Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Frankfurt feiert und träumt
Nach dem Coup gegen West Ham geht es nun im Finale der Traditionsclubs gegen Glasgow
FRANKFURT (dpa) - In einer magischen Fußball-Nacht voller denkwürdiger Momente sah Eintracht Frankfurt schon aus wie ein Europapokalsieger. Die in Weiß gekleideten Fans stürmten das Feld, erwachsene Menschen weinten und Vereinspräsident Peter Fischer gab inmitten Hunderter feiernder Anhänger ein Interview, in dem er alles „Weltklasse“nannte. Es fehlte nur noch eins: der große silberne Pokal. Denn nach dem 1:0-Halbfinalerfolg über West Ham United sind die europaverrückten Hessen erst einmal nur Finalist. Die ganz große Krönung soll nun im Traditions-Traumfinale am 18. Mai (21 Uhr) in Sevilla folgen – gegen die Glasgow Rangers.
„Jeder, der dabei sein konnte, wird das sein ganzes Leben nicht vergessen“, beschrieb Cheftrainer Oliver Glasner die unglaublichen Momente. Erst eine riesige Pyro- und Konfettishow, dann 90 Minuten Dauerparty und zum Abschluss der weiße Schwarm an Eintracht-Fans, die uneinfangbar aufs Feld stürmten und ihr Glück nicht fassen konnten: Es waren surreale Szenen, die zu diesem irren Frankfurter Fußball-Frühling passten. Und der nun mit einem europäischen Titel plus der erstmaligen Qualifikation für die Champions League vergoldet werden könnte.
Die Eintracht-Profis um Siegtorschütze Rafael Borré versuchten am Freitag bei einem Lauf durch den sonnendurchfluteten Frankfurter Stadtwald, das Unbegreifliche zu begreifen. Die Stimmung wirkte schon etwas gedämpfter als einen Abend zuvor. „Nach dem großen Ausschlag nach oben ist heute die Delle. Der Alltag hat uns schon wieder“, relativierte
Glasner. Schnell wird sich der Fokus aber in Richtung Sevilla richten, wo in knapp zwei Wochen im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán das nächste Jahrhundertspiel für die Hessen angepfiffen wird. „Da spielt Tradition gegen Tradition – jetzt wollen wir das Ding auch holen“, tönte Präsident Fischer. Es wird das dritte europäische Endspiel der Eintracht nach 1960 und 1980.
Auf dem Weg Richtung Andalusien haben die Hessen Clubs wie Fenerbahce und Betis Sevilla hinter sich gelassen und dann den großen FC Barcelona im eigenen Stadion besiegt. Die Sause vor knapp 30 000 Fans im Camp Nou und die Bilder vom Donnerstagabend werden ihren Weg in die Clubannalen finden. Gegen West Ham wurde die ausgelassene Freude zusätzlich befeuert, als der Stadionsprecher durchsagte, dass es
im Finale gegen die Rangers und nicht gegen RB Leipzig geht.
Gestandene Profis wie Kevin Trapp und Sebastian Rode waren zutiefst gerührt nach dem Abend, den sie in Frankfurt nicht zu Unrecht „historisch“nennen werden. „Bis heute war es das schönste Spiel und der schönste Tag der Karriere. Das ist schon etwas ganz Besonderes“, sagte Trapp. Noch bis tief in die Nacht feierten die Frankfurter Fans rund ums Stadion und in der Stadt. Viele von ihnen werden nun komplizierte und völlig überteuerte Reisen nach Sevilla buchen – und es wird ihnen komplett egal sein angesichts einer einmaligen Chance.
„Unglaublich. Ein Traum wird endlich wahr. Das haben diese Stadt und das Umfeld verdient“, sagte Fischer, der die große Europa-Liebe des Clubs verkörpert wie kein Zweiter. gend aus den Knochen geschüttelt haben. Die Sachsen brauchen an den letzten beiden Spieltagen zwei Siege, um das Ziel Champions-LeagueQualifikation zu erreichen, das nach dem jüngsten Absturz auf Platz fünf der Bundesliga-Tabelle in Gefahr geraten ist. Und dann wäre da ja noch die zweite Titel-Chance im DFB-Pokalfinale am 21. Mai gegen den SC Freiburg.
Wie Tedesco nahm auch Laimer die Mannschaft in die Pflicht. „Wir haben jetzt drei Finalspiele. Und dann wird es Zeit, sich von so einer Seite zu zeigen, dass du so ein Ding einfach mal ziehen kannst“, so der Österreicher bei RTL. (SID)
Der Präsident, der in Barcelona Dosenbier am Plaça de Catalunya trank und nun im Wimmelbild der Fanmenge in dem mit 48 000 Menschen ausverkauften Stadion versank, wird in Sevilla garantiert für neue unvergessliche Bilder sorgen. Nachdem die Eintracht als Außenseiter in die Duelle mit Barça und West Ham startete, wird die Glasner-Elf gegen den Traditionsclub aus Schottland sogar Favorit sein. „Glasgow hat Dortmund und Leipzig ausgeschaltet, zwei absolute Topmannschaften. Wir wissen, was auf uns zukommt. Die Rangers sind ein absoluter Traditionsverein. Das wird für den gesamten europäischen Fußball ein wunderbarer Abend“, prophezeite Glasner. Nicht auf dem Rasen dabei sein wird Martin Hinteregger, für den die Saison wegen einer Oberschenkelverletzung vorzeitig beendet ist.