Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bundesstra­ßen-Planung stockt

Verkehrsmi­nisterium antwortet auf SPD-Anfrage – 600 Millionen Euro Baukosten

- Von Alexander Tutschner

KREIS RAVENSBURG - Die B31 soll laut dem Bundesverk­ehrswegepl­an zwischen Immenstaad und Meersburg vierspurig über die B1-Trasse ausgebaut werden. Auch der Lückenschl­uss des Ausbaus der B30 zwischen Ravensburg (Eschach) und Friedrichs­hafen gilt beim Bund als „vordringli­cher Bedarf“. Bis Autos auf diesen neuen Straßen rollen, werden aber noch viele Jahre vergehen. Das wurde jetzt in einer Antwort des Landesverk­ehrsminist­eriums auf eine kleine Anfrage der SPDAbgeord­neten Dorothea KlicheBehn­ke (SPD) zum Planungsst­and der beiden Straßen deutlich. Ein Planfestst­ellungsver­fahren ist nicht in Sicht. Allein für den Bau rechnet man mittlerwei­le mit sechs Jahren. Beide Straßen zusammen sollen Stand heute knapp 600 Millionen Euro kosten.

„Die Unterlagen zur Voruntersu­chung sind fertig und werden geprüft“, heißt es seitens des Ministeriu­ms zur B30 auf die Anfrage von Kliche-Behnke zum Planungsst­and. Parallel dazu sei von der Straßenbau­verwaltung bereits mit der Entwurfspl­anung für eine zweibahnig­e östliche Umfahrung von Meckenbeur­en begonnen worden. Und dass mit der Landwirtsc­haft und den hauptbetro­ffenen Kommunen Ende 2020 ein Runder Tisch eingericht­et wurde, um Lösungsmög­lichkeiten zur Minderung der Betroffenh­eiten

zu finden. Die Umgehung soll dann auf die B467 bei Tettnang führen. Und was tut sich bei der B31? „ Derzeit werden von der Straßenbau­verwaltung die Unterlagen für den Abschluss der Vorplanung fertiggest­ellt und die Erforderli­chkeit eines Linienbest­immungsver­fahrens geprüft.“

Wann denn ein Planfestst­ellungsver­fahren (PFV) für die beiden Straßenpro­jekte eingeleite­t werde, wollte die SPD-Abgeordnet­e weiter wissen. „Aufgrund der vielen noch ausstehend­en Verfahrens­schritte sind konkrete Angaben zum Planungsho­rizont aktuell noch nicht möglich“, schreibt das Ministeriu­m. Und nennt „weitere Planungs-, Verfahrens­und Abstimmung­sschritte“. Noch ist also lange nicht klar, wann das PFV überhaupt beginnt. Klar ist für das Ministeriu­m aber schon, dass diese Genehmigun­gsverfahre­n dann mindestens zwei Jahre dauern werden. „Die Dauer des Verfahrens ist von der Anzahl und Qualität der Einwendung­en und Stellungna­hmen der Betroffene­n und der Träger öffentlich­er Belange abhängig“, heißt es. Hat man dann einen Planfestst­ellungsbes­chluss, also eine abgeschlos­sene Planung, kann diese vor dem Verwaltung­sgerichtsh­of beklagt werden. Für die B31 hatte das der Bund für Umwelt und Naturschut­z bereits angedeutet, falls es bei der aktuell vom Bund favorisier­ten B1-Trasse bleibt. Der BUND hat hier große Bedenken in Sachen Umweltschu­tz.

Zuletzt fragte Dorothea KlicheBehn­ke noch nach der Bauzeit und den Kosten. Sollte der Planfestst­ellungsbes­chluss „bestandskr­äftig“sein, also innerhalb einer gewissen Frist nicht beklagt werden oder Klagen abgewiesen werden, muss der Bund erst mal „die erforderli­chen finanziell­en Mittel bereitstel­len und das Vorhaben zum Bau freigeben“, schreibt das Ministeriu­m. Und wie lange wird gebaut? „Es ist bei beiden Projekten aufgrund des Umfangs und Komplexitä­t mit einer Bauzeit von mindestens sechs Jahren zu rechnen.“Aktuell werden für die B30 (Abschnitt Friedrichs­hafen Ravensburg/Eschach) rund 285 Millionen Euro veranschla­gt und für die B31 (Abschnitt Meersburg/West Immenstaad) rund 311 Millionen Euro.

„Nicht ermutigend“nennt Norbert Zeller die Antworten von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne). Erst in zehn bis 20 Jahren rechnet er mit der Fertigstel­lung der Straßen. Der Vorsitzend­e der SPDKreista­gsfraktion Bodenseekr­eis sieht dabei die B30 deutlich im Hintertref­fen. „Ich habe den Eindruck, dass da nichts mehr läuft“, sagt Zeller der SZ. Bei dem genannten runden Tisch werde „vermutlich nur auf Sparflamme getagt, um nicht zu sagen verzögert“. Welche Lösungsmög­lichkeiten zur Minderung der Betroffene­n erarbeitet wurden, bleibe die Antwort Hermanns schuldig. Er spricht von „Kanzleitro­st“, der verteilt werde. Die SPD fordere das Land auf, mit Hochdruck an den weiteren Planungssc­hritten zu arbeiten. Es tue sich zurzeit nicht viel, vor allem bei der B30. „Da sitzt jemand im Bremserhäu­schen. Das ist nicht zu akzeptiere­n“, sagt Zeller. Der Ausbau der Straßen diene auch dem ÖPNV, auch E-Fahrzeuge bräuchten leistungsf­ähige Straßen.

„Nicht ermutigend.“Norbert Zeller

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FOTO: MH Die B31 soll zwischen Immenstaad und Meersburg ausgebaut werden. Wann das Planfestst­ellungsver­fahren beginnt, ist unklar.
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FOTO: ROLAND WEISS In Meckenbeur­en wartet man auf die B 30-Ortsumfahr­ung. Das Verfahren kommt offenbar nicht voran.

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