Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Regionales aus dem Glas statt kulinarischer Massenware
Wer offenen Auges durch den Supermarkt bummelt, wird von der schieren Masse an Fertiggerichten geradezu erschlagen. Die Marktführer bieten in Dosen, Gläsern und Beutel alles an, was der Otto-Normal-Magen als verzehrfähig erachtet. Auch wenn der Inhalt in der Regel um einen bunten Reigen aus Geschmacksverstärkern und Konservierungsstoffen angereichert ist, den allgegenwärtigen Zucker nicht zu vergessen.
Wer unter diesen Produkten etwas regional Hergestelltes sucht, am liebsten noch dazu ohne Zusatzstoffe, der muss schon ganz genau hinschauen. Dabei gibt es mit der Föhr Genussmanufaktur spätestens seit der Corona-Krise einen Anbieter, der direkt in Ravensburg produziert. Und die Zutatenlisten auf den Gläsern lassen auf unverfälschtes Essen handwerklichen Ursprungs hoffen:
Keine E-Nummer trübt die Vorfreude, kein überflüssiger Zuckerzusatz den Appetit. Neben diversen Einzelhändlern der Region ist der Onlineshop eine Möglichkeit, um die Produkte einzukaufen. Nach drei Werktagen klingelt der Postbote und stellt einen Karton mit ganz unterschiedlichen Gläsern ab. Beginnen wir mit der Kürbis-Kokossuppe, die im erwärmten Zustand eine sämige Konsistenz zeigt und mit einer starken Curry-Note wirklich Mut zur Würze beweist. Auch auf die Gefahr hin, dass es empfindlichen Gaumen zu scharf und intensiv sein könnte. Föhr versucht erfreulicherweise gar nicht erst, es allen recht zu machen – und gewinnt damit kulinarisches Profil. Vom Testessen bleiben die geschmorten Rinderbäckle im kulinarischen Gedächtnis hängen. Denn diese sind durchs lange Garen ausnehmend zart und angenehm im Mund. Die Menge eines
Glases genügt, um zwei Personen mit Fleisch und reichlich Soße satt zu machen. Ähnlich angenehm und mürbe wirkt das Gulasch, das nicht mit Paprika zubereitet ist, sondern der deutschen Machart folgt. Auch beim Fleisch bestätigt sich der Eindruck des charakteristischen Abschmeckens, auch wenn die Soße in dem Fall ein wenig lasch rüberkommt.
Fertiggerichte zeichnen sich meist durch Langeweile aus, weil sie möglichst vielen Menschen schmecken sollen. Das kann man den Produkten von Föhr nicht nachsagen. Die Schmorgerichte kann man so auch in gutbürgerlichen Restaurants finden. Zumal die Konservierung im Glas der Qualität keinen Abbruch tun muss.
Allerdings gibt es auch Produkte im Föhr-Warenkörbchen, wo es noch viel Potenzial zum Nachbessern gibt. Zum Beispiel beim grünen Basilikum-Pesto, dem schlicht die Beigabe eines guten Parmesan-Käses fehlt. Dadurch wirkt es im wahrsten Sinne des Wortes unfertig. Auch das verwaschene Grün wirkt nicht so appetitlich wie es sein könnte. Beim Pesto Calabrese fehlt ebenso ein wichtiges Element – nämlich die Schärfe von Chili, für die die Paprikapaste bekannt ist.
Im Preis-Leistungs-Vergleich müssen sich die regionalen FöhrProdukte übrigens nicht verstecken. Das 360-Gramm-Glas Rindergulasch gibt es freilich von Allerweltsmarken billiger. Dafür muss man bei Föhr aber auch nicht mit der Lupe nach dem Fleisch suchen und läuft auch nicht Gefahr, sich mit Lebensmittelchemie den Gaumen zu verderben. Jedenfalls: Den Speisen schmeckt man an, dass Föhr vom Fach ist. Neben diversen Event-Locations betreibt die Familie auch das Buffalo Steakhouse in Friedrichshafen.
Föhr Genussmanufaktur