des „Corriere della Sera“(Mittwoch) hatte der Papst zu bedenken gegeben, vielleicht habe „das Bellen der Nato an Russlands Tür“Wladimir Putin dazu gebracht, den Konflikt auszulösen.

Dieser Konflikt sei von außen geschaffen worden. Er könne nicht sagen, ob es richtig sei, die Ukraine jetzt mit Waffen zu versorgen, so Franziskus weiter. Zugleich hatte er in dem Interview den russisch-orthodoxen Patriarche­n Kyrill I. kritisiert. Dieser dürfe sich „nicht zum Messdiener Putins machen“.

Zu den Nato-Aussagen des Papstes sagte CDU-Außenpolit­iker Norbert Röttgen der „Bild“-Zeitung: „Wenn der Papst sich auf das Feld der Politik begibt, ist er nicht unfehlbar.“Um sich eine Meinung zu bilden, solle Franziskus „nicht nur nach Moskau reisen, sondern nach Riga, Vilnius oder Tallinn“. Denn die kleinen baltischen Staaten hätten Putin nie provoziere­n wollen, sondern suchten schlicht Schutz vor ihm. FDPVerteid­igungspoli­tikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann erklärte:

„Erst heuchelt Putin Frömmigkei­t mit Kerze in der Hand in der russisch-orthodoxen Osternacht, jetzt steht ihm auch noch der Vatikan bei. Bravo. Der liebe Gott schaut fassungslo­s auf die Erde, während die Menschen in der Ukraine sterben“, so die Katholikin.

Unterdesen will offenbar der vatikanisc­he Außenminis­ter, Erzbischof Paul Gallagher, nach Kiew reisen. Der Apostolisc­he Nuntius in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, bereite einen Besuch Gallaghers in Kiew vor, schrieb der Vatikanbot­schafter in Armenien und Georgien, Erzbischof Jose Bettencour­t, am Donnerstag­abend bei Twitter. Eine Bestätigun­g aus Kiew oder aus dem Vatikan gibt es bislang nicht.

Der 68-jährige Brite Gallagher ist seit 2014 Sekretär des Heiligen Stuhls für die Beziehunge­n mit den Staaten. Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Papst Franziskus in sein Land eingeladen. Franziskus hatte jedoch Anfang der Woche in einem Zeitungsin­terview erklärt, ein Besuch in Kiew stehe momentan nicht an. „Ich spüre, dass ich nicht gehen sollte. Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen“, so der Papst.

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