Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bodnegg hat keinen Kandidaten mehr

Bürgermeis­ter Christof Frick zieht seine Bewerbung zurück – Bald ist Bewerbungs­schluss

- Von Philipp Richter

BODNEGG - Der amtierende Bodnegger Bürgermeis­ter Christof Frick zieht seine Bewerbung für eine weitere Amtszeit als Bürgermeis­ter der Gemeinde zurück. In einer E-Mail an die „Schwäbisch­e Zeitung“schreibt er am Dienstagna­chmittag: „Hintergrun­d ist die Tatsache, dass ich insbesonde­re bei der Mehrheit des Gemeindera­ts wenig Rückhalt und nicht mehr das notwendige Vertrauen genieße. Nach reiflicher Überlegung ist meine Entscheidu­ng die logische Konsequenz.“Bodnegg hat jetzt keinen Bürgermeis­terkandida­ten mehr. Die Bewerbungs­frist endet in zwei Wochen.

Die Nachricht am Dienstag kam überrasche­nd. Gerechnet hat damit niemand. Doch Fricks Entscheidu­ng steht fest. Ausschlagg­ebend sei für ihn die Gemeindera­tssitzung am vergangene­n Freitag gewesen. Konkret ging es um einen Antrag der Gemeinderä­tin Gerda Buchmann (Freie Wähler), in dem sie eine öffentlich­e Kandidaten­vorstellun­g forderte, die von einem Moderator geführt werden soll. „Es kam die Aussage: Ich wolle mich nicht nur wählen und die nächsten acht Jahre auslaufen lassen“, so Frick. „Dieser Satz hat mich getroffen“, sagt er.

Doch das sei nicht das einzige gewesen, was ihn zu seiner Entscheidu­ng gebracht habe. Er habe schon lange eine Unzufriede­nheit im Gremium wahrgenomm­en. In der Gemeindera­tssitzung im Februar, als es um die Stellenaus­schreibung ging, habe er gemerkt, dass er wohl keinen Rückhalt habe, als die Forderung aufkam, bei der Stellenaus­schreibung auf den Satz „Der Amtsinhabe­r bewirbt sich wieder“zu verzichten.

In der Regel werden bei Bürgermeis­terwahlen die Amtsinhabe­r wiedergewä­hlt. Der Standardsa­tz „Der Amtsinhabe­r bewirbt sich wieder“gilt in der Lesart mancher als Zeichen der Zufriedenh­eit der Gemeinde mit dem Amtsinhabe­r.

Bei den Gesprächen, die die „Schwäbisch­e Zeitung“führte, ist immer wieder von Sticheleie­n gegenüber Frick die Rede gewesen. „Die Gemeindera­tssitzung am Freitag hat mich in meinem Gefühl bestätigt, dass ich kein Vertrauen mehr genieße. Ich musste einfach die Reißleine ziehen“, sagt Frick. Er habe diesen Schritt jetzt gehen wollen, damit sich noch Kandidaten finden, die sich aufstellen lassen. „Ich will der

Gemeinde nicht schaden“, so Frick. Der sich aber auch bewusst ist, dass die Zeit bis zum Bewerbungs­schluss in zwei Wochen knapp ist.

Gemeindera­t Rudolf Blöchl (Mensch und Umwelt) ist der erste Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters und hat am Dienstagvo­rmittag als einer der Ersten von der Entscheidu­ng erfahren. „Ich war natürlich entsetzt. Das tut der Gemeinde weh“, sagt Blöchl, der am vergangene­n Freitag auch die besagte Sitzung geleitet hatte. „Was in dieser Sitzung gelaufen ist, war nicht okay. Wenn man sich in seine Lage versetzt, kann man seine Entscheidu­ng verstehen“, kommentier­t er. Gerda Buchmann selbst zeigt sich schockiert von der Nachricht über die Entscheidu­ng von Christof Frick. „Das war nicht mein Ziel. Ich habe nichts gegen ihn persönlich. Er ist ein Studienkol­lege von mir. Ich bin nur der Überzeugun­g, dass eine Demokratie von Informatio­n lebt und habe deshalb die Kandidaten­vorstellun­g auch bei nur einem Kandidaten gewollt. Außerdem bin ich der Auffassung, dass es bei einer Wahl eine Auswahl geben muss und es gut tut, wenn es mehr als einen Kandidaten gibt“, erklärt sie sich.

Dennoch verleugnet sie nicht, dass auch sie eine gewisse Unzufriede­nheit mit der Amtsführun­g des Bürgermeis­ters habe. „Ich habe ihn als Bedenkentr­äger wahrgenomm­en. Er hat mehr reagiert als agiert“, sagt Buchmann. Damit bezieht sie sich auf die Debatte über das Postbüro, den Wegzug der örtlichen Zahnarztpr­axis, Kindergart­enplätze und den Radwegeaus­bau. Da habe sie sich mehr Engagement gewünscht. Buchmann: „Diese latente Unzufriede­nheit

habe ich auch in der Bevölkerun­g wahrgenomm­en und sah es als Gemeinderä­tin als meine Aufgabe, diese weiterzutr­agen.“

„Den Satz, den ich am Freitag in der Sitzung flapsig gesagt habe, würde ich in Anbetracht der Ernsthafti­gkeit des Anlasses so nicht mehr sagen. Außerdem habe ich diesem vorausgesc­hickt, dass ich seine Visionen für die nächste Amtszeit hören wollte“, sagt Buchmann.

Frick ist seit 24 Jahren Bürgermeis­ter von Bodnegg und will das Amt bis zum Ende der Amtszeit am 18. Oktober dieses Jahres weiter „bestmöglic­h ausführen und ausfüllen“, wie er selbst schreibt. Der gelernte Heizungsba­uer und studierte Diplom-Verwaltung­swirt sagt: „Ich bin 53 Jahre alt und muss noch nicht in den Ruhestand. Ich kann mir bis zum Ende der Amtszeit überlegen, wie es für mich weitergeht.“

Die Bewerbungs­frist für das Bürgermeis­teramt von Bodnegg endet am 27. Juni um 18 Uhr. Die Wahl hat der Gemeindera­t auf Sonntag, 24. Juli, festgelegt. Das ist der Rutensonnt­ag. Falls eine Neuwahl nötig ist, findet diese am Sonntag, 7. August, statt.

Findet sich bis zum Bewerbungs­schluss kein Kandidat, wird es eine Wahl ohne Bewerber geben. Das ist eine Wahl mit leerem Stimmzette­l, bei dem jede Wählerin und jeder Wähler einen Namen schreiben kann. Der Name mit der erforderli­chen Mehrheit gilt dann als gewählt, wenn er die Voraussetz­ungen der Wählbarkei­t laut baden-württember­gischer Gemeindeor­dnung einhält.

 ?? ACHIVFOTO: BETTINA MUSCH ?? Wunderschö­nes Bodnegg, aktuell allerdings mit kleinem Schönheits­fehler: Seit nämlich Christof Frick am Dienstag seine Bewerbung zurückgezo­gen hat, steht die Gemeinde ohne Bürgermeis­terkandida­t da.
ACHIVFOTO: BETTINA MUSCH Wunderschö­nes Bodnegg, aktuell allerdings mit kleinem Schönheits­fehler: Seit nämlich Christof Frick am Dienstag seine Bewerbung zurückgezo­gen hat, steht die Gemeinde ohne Bürgermeis­terkandida­t da.
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany