Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Große Fußstapfen

Nico Sturm steht als achter Deutscher im NHL-Finale

- Von Thomas Lipinski

DENVER (SID) - Live hat Nico Sturm das Tor von Uwe Krupp natürlich nicht gesehen. „Dafür war ich noch ein bisschen zu jung“, sagt der Eishockeyp­rofi im Gespräch mit dem Sport-Informatio­ns-Dienst (SID). Als sein Landsmann am 10. Juni 1996 die Colorado Avalanche in der dritten Verlängeru­ng zum ersten StanleyCup-Triumph schoss, war der Augsburger gerade 13 Monate alt. Jetzt – viele Jahre später – möchte er gerne in Krupps Fußstapfen treten.

„Jedes Kind, das Eishockey spielt, hat schon mal davon geträumt, in einem Stanley-Cup-Finale das entscheide­nde Tor zu schießen und dann den Cup in die Höhe zu stemmen“, sagt Sturm, der in der Nacht zu Donnerstag (2.00 Uhr MESZ/Sky) mit dem Team aus Denver in die Finalserie gegen Titelverte­idiger Tampa Bay Lightning startet.

Der einstige Weltklasse-Verteidige­r Krupp erfüllte sich diesen Kindheitst­raum, als er sich mit seinem Schlagschu­ss von der blauen Linie in Denver unsterblic­h machte. „Sein Tor ist natürlich legendär hier“, sagt Sturm. Persönlich­en Kontakt hatte er mit dem späteren Bundestrai­ner aber noch nicht: „Ich kenne ihn überhaupt nicht und habe auch noch nie mit ihm gesprochen.“

Sturm, in Augsburg geboren und ausgebilde­t, an der Clarkson University in Potsdam/New York weitergebi­ldet, spielt erst seit drei Monaten für die Avalanche. Sein Wechsel von Minnesota Wild nach Colorado sei „natürlich mein Glück“gewesen: „Es hätte ja auch zu 30 anderen Teams gehen können.“So steht der 27-Jährige als insgesamt achter Deutscher im Finale um die begehrtest­e EishockeyT­rophäe der Welt. Neben Krupp gewannen auch Dennis Seidenberg (2011), Tom Kühnhackl (2016 und 2017) und Philipp Grubauer (2018) den Stanley Cup. Olaf Kölzig, Christoph Schubert und Christian Ehrhoff gingen dagegen leer aus.

Sturms Rolle ist mit Krupps nicht vergleichb­ar. Mit 16 Scorerpunk­ten war der Kölner damals zweitbeste­r Verteidige­r der Play-offs. Angreifer Sturm kam in der K.o.-Runde erst siebenmal zum Einsatz und brachte es auf eine Torvorlage. Er sieht sich als „Tiefenspie­ler“, der seine Einsätze „in der dritten und vierten Reihe“hat. „Da geht es natürlich vor allem darum, hinten dicht zu machen, meine Bullys zu gewinnen, in Unterzahl gut zu stehen.“Eher vergleichb­ar mit Tom Kühnhackl, der mit den Pittsburgh Penguins als vorwiegend defensiver, kampfstark­er Stürmer zweimal triumphier­te. Wie der Landshuter schaffte Sturm erst mit 24 Jahren den Sprung in die NHL, musste sich zunächst in der unterklass­igen AHL durchboxen. Doch jetzt ist er wie Kühnhackl zur richtigen Zeit am richtigen Ort. „Denver ist überragend“, schwärmt er, „ich fühle mich hier total wohl, wurde top aufgenomme­n als Spieler und als Mensch.“

Die Stars bei der „Lawine“sind andere: Stürmer Nathan MacKinnon etwa, Kapitän Gabriel Landeskog oder Offensivve­rteidiger Cale Makar. Doch wenn wieder ein Deutscher sie zum Titel schießen würde, hätten sie in Denver sicher nichts dagegen. Wie Uwe Krupp vor 26 Jahren.

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FOTO: DPA Nico Sturm will mit Colorado den Stanley Cup gewinnen.

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