Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ausbau des Wärmenetzes in Ravensburg stockt
Grund sind laut TWS weltweite Lieferketten-Probleme – Interesse bei Haushalten am Anschluss groß
RAVENSBURG (len) - Der Bau neuer Wärmeleitungen in Ravensburg kommt langsamer voran als geplant. Grund dafür sind laut den Technischen Werken Schussental (TWS) weltweite Lieferketten-Probleme.
Bürger müssen also gegebenenfalls länger auf den Anschluss warten. Das Interesse sei aber schon jetzt groß.
Die Ravensburger Kernstadt bekommt ein Fernwärmenetz. Die TWS wollen in diesem Jahr mithilfe von 2,1 Millionen Euro Fördergeld einen ersten großen Ausbauschritt dieses Zukunftsprojektes schaffen. Doch die Arbeiten dauerten schon durch die Entdeckung von Stadtmauerresten bei Grabungen hinter dem Rathaus länger, geplante Arbeiten in der Herrenstraße verzögern sich erneut, in der Olga- und Rudolfstraße können die TWS auch erst später loslegen als gedacht.
So soll das Fernwärmenetz künftig funktionieren: Um Häuser mit Wärme zu versorgen, wird langfristig Abwärme der Milchverarbeitung von Omira genutzt, die jetzt im Abwasserkanal verschwindet. Außerdem wird mit Blockheizkraftwerken
Temperatur aufgebaut. Sie befinden sich am Rauenegg-Parkhaus, wo Gas verbrannt wird, und in Containern am Hallenbad, in denen man bis zum Kooperationsbeginn mit Omira Holzpellets verheizt.
Ziel ist, bis 2035 ein weitverzweigtes Netz aus isolierten Stahlrohren im Untergrund zu bauen. Durch diese Wärmeleitungen zirkuliert dann heißes Wasser. In Häusern, die an dieses Fernwärmenetz angeschlossen sind, gibt es im Keller einen Wärmetauscher, der die Wärme auf das wasserführende Heizsystem im Haus überträgt.
So ein Heizsystem hat zum Beispiel, wer bisher eine Öl- oder Gaszentralheizung betreibt.
In der Herrenstraße waren die Bauarbeiten auf einen ungewissen Termin „im Sommer“verschoben worden. Jetzt hieß es von den TWS, in der Herrenstraße würden die Leitungen voraussichtlich ab August verlegt – los geht es im ersten Abschnitt zwischen Frauenstraße und Hochstatt (Roßbachstraße).
Dabei würden gleichzeitig Trinkwasserleitungen erneuert und Leerrohre für Breitband verlegt. Insbsondere
von Gewerbetreibenden in der Herrenstraße wurden die TWS für die Kommunikation zur Baustelle kritisiert. Nun werde vor Beginn der Baustelle ein Infopoint an der Liebfrauenkirche eingerichtet, um zu festen Zeiten „Fragen der Bürgerinnen und Bürger persönlich zu beantworten“, so die TWS.
Im Juni sollten eigentlich schon die Leitungen in der Olga- und Rudolfstraße ins Erdreich gebracht werden – doch auch daraus wird nichts. „Aufgrund der weltweiten Lieferkettenprobleme kommt es auch bei uns zu Lieferengpässen“, erklärt TWS-Pressesprecherin Brigitte Schäfer.
In der Olga- und Rudolfstraße werde man im Spätsommer loslegen. Ein genauer Zeitplan dafür liege aber noch nicht vor. Detaillierte Aussagen zum weiteren Verlauf des Fernwärmenetzausbaus seien wegen der Lieferschwierigkeiten aktuell nicht zuverlässig möglich.
Ebenfalls noch zu bauen ist die Interims-Heizzentrale am Hallenbad. Diese soll sich in Containern befinden und nach aktuellen Angaben der TWS Ende 2022 auf einer Grünfläche
vor dem Hallenbad aufgestellt werden. Auch wenn das Wärmenetz bisher noch nicht in Betrieb ist, informieren die TWS Hauseigentümer entlang der ausgebauten Trassen über die Möglichkeit, sich ans Fernwärmenetz anschließen zu lassen. Wer sich gleich dafür entscheide, bekomme bereits bei den Leitungsbauarbeiten den Anschluss ans Haus gelegt.
Im Bereich des Gespinstmarkts hätten sich „nahezu 100 Prozent der Hauseigentümer“für den Anschluss entschieden. Sie können auch als erste mit Wärme versorgt werden – laut TWS voraussichtlich ab Herbst 2022.
„Im Bereich der aktuellen Ausbaustufe Herrenstraße/Marktstraße/Kirchstraße/Gespinstmarkt liegen rund 60 Häuser mit mehreren Hundert Wohneinheiten“, teilt die TWS-Pressesprecherin Schäfer mit. Die öffentlichen Gebäude in diesem Bereich seien noch dazuzurechnen, da sie ebenfalls an die Wärmeversorgung angeschlossen werden.
In der Herrenstraße haben laut Schäfer bisher rund 70 Prozent der Hauseigentümer den Anschluss ans Wärmenetz bestellt.