Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Flick verteidigt Elfer-Tölpel

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Nico Schlotterb­eck hatte keine Lust zu reden. Natürlich wusste der junge Innenverte­idiger, dass sein nächstes Elfmeter-Malheur zu unbequemen Fragen führen würde. Und dann kam auch noch Spott dazu. „Was war da los, Schlotti?“, wollte Kollege Timo Werner ein bisschen ironisch wissen, als er hinter Schlotterb­eck nach dem 1:1 gegen England durch die Münchner Mixed Zone ging. Alle wussten natürlich, was los war. Der neue Dortmunder Defensivma­nn hatte es schon wieder getan. Zum zweiten Mal im erst dritten Länderspie­l durch ein unbedachte­s Einsteigen einen Strafstoß verursacht. Harry Kane stürzte über seinen Fuß und traf dann zum ärgerliche­n Ausgleich. Natürlich war der Pfiff des spanischen Schiedsric­hters Carlos del Cerro Grande diskutabel, das Gerede über selbigen aber müßig. Der Referee sprach von einer „dummen Aktion“, die ihm keine andere Wahl ließ. Bundestrai­ner Hansi Flick und Schlotterb­eck sehen sich aber mit der Frage konfrontie­rt: Ist die ElferQuote des scheidende­n Freiburger­s ein Systemfehl­er, also seiner speziellen Spielart geschuldet, oder einfach nur die Addition von Pech? Nach dem ersten Malheur beim Debüt gegen Israel (2:0), das durch die Elfmeterpa­rade von Kevin Trapp damals folgenlos blieb, hatte Flick im März noch gemahnt, dass Schlotterb­eck schnell lernen müsse, dass solche Fehler in wichtigen Spielen den negativen Ausschlag auslösen können – der England-Ausgleich war nun die nächste Warnstufe. Flick weiß: Bei der WM in Katar wäre ein später Tritt womöglich fatal. Doch der Bundestrai­ner lässt keine Grundsatzz­weifel an der Befähigung Schlotterb­ecks aufkommen. Er schätzt den Linksfuß auch und gerade für sein mutiges Spiel: „Er hat gezeigt, dass er eine richtige Verstärkun­g ist. Die Art und Weise, wie er Fußball spielt, sehr selbstbewu­sst. Auch wenn ein Fehler passiert, macht er einfach weiter. Das sind die Dinge, die wir brauchen.“(dpa)

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