Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Orthopädie und Chirurgie schließen im Oktober
Nächster Tiefschlag in Bad Waldsee – Das Sterben der örtlichen Klinik beginnt rasch
KREIS RAVENSBURG - Es ist der nächste Tiefschlag für das Waldseer Krankenhaus: Chirurgie und Orthopädie müssen bereits Ende Oktober schließen. Die Katerstimmung in der Kurstadt scheint kaum enden zu wollen. Erst am Dienstag der vergangenen Woche hat der Kreistag das Aus für die örtliche Klinik beschlossen. Das Sterben der rund 100-jährigen Institution beginnt rasant.
Ganz überraschend kommen die Abteilungsschließungen im Waldseer Krankenhaus zwar nicht, aber die Verkündigung ist doch sehr früh vonstattengegangen. Nicht einmal 24 Stunden nach dem Kreistagsbeschluss und dem „schwarzen Tag für Bad Waldsee“sind die Waldseer Mitarbeiter darüber informiert worden, dass Chirurgie und Orthopädie Ende Oktober geschlossen und nach Wangen verlagert werden.
Grundlage für diese Entwicklung legte der Kreistagsbeschluss der vergangenen Woche. Bekanntlich muss die örtliche Klinik den Betrieb zum 30. September 2023 einstellen. In der ersten Beschlussvorlage war dieser Zeitpunkt als spätestes Datum aufgeführt worden.
Doch vor der Kreistagssitzung gab es noch etliche Gespräche, und in der zweiten Beschlussvorlage, der sogenannten Zuvorlage, war das Datum dann als frühestmöglicher Schließungszeitpunkt aufgeführt – allerdings nur für die Innere Medizin.
Die Schließung der Orthopädie und Chirurgie wurde in der ausführlichen, 27 Seiten starken Sitzungsvorlage bereits auf den 31. Oktober dieses Jahres datiert. Und so öffnete der Kreistag mit seinem Beschluss den frühzeitigen Abteilungsschließungen Tür und Tor. Wie es für die Mitarbeiter der Orthopädie und Chirurgie
nun weitergeht? Dazu teilt OSK-Sprecherin Vera Sproll mit: „Mit den Beschäftigten der Orthopädie wurden Gespräche geführt. Die Operateure aus Bad Waldsee – Dr. Horst Gehring, Guido Barth, Constantin Brugger, Alexander Stützle und Tobias Lüft – werden auch künftig in Bad Waldsee ihre Sprechstunden abhalten und die Patienten beraten, die Operationen werden jedoch an festgelegten Tagen in Wangen durchgeführt. Somit ist im Krankenhaus Bad Waldsee bis auf Weiteres eine orthopädische Versorgung vorhanden.“
Zumindest scheint dem Waldseer Krankenhaus und den Patienten damit ein kleines Zugeständnis gemacht worden zu sein. Und es könnte ein Ausblick darauf sein, wie künftige Strukturen aussehen könnten. Der stationäre Betrieb soll bekanntlich zum 30. September 2023 enden – „unter der Voraussetzung, dass noch genügend Mitarbeitende vorhanden sind“, wie es in der Sitzungsunterlage in einem Nebensatz heißt.
Die Entscheidungen drücken dieser Tage gleichwohl auf die Stimmung der Mitarbeiter im Haus. Außerdem heißt es in der Sitzungsvorlage: „Die Zeit zwischen der Entscheidung im Kreistag und der tatsächlichen Einstellung des Betriebs soll dazu dienen, die ambulanten Strukturen aufzubauen, damit möglichst keine Versorgungslücke entsteht.“Wie berichtet, soll in Bad Waldsee ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) realisiert werden. Hierzu soll unter anderem die notwendige Infrastruktur im Krankenhausgebäude zur Verfügung gestellt und der Stadt Bad Waldsee das Krankenhaus „zu fairen Bedingungen zum Kauf oder als Erbbaurecht“angeboten werden. Wie die Stadtverwaltung Bad Waldsee dazu steht, wird sich noch weisen.