Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bodnegg hat keinen Kandidaten mehr
Bürgermeister Christof Frick zieht seine Bewerbung zurück – Bald ist Bewerbungsschluss
BODNEGG - Der amtierende Bodnegger Bürgermeister Christof Frick zieht seine Bewerbung für eine weitere Amtszeit als Bürgermeister der Gemeinde zurück. In einer E-Mail an die „Schwäbische Zeitung“schreibt er am Dienstagnachmittag: „Hintergrund ist die Tatsache, dass ich insbesondere bei der Mehrheit des Gemeinderats wenig Rückhalt und nicht mehr das notwendige Vertrauen genieße. Nach reiflicher Überlegung ist meine Entscheidung die logische Konsequenz.“Bodnegg hat jetzt keinen Bürgermeisterkandidaten mehr. Die Bewerbungsfrist endet in zwei Wochen.
Die Nachricht am Dienstag kam überraschend. Gerechnet hat damit niemand. Doch Fricks Entscheidung steht fest. Ausschlaggebend sei für ihn die Gemeinderatssitzung am vergangenen Freitag gewesen. Konkret ging es um einen Antrag der Gemeinderätin Gerda Buchmann (Freie Wähler), in dem sie eine öffentliche Kandidatenvorstellung forderte, die von einem Moderator geführt werden soll. „Es kam die Aussage: Ich wolle mich nicht nur wählen und die nächsten acht Jahre auslaufen lassen“, so Frick. „Dieser Satz hat mich getroffen“, sagt er.
Doch das sei nicht das einzige gewesen, was ihn zu seiner Entscheidung gebracht habe. Er habe schon lange eine Unzufriedenheit im Gremium wahrgenommen. In der Gemeinderatssitzung im Februar, als es um die Stellenausschreibung ging, habe er gemerkt, dass er wohl keinen Rückhalt habe, als die Forderung aufkam, bei der Stellenausschreibung auf den Satz „Der Amtsinhaber bewirbt sich wieder“zu verzichten.
In der Regel werden bei Bürgermeisterwahlen die Amtsinhaber wiedergewählt. Der Standardsatz „Der Amtsinhaber bewirbt sich wieder“gilt in der Lesart mancher als Zeichen der Zufriedenheit der Gemeinde mit dem Amtsinhaber.
Bei den Gesprächen, die die „Schwäbische Zeitung“führte, ist immer wieder von Sticheleien gegenüber Frick die Rede gewesen. „Die Gemeinderatssitzung am Freitag hat mich in meinem Gefühl bestätigt, dass ich kein Vertrauen mehr genieße. Ich musste einfach die Reißleine ziehen“, sagt Frick. Er habe diesen Schritt jetzt gehen wollen, damit sich noch Kandidaten finden, die sich aufstellen lassen. „Ich will der
Gemeinde nicht schaden“, so Frick. Der sich aber auch bewusst ist, dass die Zeit bis zum Bewerbungsschluss in zwei Wochen knapp ist.
Gemeinderat Rudolf Blöchl (Mensch und Umwelt) ist der erste Stellvertreter des Bürgermeisters und hat am Dienstagvormittag als einer der Ersten von der Entscheidung erfahren. „Ich war natürlich entsetzt. Das tut der Gemeinde weh“, sagt Blöchl, der am vergangenen Freitag auch die besagte Sitzung geleitet hatte. „Was in dieser Sitzung gelaufen ist, war nicht okay. Wenn man sich in seine Lage versetzt, kann man seine Entscheidung verstehen“, kommentiert er. Gerda Buchmann selbst zeigt sich schockiert von der Nachricht über die Entscheidung von Christof Frick. „Das war nicht mein Ziel. Ich habe nichts gegen ihn persönlich. Er ist ein Studienkollege von mir. Ich bin nur der Überzeugung, dass eine Demokratie von Information lebt und habe deshalb die Kandidatenvorstellung auch bei nur einem Kandidaten gewollt. Außerdem bin ich der Auffassung, dass es bei einer Wahl eine Auswahl geben muss und es gut tut, wenn es mehr als einen Kandidaten gibt“, erklärt sie sich.
Dennoch verleugnet sie nicht, dass auch sie eine gewisse Unzufriedenheit mit der Amtsführung des Bürgermeisters habe. „Ich habe ihn als Bedenkenträger wahrgenommen. Er hat mehr reagiert als agiert“, sagt Buchmann. Damit bezieht sie sich auf die Debatte über das Postbüro, den Wegzug der örtlichen Zahnarztpraxis, Kindergartenplätze und den Radwegeausbau. Da habe sie sich mehr Engagement gewünscht. Buchmann: „Diese latente Unzufriedenheit
habe ich auch in der Bevölkerung wahrgenommen und sah es als Gemeinderätin als meine Aufgabe, diese weiterzutragen.“
„Den Satz, den ich am Freitag in der Sitzung flapsig gesagt habe, würde ich in Anbetracht der Ernsthaftigkeit des Anlasses so nicht mehr sagen. Außerdem habe ich diesem vorausgeschickt, dass ich seine Visionen für die nächste Amtszeit hören wollte“, sagt Buchmann.
Frick ist seit 24 Jahren Bürgermeister von Bodnegg und will das Amt bis zum Ende der Amtszeit am 18. Oktober dieses Jahres weiter „bestmöglich ausführen und ausfüllen“, wie er selbst schreibt. Der gelernte Heizungsbauer und studierte Diplom-Verwaltungswirt sagt: „Ich bin 53 Jahre alt und muss noch nicht in den Ruhestand. Ich kann mir bis zum Ende der Amtszeit überlegen, wie es für mich weitergeht.“
Die Bewerbungsfrist für das Bürgermeisteramt von Bodnegg endet am 27. Juni um 18 Uhr. Die Wahl hat der Gemeinderat auf Sonntag, 24. Juli, festgelegt. Das ist der Rutensonntag. Falls eine Neuwahl nötig ist, findet diese am Sonntag, 7. August, statt.
Findet sich bis zum Bewerbungsschluss kein Kandidat, wird es eine Wahl ohne Bewerber geben. Das ist eine Wahl mit leerem Stimmzettel, bei dem jede Wählerin und jeder Wähler einen Namen schreiben kann. Der Name mit der erforderlichen Mehrheit gilt dann als gewählt, wenn er die Voraussetzungen der Wählbarkeit laut baden-württembergischer Gemeindeordnung einhält.