Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Die Grünen entwickeln sich zur Kriegspartei“
Zu „Die Grünen sind jetzt erwachsen“(2. Mai):
Die Grünen haben sich im Rekordtempo von alten Überzeugungen verabschiedet. Die Partei, die für Frieden, Ausgleich und Versöhnung eintrat, hat nach und nach ihre Grundsätze verraten und entwickelt sich mehr zu einer Kriegspartei. Statt „Schwerter zu Pflugscharen“rufen sie nun im Verein mit der FDP zur Lieferung schwerer Waffen auf und sagen Ja zum geplanten Sondervermögen der Bundeswehr. Der größte Scharfmacher und Kriegstreiber: Anton Hofreiter. Sie drehen immer weiter an der Eskalationsschraube. Was werden sie demnächst fordern, eine Flugverbotszone, die Ausbildung ukrainischer Soldaten an westlichen Waffen? Dann werden wir einen dritten Weltkrieg erleben, der uns alle ins Verderben stürzen wird. Ich verkenne nicht: Selbstverständlich hat die Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung und es ist wohl völkerrechtlich in Ordnung, sie darin zu unterstützen. Doch wenn dadurch der Krieg nur verlängert wird, die Zerstörung und das Töten immer weiter fortschreiten und all dies in einer atomaren Vernichtungsorgie münden könnte, macht das Ganze keinen Sinn. Niemandem ist gedient, wenn alles in Schutt und Asche liegt und der letzte Blutstropfen vergossen ist. Warum wird nach immer weiteren und schwereren Waffen gerufen? Warum nutzt niemand die Chance, die USA aufzurufen, mit Russland in Friedensverhandlungen einzutreten? Wenn überhaupt, dann ist Putin bereit, mit den USA zu verhandeln. Doch könnte es sein, dass die USA kein Interesse daran haben. Ihnen ist hauptsächlich daran gelegen, ihr schmutziges Fracking-Gas teuer in Europa verkaufen.
Albert Gröner, Sigmaringen
Zu „Alice Schwarzer verteidigt offenen Brief an Scholz“(3. Mai):
Welch ein erschreckendes Machwerk, das Alice Schwarzer als offenen Brief an Bundeskanzler Scholz geschickt hat. Frau Schwarzer und ihren Mitstreitern ist es offensichtlich nicht bewusst, dass sie mit dem Schüren von Ängsten Putins perfides Spiel der Destabilisierung des Westens mitbetreiben. „Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich ernsthaft von der Gefahr eines neuen Weltkriegs überzeugt.“Das war Frau Schwarzer offenbar nicht, als die Sowjetunion Atomraketen auf Kuba installierte. Nur durch die knallharte und unmissverständliche Haltung Kennedys, alle Schiffe anzugreifen, die den Blockadering durchbrechen würden, wurde die Welt vor einem atomaren Weltkrieg bewahrt. Diese Angst hatte Frau Schwarzer wohl auch nicht, als die Sowjetunion die SS-20 Atomraketen in unmittelbarer Nähe Westeuropas modernisiert und stationiert hatte. Erst durch den NatoDoppelbeschluss und die glasklare Warnung seitens der Nato wurde eine Abrüstung im Rahmen des INF-Vertrages
möglich und die Gefahr eines atomaren Weltkrieges gebannt. So viel Geschichtskenntnis sollte man bei Frau Schwarzer eigentlich voraussetzen dürfen, bevor sie sich mit einem derartigen Machwerk an den deutschen Bundeskanzler wendet und Tausende Menschen instrumentalisiert, ein derartiges Pamphlet mit zu unterzeichnen. Stattdessen wird der Eindruck erweckt, man könne in langen weißen Gewändern mit einer Friedenstaube auf dem Arm, vor russischen Panzern demonstrierend, den verbrecherischen Angriffskrieg Putins beenden und „zu einem Kompromiss kommen, den beide akzeptieren“. Eine derartige realitätsferne „Friedensromantik“hat ja bereits in Belarus hervorragend funktioniert – nur dass Tausende der friedlich demonstrierenden Menschen gequält, verprügelt und inhaftiert wurden.
Und da war noch nicht mal Krieg. Peter Neumann, Immenstaad
Zu „Die pazifistische Idee darf nicht sterben“(29. April):
Wecker erteilt in diesem Gespräch den Ukrainerinnen und Ukrainern in belehrender Frageform den Ratschlag, sich pazifistisch korrekt den russischen Aggressoren gegenüber zu verhalten, etwa indem sie sich Putins Truppen ohne Waffen stellen könnten. Bemerkenswert ist in diesem Gespräch auch eine Frage des Journalisten, der überwiegend den Stichwortgeber für Wecker gibt: „Selbst eine grüne Ministerin wie Annalena Baerbock fordert schwere Waffen für die Ukraine. Woher kommt das Bedürfnis, in diesem Krieg mitmischen zu müssen?“Der Begriff „Bedürfnis“meint ja in der Regel der Wunsch nach Selbstverwirklichung. Also die
Zustimmung zu Waffenlieferungen an die Ukraine als Teil des Baerbockschen Selbstverwirklichungsprozesses? Vor dem Hintergrund des Leids und des Grauens in der Ukraine eine interessante Sicht des Fragestellers auf die Außenministerin. Wecker nutzt diese Frage als Steilvorlage und unterstellt Frau Baerbock die „Sehnsucht nach Anerkennung und Macht“. Und in diesem Zusammenhang erwähnt er auch den Wirtschaftsminister Habeck und dessen „schreckliche Verbundenheit mit der Macht“. Der Leser erfährt noch, dass Wecker wegen der düsteren Gedanken und der brutalen Kriegsbilder Zuflucht in Italien sucht und dort Schutz findet in der Beschäftigung mit Literatur und Kunst. Man darf gespannt sein, was dem Welterklärer Wecker dann noch so alles einfällt.
Wilhelm Kächele, Wilhelmsdorf
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