Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Straßenkinder sollen besser gefördert werden
Immanuel-Gemeinschaft in Ravensburg bekommt Besuch von Partnerschule in Uganda
RAVENSBURG - Die katholische Gemeinschaft Immanuel in Ravensburg hat Besuch von der Partnerschule Emmaus im ostafrikanischen Uganda bekommen. Pauline Odee kümmert sich um die Verwaltung an der Emmaus-Schule. Einen Monat ist sie in Europa unterwegs, um verschiedene Partner ihrer Schule zu besuchen. Im Haus der christlichen Gemeinschaft in Ravensburg berichtete sie vom Start nach Corona und den Herausforderungen im Schulalltag. Gerade Kindern von der Straße fällt wohl der Einstieg in das Schulleben schwer. Für sie will die Schule nun ein eigenes Angebot schaffen.
Rund 660 Kinder gehen aktuell zur Emmaus-Schule. Das sind über 100 mehr als noch vor Corona. Dabei kamen im Januar, als die Schulen in Uganda nach eineinhalb Jahren Pandemie wieder öffnen durften, längst nicht alle Schüler wieder. „Wir besuchten einige Kinder in ihrem Zuhause, um sie zurückzuholen“, erzählt Odee.
So konnten sie und ihr Team wohl um die 50 Kinder zurückgewinnen. 15 Schüler kamen nicht wieder. Sie arbeiten nun für die Familie oder sind in die nächstgrößeren Städte gezogen. Die Emmaus-Schule liegt auf einem weitläufigen Gelände in Katikamu, etwa drei Autostunden nördlich der Hauptstadt Kampala. Auf dem Gelände gibt es unter anderem auch das christliche Emmaus-Zentrum, eine Krankenstation sowie eine Kirche. Die Verbindung zu den Immanuel-Gemeinschaften in Deutschland und der Schweiz ist eng. Diese haben ihren Ursprung in Ravensburg. Dort wurde in den 1980er-Jahren die katholische Laiengemeinschaft gegründet, mit dem Ziel, ihren Glauben nach dem Evangelium auszurichten. Vor über drei Jahrzehnten gründete der Missionar Ernst Sievers die Emmaus-Gemeinschaft in Uganda. Im Jahr 2007 wurde die Schule gebaut.
Da es sich bei der Emmaus-Schule um eine Privatschule handelt, erhält sie keine finanzielle Unterstützung von der Regierung, erklärt Odee. Stattdessen müssten sie Steuern an den Staat bezahlen. Durch das erhobene Schulgeld und die Spenden der Ravensburger Immanuel-Gemeinschaft könne immerhin der Schulbetrieb aufrechterhalten werden.
An der Emmaus-Schule unterrichtet jeweils ein Lehrer um die 60 bis 80 Kinder. Sie werden in den Fächern Englisch, Mathe, Naturwissenschaften und Gemeinschaftskunde weitergebildet. Zudem werden außerschulische Aktivitäten wie Tanzen, Trommeln oder Fussball geboten. Die Fussbälle fertigen die Schüler selbst aus Bananenpflanzen, mit denen die Kinder dann in ihren blau-weißen Uniformen auf dem Schulgelände spielen.
Viele der neuen Schüler sind Straßenkinder. Sie haben mit der Schule ein neues Zuhause gefunden, sagt Odee. Doch ihnen falle es schwer, in einen geregelten Alltag zu kommen. Ihnen möchte die 44-Jährige das Ankommen künftig erleichtern. Die Kinder sollen zunächst sechs bis acht Monate eine Betreuung erhalten, um sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. Das Programm soll nächstes Jahr starten. Doch die Finanzierung des neuen Angebots ist noch nicht gesichert. Dafür ist Odee mit weiteren kirchlichen Organisationen im Gespräch.
Auch einen Schulbus kann sich die Schule derzeit nicht leisten. „Dabei brauchen wir einen, der die Schüler einsammelt“, sagt Odee. Die Kinder laufen zwischen zwei und dreieinhalb Kilometer zur Schule. Viele von ihnen kommen zu spät, weil sie noch vor dem Schulbeginn um 7 Uhr zu Hause mitarbeiten müssen. Für einige führt der Weg an der Schnellstraße entlang. Vor zwei Jahren sind an dieser zwei Schüler totgefahren worden, erinnert sich Odee.
Die Immanuel-Gemeinschaft in Ravensburg kann im Moment keine zusätzliche finanzielle Unterstützung leisten. Im letzten Jahr sind die Spenden eingebrochen, sagt Robert Gayer, Mitglied im Uganda-Team der Gemeinschaft. „Wir müssen zunächst das normale Niveau des Spendenaufkommens erreichen, um die Schule am Laufen zu halten“, erklärt Gayer, der die Emmaus-Schule vor ein paar Jahren besuchte. Durch die Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“der „Schwäbischen Zeitung“Ende vergangenen Jahres konnte die Emmaus-Schule mit 4700 Euro gefördert werden. Mit diesem Geld möchte die Schule einen neuen Generator technisch so anpassen, dass er weitere Schulgebäude mit Strom versorgen kann. Die Arbeiten hierfür laufen noch und sollen bis Dezember abgeschlossen sein, sagt Odee.