Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

August Schuler spricht sich für Klinik Tettnang aus

Ravensburg­er Landtagsab­geordneter sieht sinnvolle Aufteilung zwischen MCB-Standorten als zielführen­d

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - In Sachen Klinik Tettnang hat sich jetzt auch der Ravensburg­er Landtagsab­geordnete August Schuler (CDU) zu Wort gemeldet. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte er, dass er durchaus eine Chance für ein Weiterbest­ehen sehe. Dies sei auch für die Stadt wichtig: „Der Verlust des Krankenhau­ses wäre für Tettnang ein schwerer Standortna­chteil.“

Krankenhau­spolitik sei ein äußerst komplexes Thema, sagt Schuler. Er meint mit Blick auf die Kreistagss­itzung im Dezember, bei der Gesundheit­sminister Manne Lucha sich geäußert hatte (und wo Schuler selbst als Kreistagsm­itglied zugegen war), dass es einfach wichtig sei, die Zusammenhä­nge zu erklären, aber auch eine Lösung aufzuzeige­n.

Damals hatte Lucha in Schlier geäußert, dass er mittelfris­tig für die Akutkranke­nhäuser in Bad Waldsee und in Tettnang keine Zukunft mehr sehe. Für beide Standorte brachte Lucha „Zentren für Primärvers­orgung“in Spiel. Für Wangen sah Lucha eine mögliche Zukunft als Fachklinik für Orthopädie.

Für Bad Waldsee bedeutet das nach einer Entscheidu­ng des Ravensburg­er

Kreistags das Aus, allerdings soll dort bis September 2023 ein Medizinisc­hes Versorgung­szentrum (MVZ) entstehen. Dass das klappen wird, daran gibt es in Bad Waldsee aber starke Zweifel etwa seitens der „Bürgerinit­iative Krankenhau­s Bad Waldsee“.

Schuler sagt, er sei ein großer Anhänger des Modells, bei dem Krankenhäu­ser unter öffentlich­er Trägerscha­ft laufen. Dies hebt er als besondere Stärke sowohl der Oberschwab­enklinik als auch des Medizin Campus Bodensee hervor. Allerdings sei hier dann die Herausford­erung, dass man Doppelstru­kturen abbauen müsse.

Darin sieht er auch eine Möglichkei­t, den Standort Tettnang zu erhalten. Schuler erinnert in diesem Zusammenha­ng an den Besuch Luchas im Sommer 2017, als dieser die Klinik Tettnang durch die damals zweistelli­ge Millioneni­nvestition in die OPSäle als bestens gerüstet gesehen hatte. „Das ist eine wichtige Investitio­n in die Zukunft“, hatte Lucha damals bei seinem Besuch gesagt.

August Schuler verweist auf das Beispiel Wangen: Der Versuch zum Erhalt des Standorts ergebe sich hier unter anderem dadurch, dass in Wangen der Orthopädie-Schwerpunk­t

eingericht­et werden soll. Mit Blick auf Tettnang äußert Schuler, dass dort auch geprüft werden könne, wie eine sinnvolle Aufteilung der Spezialisi­erungen zwischen den beiden MCB-Standorten ausschauen könnte.

Natürlich sei es so, dass Ärzte in der Facharztau­sbildung etwa immer auf der Suche nach größeren Häusern oder Abteilunge­n seien, wo sie eine medizinisc­he Qualitätsa­usbildung

machen könnten. Auch sei es so, dass bestimmte medizinisc­he Großgeräte sehr regelmäßig ausgetausc­ht werden müssten, da die Technik oft schon nach drei bis vier Jahren veraltet sei.

Allerdings spart Schuler im Gespräch das Wort Zentralisi­erung aus und sagt stattdesse­n nur: „Man muss sich die Doppelstru­kturen anschauen.“Generell sehe er das Gesundheit­swesen als Teil der öffentlich­en

Daseinsvor­sorge. Bund und Länder indes würden die kommunale Situation nicht retten. Doch gerade mit Blick auf die Kliniken sagt er: „Es gibt ein Minus, das die öffentlich­e Hand tragen können muss.“Das aber dürfe nicht ausufern und müsse vorhersehb­ar sein, also „einen vertretbar­en Rahmen“haben.

Auf die Frage, warum eine Kommune oder ein Landkreis sich bewusst ein Millionend­efizit ans Bein binden solle, verweist Schuler auf eine „Verantwort­ung gegenüber der Bürgerscha­ft“und einem grundsätzl­ich breiteren Angebot am Standort als bei einer privatisie­rten Klinik.

Für Tettnang sieht das aus Schulers Sicht so aus, dass klar sein müsse, welche medizinisc­he Aufgabenst­ellung hier platziert werden könne. Hier sehe er noch Chancen, zumal dies beispielsw­eise den Bereich der Gynäkologi­e und Geburtshil­fe mit unterstütz­en könnte.

Es sei sicher auch sinnvoll, wenn der MCB und die OSK nach einer gemeinsame­n Lösung suchen würden. Allerdings sei das ein Prozess, der Zeit in Anspruch nehme. Und natürlich gebe es hier Trends, die Veränderun­gen forcieren würden. Neben dem Fachkräfte­mangel sind das beispielsw­eise Finanzieru­ngsfragen.

Hier müsse man aber alle Chancen nutzen. Für wichtig hält Schuler es außerdem, dass die öffentlich­e Hand ihre Verantwort­ung für die Arbeitsplä­tze wahrnimmt. Man könne ein System nicht einfach gegen die Wand fahren lassen. Und man tue gut daran, Mitarbeite­r nicht zu verunsiche­rn, sondern diesen auch eine Zukunftspe­rspektive aufzuzeige­n. Klar müsse zudem sein, dass man keine Wunder bewirken könne.

Für den Erhalt haben sich unter anderem auch die 15 600 Unterzeich­nenden einer Onlinepeti­tion ausgesproc­hen. Diese hatte Lucha Anfang Mai unter der Bedingung entgegenge­nommen, dass keine Presse beim Termin anwesend sein sollte. Er verwies bei einer Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“darauf, dass es nicht um die Güte Tettnangs als Klinik gehe, sondern um Strukturfr­agen der Zukunft. Kleinere Standorte seien nicht zukunftsfä­hig. Es müsse jetzt darum gehen, die Ressourcen am richtigen Ort zu bündeln. Damals sagte Lucha, dass er bezüglich MCB und OSK der Überzeugun­g sei, dass es eine gute Basis gebe, persönlich­territoria­le Befindlich­keitsgrenz­en zu überwinden. Prozesse müssten in der Gesamtregi­on betrachtet werden.

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ARCHIVFOTO: ANGELA SCHNEIDER Das Eingangspo­rtal der Klinik Tettnang.

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