Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stadt kauft das Hotel neben dem Kuko
Weingarten will mit der Übernahme sparen – Anteilseigner müssen Verluste einstecken
WEINGARTEN - Es ist passiert: Die Stadt Weingarten hat das Vier-Sterne-Konferenzhotel neben dem Kulturund Kongresszentrum (Kuko) mit dem gesamten Hotelpersonal übernommen. Grund dafür ist der Versuch, die jährlichen Verluste des Kuko als Eigenbetrieb einzudämmen.
Erst 2020 musste die Stadt durch das Veranstaltungshaus ein Minus von 1,5 Millionen Euro verkraften. Mit der Übernahme des Hotels spricht die Stadt im ersten Schritt von Einsparungen in Höhe von etwa 80 000 Euro.
Nun wird das zukünftige Konzept der beiden Betriebe – jetzt aus einer Hand – ausgearbeitet. „Zusätzliche Einsparungen werden sich dann an der jeweiligen konzeptionellen Grundlage des Betriebs orientieren“, schreibt Stadtsprecherin Sabine Weisel auf Anfrage. Im Jahr 2021 hatte der damalige Kämmerer Daniel Gallasch gesagt, dass sich die Stadt grundsätzlich perspektivisch Einsparungen von bis zu 250 000 Euro im Jahr erhoffe. Florian Keller, heutiger Stadtkämmerer, jedoch möchte noch keine konkreten Zahlen nennen. Auch wann ein Konzept stehen könnte, ließe sich noch nicht einschätzen.
Für die Übernahme des Hotels mit den 72 Zimmern hat die Stadt Weingarten laut Sabine Weisel einen „angemessenen und üblichen Marktpreis bezahlt“. Über die genauen Details des Kaufvertrages haben die Stadt und der Verkäufer, die Konferenzhotel Weingarten GmbH & Co. KG, allerdings Stillschweigen vereinbart.
Hinter der Gesellschaft Konferenzhotel Weingarten standen ursprünglich 103 Anteilseigner. Sie waren auf das erste städtische Kaufangebot nicht eingegangen, sondern haben ein Gegenangebot unterbreitet. Dieses war für Daniel Gallasch „nachvollziehbar und für die Stadt ok“und wurde schließlich dem Gemeinderat unterbreitet. So glückte die Übernahme schließlich.
Die Anteilseigner selbst jedoch haben trotz allem ein „erheblich blaues Auge bekommen“, sagt Dieter Rummler, der für die Gesellschafter spricht. Fast alle Anteilseigner haben große Verluste erlitten. Besser davon kamen nur diejenigen, die erst später in die Gesellschaft eingetreten waren und die Anfangsverluste nicht mittragen mussten, so Rummler.
Um das zu erklären, lohnt sich ein kurzer Blick in die Historie. Damit der Bau des Hotels damals finanziert werden konnte, wurde Ende der 1980er-Jahre eine Gesellschaft gegründet. Es fanden sich Bürger und Firmen aus der Region, die bereit waren, in das Projekt zu investieren. Insgesamt kamen auf diesem Wege fünf Millionen D-Mark zusammen.
Nach der Fertigstellung des Hotels betrieb es die Gesellschaft erst unter der Marke Mövenpick, später mit Best Western.
In den ersten 15 Jahren machte die Gesellschaft Verluste. Die erhofften Ausschüttungen gab es nicht, die Anteilseigner bekamen in den 30 Jahren keine Dividende, so Rummler. Im Gegenteil, die Verluste fraßen das eingebrachte Kapital auf, sodass die Konten der Anteilseigner teilweise ins Minus rutschten. Für Gallasch lagen die Gründe im gewählten Abschreibungsmodell und der dadurch entstandenen Kapitalstruktur sowie dem operativen Geschäft.
Um die Hotel-GmbH vor der Insolvenz zu retten, stieg die Stadt
Weingarten immer stärker mit ein. Zuletzt war sie mit über 21 Prozent der größte Anteilseigner. Später gelangte die Gesellschaft im operativen Geschäft wieder in die Gewinnzone.
Für die Anteilseigner sprangen deshalb aber noch keine Dividenden heraus, denn sie hätten zunächst ihre ursprünglichen Einlagen wieder erreichen müssen.
Mit dem Kaufangebot der Stadt stellte sich für die Anteilseigner schließlich die Frage, ob sie nun zumindest einen kleinen Teil ihres ursprünglichen Investments zurückbekommen.
Dieter Rummler hatte bereits vor rund einem Jahr gesagt, dass sich die Gesellschafter „zähneknirschend“, aber mit großer Mehrheit für den Verkauf entschieden hätten. „Jeder Investor überlegt sich irgendwann, wann er noch eine Chance hat, oder wann das Ende erreicht ist“, so Rummler. Die Hotelbranche sei mittlerweile eine schwierige, viele Gesellschafter hätten nach 30 Jahren auch keinen emotionalen Bezug zum Hotel mehr. Sobald alle Formalien rund um den beschlossenen Kaufvertrag abgeschlossen sind, löst sich die Gesellschaft auf.