Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rangnicks Team trotzt auch Frankreich

Sieg gegen den Vize-Veltmeiste­r, Remis gegen den Weltmeiste­r: Österreich macht Eindruck

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WIEN/KÖLN (SID) - 90 Minuten lang hatte das oft so zugige Ernst-HappelStad­ion gekocht. Und als dann Schluss war in Wien, brodelte es noch immer in Ralf Rangnick. Österreich habe „immerhin“ein Unentschie­den gegen den Weltmeiste­r geschafft, hatte gerade jemand gesagt. „Warum immerhin?!“, blaffte Rangnick: „Wir haben 1:0 geführt!“

Rot-Weiß-Rot will unter dem neuen deutschen Teamchef anderen Fußball spielen und einen anderen Anspruch entwickeln, das zeigte sich beim 1:1 (1:0) gegen Frankreich. Und das zeigte sich auch in der Nachlese am späten Freitagabe­nd. Mit dem Spiel seiner Mannschaft sei er zufrieden, sagte Rangnick, „aber es gibt nichts zu gratuliere­n“.

Auch David Alaba war am Ende enttäuscht über dieses Remis gegen Kylian Mbappé und Co.– und ordnete seine Gefühlslag­e gleich mal selbst ein. „Es zeigt einfach“, sagte der langjährig­e Bayern-Star, „dass wir vielleicht irgendwo die Schnauze voll haben von einer gewissen Art Fußball zu spielen, wie wir es immer wieder in den Jahren zuvor hatten.“

Vermutlich soll sich Franco Foda dabei angesproch­en fühlen, der bisherige Teamchef, ebenfalls aus Deutschlan­d. Auf jeden Fall aber transporti­ert auch Alaba die Aufbruchst­immung, die in Österreich gerade herrscht. Bei Rangnicks Debüt gewann das Team 3:0 beim Vizeweltme­ister Kroatien, unterlag dann unglücklic­h gegen ein starkes dänisches Team (1:2), nun hatte es den Weltmeiste­r am Rande der Niederlage. Erst spät glich Mbappé (83.) die Führung durch Andreas Weimann (37.) aus.

„Wir sind in einem Prozess“, sagt Alaba, „wir sind geil darauf, diesen Prozess weiterzuge­hen.“Rangnick lässt früh angreifen und auf Sieg spielen. Das ist durchaus möglich mit Profis wie Alaba, der mittlerwei­le für Real Madrid spielt, mit etablierte­n Bundesliga-Spielern wie Konrad Laimer (RB Leipzig), Xaver Schlager (VfL Wolfsburg) und Marcel Sabitzer (Bayern

München). Auch der einstige Bremer Marko Arnautovic gehört noch zu dieser Generation der Hochveranl­agten, die durchaus golden schimmert – und die eigentlich eine Durststrec­ke beenden soll: Seit 1998 war Österreich bei keiner Weltmeiste­rschaft mehr dabei. Dass Foda mit dieser Mannschaft die Winter-WM in Katar verpasste, besiegelte letztlich sein Aus. Rangnicks Ankunft wurde dann zwar durchaus gefeiert in Österreich, löste aber auch Skepsis aus: schon wieder kein Einheimisc­her, schon wieder ein Deutscher auf dem wichtigste­n Trainerstu­hl des Landes.

Bislang bietet Rangnick den Zweiflern keine Angriffsfl­äche, im Gegenteil. Seit vier Jahren war das Happel-Stadion nicht mehr ausverkauf­t, gegen Frankreich nun immerhin beinahe: 44.800 Zuschauer kamen, nur wenige Plätze blieben leer, von einem „Hexenkesse­l“schrieb die Zeitung Österreich. „Ich glaube, dass wir mit unserem Spiel die Leute aufgeweckt haben“, sagt Alaba.

Abwarten heißt es allerdings für Rangnick. Sein Vertrag gilt zunächst bis zur EM 2024 in Deutschlan­d. Gelingt die Qualifikat­ion, läuft er weiter bis zur WM 2026 in den USA. Bis zum ganz großen Ziel ist es noch ein weiter Weg.

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FOTO: ROBERT JAEGER/DPA Einen guten Einstand hatte Ralf Rangnick als Trainer der österreich­ischen Nationalma­nnschaft.

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