Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Heilig-Geist-Spital soll großes Ärztezentrum werden
Fachklinik für geriatrische Reha zieht aus – Der Zeitpunkt ist noch offen
RAVENSBURG - Die Geschichte des Heilig-Geist-Spitals in Ravensburg als Krankenhaus endet bald endgültig. Doch eine bis ins 15. Jahrhundert zurückreichende Tradition als Haus der Gesundheit könnte sich in dem Gebäude im historischen Zentrum fortsetzen: Wenn die Oberschwabenklinik (OSK) mit der geriatrischen Reha ausgezogen ist, soll das Heilig Geist als Ärztezentrum weiter ausgebaut werden. Das zumindest sind die Vorstellungen der Stadt als Eigentümer. Erste Interessenten gibt es auch schon.
Im vergangenen Jahr hat der Landkreis bereits im Vorgriff auf die jetzt beschlossene Neustrukturierung der OSK mit der Schließung des Krankenhauses in Bad Waldsee auch den Mietvertrag im HeiligGeist-Spital gekündigt – überraschend für die Ravensburger Verwaltungsspitze, weshalb es atmosphärische Störungen gegeben hatte. „So geht man nicht mit Partnern um“, waren sich Ravensburgs Oberbürgemeister Daniel Rapp und der Gemeinderat einig.
Nach dem Beschluss des Kreistages ist nun endgültig klar, dass die geriatrische Reha der Oberschwabenklinik aus der Innenstadt ans Elisabethenkrankenhaus umziehen wird; zumindest vorerst. Denn mittelfristig wird die OSK nur noch eine Akut-Geriatrie betreiben, für die Reha soll dann möglichst ein Partner im Landkreis gefunden werden.
Der Mietvertrag der Fachklinik im Heilig Geist endet nach der Kündigung eigentlich zum 31. Dezember. Der Aufsichtsrat der OSK möchte den Vertrag aber um ein weiteres Jahr bis zum 31. Dezember 2023 verlängern, sagte jetzt Timo Hartmann, Sprecher der Stadt Ravensburg, auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Hartmann: „Die Verhandlungen laufen derzeit.“
Wann genau die letzten Patienten ausziehen werden, ist also derzeit noch offen. Bislang stehen im Heilig
Geist auf zwei Stationen für die Senioren insgesamt noch 42 Betten zur Verfügung
Wenn es so weit ist mit dem Umzug, eröffnen sich für die Nachnutzung einige Möglichkeiten: Das ehemalige Ravensburger Krankenhaus, dessen Geschichte als Grundversorger vor 25 Jahren endete, umfasst das Spitalgebäude mit dem ersten und zweiten Obergeschoss sowie das Therapiegebäude mit seinem Erdgeschoss und mehreren Nebenräumen (bislang Umkleiden und Archive). In der Summe ist das eine Fläche von gut 2150 Quadratmetern, so Timo Hartmann.
Die Stadt als Eigentümer ist gerade dabei, ihre Vorstellungen für die weitere Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes zu erarbeiten. Nachdem es im Spital mit einem modernen Anbau aus dem Jahr 2008 bereits mehrere Praxen aus unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen sowie eine Apotheke und ein Café gibt, als Gesundheitszentrum betrieben von der Stiftung Heilig-Geist-Spital, kann sich die Verwaltung gut einen Ausbau des Gebäudes als großes Ärztezentrum vorstellen.
Ganz spruchreif sei das laut Pressesprecher Hartmann zwar noch nicht, aber speziell für das bisherige Therapiegebäude sei man bereits „in Gesprächen über potenzielle Nachnutzungen“.
Die Ideen seien schon sehr konkret. Hartmann: „Vieles hängt auch davon ab, wie die Untersuchungen am Gebäude verlaufen, welche räumlichen Planungen überhaupt realistisch sind. Das können wir aber erst so richtig angehen, wenn die Geriatrie ausgezogen ist. Das Spital ist ein besonders geschütztes Denkmal. Damit müssen und wollen wir behutsam umgehen.“
Das Gebäude in Ravensburg ist ein Kulturdenkmal. Die Stiftung Heilig-Geist-Spital, die 1997 gegründet wurde, hat das Spital umfangreich saniert.
Das historische Holztragwerk und grundsätzliche Strukturen müssen erhalten bleiben. Flächen für Büros sieht die Stadt an diesem Standort eher nicht.