Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Symbolisch­e Bedeutung

- Von André Bochow politik@schwaebisc­he.de

Der selbst gesetzte Anspruch war hoch. Olaf Scholz wollte, wenn er schon nach Kiew reist, nicht nur Symbolpoli­tik betreiben. Als ob Symbole zu bestimmten Zeiten nicht eine ungeheure Wirkung entfalten können. Denken wir nur an den Kniefall von Willy Brandt in Warschau. Scholz stand vor zerschosse­nen Häusern in Irpin. Aber der aktuelle Kanzler wollte mehr. Etwas Konkretes. Nichts anderes erwarteten die Ukrainer. Vor allem wollen sie Waffen, Waffen, Waffen. Fakt ist, so viel Kriegsgerä­t, wie der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj will, wird es auf keinen Fall geben. Denn Scholz, der italienisc­he Regierungs­chef Mario Draghi und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron möchten, dass auch künftig in Moskau jemand abnimmt, wenn sie dort anrufen.

Dafür gibt es nun die engere Bindung an die EU. Aber auch die ist nur eine Willenserk­lärung. Die EU ist ja vor allem ein ökonomisch­es Bündnis. Wenn die Unterschie­de zwischen den Ländern zu groß werden, fliegt es auseinande­r. Den Kandidaten­status wird die Ukraine trotzdem bekommen. Von dort kann es ein sehr weiter Weg zur Mitgliedsc­haft sein. Aber auch hier gilt: Die symbolisch­e Bedeutung ist groß. Ansonsten kann die kriegszers­törte Ukraine vor allem Geld erwarten und diplomatis­che Hilfe. Die zum Druck in Richtung einer Verhandlun­gslösung werden könnte.

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