Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
August Schuler spricht sich für Klinik Tettnang aus
Ravensburger Landtagsabgeordneter sieht sinnvolle Aufteilung zwischen MCB-Standorten als zielführend
TETTNANG - In Sachen Klinik Tettnang hat sich jetzt auch der Ravensburger Landtagsabgeordnete August Schuler (CDU) zu Wort gemeldet. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“sagte er, dass er durchaus eine Chance für ein Weiterbestehen sehe. Dies sei auch für die Stadt wichtig: „Der Verlust des Krankenhauses wäre für Tettnang ein schwerer Standortnachteil.“
Krankenhauspolitik sei ein äußerst komplexes Thema, sagt Schuler. Er meint mit Blick auf die Kreistagssitzung im Dezember, bei der Gesundheitsminister Manne Lucha sich geäußert hatte (und wo Schuler selbst als Kreistagsmitglied zugegen war), dass es einfach wichtig sei, die Zusammenhänge zu erklären, aber auch eine Lösung aufzuzeigen.
Damals hatte Lucha in Schlier geäußert, dass er mittelfristig für die Akutkrankenhäuser in Bad Waldsee und in Tettnang keine Zukunft mehr sehe. Für beide Standorte brachte Lucha „Zentren für Primärversorgung“in Spiel. Für Wangen sah Lucha eine mögliche Zukunft als Fachklinik für Orthopädie.
Für Bad Waldsee bedeutet das nach einer Entscheidung des Ravensburger
Kreistags das Aus, allerdings soll dort bis September 2023 ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) entstehen. Dass das klappen wird, daran gibt es in Bad Waldsee aber starke Zweifel etwa seitens der „Bürgerinitiative Krankenhaus Bad Waldsee“.
Schuler sagt, er sei ein großer Anhänger des Modells, bei dem Krankenhäuser unter öffentlicher Trägerschaft laufen. Dies hebt er als besondere Stärke sowohl der Oberschwabenklinik als auch des Medizin Campus Bodensee hervor. Allerdings sei hier dann die Herausforderung, dass man Doppelstrukturen abbauen müsse.
Darin sieht er auch eine Möglichkeit, den Standort Tettnang zu erhalten. Schuler erinnert in diesem Zusammenhang an den Besuch Luchas im Sommer 2017, als dieser die Klinik Tettnang durch die damals zweistellige Millioneninvestition in die OPSäle als bestens gerüstet gesehen hatte. „Das ist eine wichtige Investition in die Zukunft“, hatte Lucha damals bei seinem Besuch gesagt.
August Schuler verweist auf das Beispiel Wangen: Der Versuch zum Erhalt des Standorts ergebe sich hier unter anderem dadurch, dass in Wangen der Orthopädie-Schwerpunkt
eingerichtet werden soll. Mit Blick auf Tettnang äußert Schuler, dass dort auch geprüft werden könne, wie eine sinnvolle Aufteilung der Spezialisierungen zwischen den beiden MCB-Standorten ausschauen könnte.
Natürlich sei es so, dass Ärzte in der Facharztausbildung etwa immer auf der Suche nach größeren Häusern oder Abteilungen seien, wo sie eine medizinische Qualitätsausbildung
machen könnten. Auch sei es so, dass bestimmte medizinische Großgeräte sehr regelmäßig ausgetauscht werden müssten, da die Technik oft schon nach drei bis vier Jahren veraltet sei.
Allerdings spart Schuler im Gespräch das Wort Zentralisierung aus und sagt stattdessen nur: „Man muss sich die Doppelstrukturen anschauen.“Generell sehe er das Gesundheitswesen als Teil der öffentlichen
Daseinsvorsorge. Bund und Länder indes würden die kommunale Situation nicht retten. Doch gerade mit Blick auf die Kliniken sagt er: „Es gibt ein Minus, das die öffentliche Hand tragen können muss.“Das aber dürfe nicht ausufern und müsse vorhersehbar sein, also „einen vertretbaren Rahmen“haben.
Auf die Frage, warum eine Kommune oder ein Landkreis sich bewusst ein Millionendefizit ans Bein binden solle, verweist Schuler auf eine „Verantwortung gegenüber der Bürgerschaft“und einem grundsätzlich breiteren Angebot am Standort als bei einer privatisierten Klinik.
Für Tettnang sieht das aus Schulers Sicht so aus, dass klar sein müsse, welche medizinische Aufgabenstellung hier platziert werden könne. Hier sehe er noch Chancen, zumal dies beispielsweise den Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe mit unterstützen könnte.
Es sei sicher auch sinnvoll, wenn der MCB und die OSK nach einer gemeinsamen Lösung suchen würden. Allerdings sei das ein Prozess, der Zeit in Anspruch nehme. Und natürlich gebe es hier Trends, die Veränderungen forcieren würden. Neben dem Fachkräftemangel sind das beispielsweise Finanzierungsfragen.
Hier müsse man aber alle Chancen nutzen. Für wichtig hält Schuler es außerdem, dass die öffentliche Hand ihre Verantwortung für die Arbeitsplätze wahrnimmt. Man könne ein System nicht einfach gegen die Wand fahren lassen. Und man tue gut daran, Mitarbeiter nicht zu verunsichern, sondern diesen auch eine Zukunftsperspektive aufzuzeigen. Klar müsse zudem sein, dass man keine Wunder bewirken könne.
Für den Erhalt haben sich unter anderem auch die 15 600 Unterzeichnenden einer Onlinepetition ausgesprochen. Diese hatte Lucha Anfang Mai unter der Bedingung entgegengenommen, dass keine Presse beim Termin anwesend sein sollte. Er verwies bei einer Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“darauf, dass es nicht um die Güte Tettnangs als Klinik gehe, sondern um Strukturfragen der Zukunft. Kleinere Standorte seien nicht zukunftsfähig. Es müsse jetzt darum gehen, die Ressourcen am richtigen Ort zu bündeln. Damals sagte Lucha, dass er bezüglich MCB und OSK der Überzeugung sei, dass es eine gute Basis gebe, persönlichterritoriale Befindlichkeitsgrenzen zu überwinden. Prozesse müssten in der Gesamtregion betrachtet werden.