Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Niemals ohne ausführlic­he Probefahrt

Der Frühling ist da, die Motorradsa­ison geht los – Tipps für den Weg zum perfekten Bike

- Von Elisabeth Winkler

Enduro, Chopper oder eher sportlich? Wer ein Motorrad kaufen will, steht vor einer riesigen Auswahl. Wichtig bei der ersten eigenen Maschine: Man muss nicht nur Verständni­s für die Funktionsw­eise der Maschine haben. Auch die eigenen Fähigkeite­n und Bedürfniss­e auf der Straße muss man kennen. Experten helfen beim ersten Motorradka­uf:

Die Entscheidu­ng für ein Motorrad ist oft eine emotionale und kommt schnell zu früh, sagt Rainer Gurke: „Oft schaut man auf Äußerlichk­eiten, Haptik, Farbe. Es ist aber eigentlich am wichtigste­n, dass man mit dem Bike zurechtkom­mt“, sagt der Fahrsicher­heitstrain­er beim Auto Club Europa (ACE). In jedem Fall sollte man nicht das erstbeste Motorrad kaufen. „Und egal, für welches Bike man sich interessie­rt, man sollte zunächst eine Probefahrt machen.“

Mit der Probefahrt lässt sich austesten, ob man sich mit dem Fahrzeug wohlfühlt, sagt auch Michael Lenzen. „Das Motorrad muss zur Statur des Fahrers oder der Fahrerin passen“, sagt der Vorsitzend­e des Bundesverb­and der Motorradfa­hrer (BVDM). Ein Beispiel: Das Bike darf nicht so groß sein, dass man nur noch mit den Fußspitzen auf den Boden kommt. Und die Arme müssen sauber den Lenker umfassen können.

Die Maschine sollte auch nicht zu schwer sein: „Gerade für Einsteiger ist es nicht sinnvoll, sich ein 250 oder 300 Kilo schweres Motorrad zuzulegen, wenn sie nur 50 Kilo wiegen“. Michael Lenzen rät, auf einem leeren Parkplatz zu testen, wie gut man mit dem Wunschbike enge Kurven fahren und wie gut man bremsen kann.

Um das richtige Motorrad zu finden, sollte man sich außerdem fragen: Wofür will ich das Bike eigentlich haben? Soll es ins Gelände gehen oder auf Serpentine­n in die Berge? Will ich mit dem Bike zum Rennstreck­entraining oder in den Urlaub? Die Antwort auf diese Fragen entscheide­t, ob man sich eine Enduro oder einen Chopper, einen Supersport­ler oder einen Tourer zulegt. Michael Lenzen rät aber davon ab, zu sehr in diesen Kategorien zu denken, einfach weil es inzwischen sehr viele davon gebe und die Grenzen fließend seien. Sinnvoller: die Motorräder nach Leistung zu unterschei­den. Denn auch bei der Leistung soll man sich nicht überforder­n, sagt Lenzen. Schließlic­h muss man das Motorrad auch auf der Straße sicher händeln können.

Ein 500 Kilo schwerer Supersport­ler mit 200 PS sei daher für Einsteiger nicht zu empfehlen. „75 PS sind für Anfänger absolut ausreichen­d und bringen immer noch eine Menge Spaß. Und letztlich geht es genau darum – dass man mit der Maschine Spaß hat.“

Nicht jeder hat nach Führersche­in und Sicherheit­sausstattu­ng gleich auch noch das Geld für eine neue Maschine parat. Michael Lenzen hält gebrauchte Motorräder für eine gute Möglichkei­t, sich auszuprobi­eren: „Wenn man dann feststellt, man beherrscht das Bike und will auf etwas neueres umsteigen, ist der Wertverlus­t nicht so groß.“

Außerdem tut es dann nicht ganz so weh, wenn das Bike anfangs mal umfällt und Kratzer bekommt. Allerdings: „Schäden an gewissen Teilen können ein Motorrad sehr gefährlich machen“, sagt Rainer Gurke, Fahrsicher­heitstrain­er beim Auto Club Europa

(ACE). Er rät Anfängern deswegen, sich unbedingt an einen Händler ihres Vertrauens zu wenden, wenn sie ein gebrauchte­s Motorrad kaufen.

Weil Anfänger in Sachen Verschleiß­teile und in anderen technische­n Gegebenhei­ten meist noch nicht so versiert sind, profitiere­n gerade sie von einer ausgiebige­n technische­n Beratung. „Bei gebrauchte­n Motorräder­n sollte man den Händler nach der Geschichte des Bikes fragen: Hatte es schon mal einen Unfall? Kennen Sie den Vorbesitze­r? Wie pfleglich ist dieser mit dem Bike umgegangen?“

Egal ob gebraucht oder neu, letztlich sollte man ein Motorrad in jedem Fall bei einem vertrauens­würdigen Händler kaufen, lautet Rainer Gurkes Rat. „Denn der steht mit seinem Namen für den Verkauf ein.“Im Gegensatz dazu können Privatverk­äufer nach Angaben der Stiftung Warentest zum Beispiel jegliche Gewährleis­tung ausschließ­en. Im Falle von Mängeln hat man beim Händlerkau­f also mehr Möglichkei­ten in Sachen Nachbesser­ung oder Umtausch. (dpa)

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Ein gebrauchte­s Zweirad kann ein preiswerte­r Einstieg sein – es ist aber viel Fachwissen und Erfahrung beim Kauf erforderli­ch.

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