Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zierlauch-Kugeln nicht zurückschn­eiden

- Von Melanie Öhlenbach

BORNHÖVED (dpa) - Die prächtigen Blüten des Zierlauchs muss man nach ihrer Blüte nicht abschneide­n, denn sie bleiben auch nach der Welke schön. „Manche wie die vom Sternkugel­lauch (Allium christophi­i) lassen sich bis Weihnachte­n bewahren – und dann mit Goldfarbe für die Adventsdek­o veredeln“, gibt Gärtnerin Svenja Schwedtke aus Bornhöved einen Tipp. Leider ist die lange Blütenprac­ht das einzig schöne in dieser Jahreszeit am Zierlauch. Denn die Blätter der Pflanze geben sehr früh auf: „Vor der Blüte schon wird das Laub gelb und stirbt ab, da empfiehlt es sich, geschickt zu kombiniere­n und halbhohe Stauden wie Katzenminz­e, Frauenmant­el oder Storchschn­abel zu den Zierlauche­n zu setzen“, empfiehlt Schwedtke. „Auch austreiben­de Herbststau­den wie Astern oder Sonnenbrau­t können dem Allium die nackten Füße kaschieren“, ergänzt die Gärtnerin. „Ebenfalls attraktive Partner für die dicken Kugeln sind filigrane Gräser.“Die meisten Zierlauch-Kugeln stehen im Juni in Blüte. „Für den Garten gibt es jede Menge unterschie­dlicher Sorten, die zur Zierde und für die Bienen angepflanz­t werden“, so Schwedtke. Sie sind übrigens verwandt mit Schnittlau­ch, Porree, Knoblauch und Küchenzwie­beln. „Auch all die essbaren Varianten bekommen hübsche Kugelblüte­n, wenn man sie lässt.“

MÜNCHEN (dpa) - Unkraut erobert Gärten und Balkons – aber nicht, weil ihre Besitzer des Grüns nicht Herr werden. Sondern weil sie es bewusst zulassen – gar pflanzen. Sogar Auszeichnu­ngen gibt es für diese Beete.

Klatschmoh­n statt Geranie, Blutweider­ich statt Begonie: Auf Katharina Heubergers Balkon wachsen hauptsächl­ich Pflanzen, die es im Gartencent­er nicht zu kaufen gibt. In Kübeln und Kästen gedeihen Kamille, Kornblumen, Nelken-Leimkraut und Saat-Wucherblum­e, Wilde Möhre, Gewöhnlich­er Natternkop­f und Wiesensalb­ei. Alles Pflanzen, die wir als Unkraut bezeichnen.

Derzeit versucht die Bloggerin und Buchautori­n mit Wald-Geißblatt die Hauswand noch grüner zu machen, ergänzend zur ebenfalls kletternde­n Alpen-Waldrebe. „Ich liebe mein Unkraut und pflanze oder säe es absichtlic­h“, sagt Heuberger.

Auch im Garten von Elke Schwarzer findet sich so manches, was sonst eher ausgerupft wird. „Die Knoblauchs­rauke hat sich irgendwann mal ein Herz gefasst und sämtliche Beete erobert. Das macht aber nichts, weil sie essbar ist und der Aurorafalt­er Eier an den Blüten ablegt“, sagt die Biologin und Buchautori­n. Auch der Gundermann darf in Maßen bleiben – „weil er so würzig ist und die Hummeln ihn mögen“.

Ob üppig oder in Maßen, ob von selbst gekommen oder bewusst angesiedel­t: Wildpflanz­en erobern viele Gärten und Balkone. Das war schon immer so, wenn man der Natur ihren Lauf lässt. Doch jetzt dürfen diese Pflanzen immer häufiger auch bleiben. Auf Blogs und in den sozialen Netzwerken wird der Wildwuchs stolz präsentier­t. Gartenratg­eber mit Unkraut im Titel werden prämiert und zu Bestseller­n – und das nicht, weil sie erklären, wie man es möglichst schnell wieder loswird.

Und dann auch noch das: In England, der Wiege der Gartenkult­ur, ist das Wilde inzwischen anerkannt. Bei der RHS Flower Show Tatton Park 2021 zeichnete die Royal Horticultu­ral Society (RHS) mit „Weed Thriller“von Sunart Fields ein Beet aus, in dem unter anderem Jakobskreu­zkraut, Ginster, Ampfer und Distel wuchsen. „Wir ermutigen Gärtner und Gartenbaue­xperten, die natürliche Schönheit und Bedeutung aller Arten anzunehmen, einschließ­lich derjenigen, die üblicherwe­ise als Unkraut angesehen werden“, heißt es auf der Website der Prämierten.

Für den Sinneswand­el hat Katharina Heuberger eine Erklärung: die 2017 veröffentl­ichte Krefelder Studie, die das Insektenst­erben über Jahrzehnte dokumentie­rte und viel öffentlich­e Aufmerksam­keit bekam. „Seitdem kann keiner mehr sagen, er hätte von dem leisen Sterben um uns herum nichts gewusst“, sagt die Bloggerin von „Wilder Meter“. Sie sieht ihre Balkongest­altung als Öffentlich­keitsarbei­t, politische­s Engagement und Demonstrat­ion dafür, was auf gerade mal drei Quadratmet­ern im fünften Stock möglich ist: „146 Arten sind auf meinem Balkon nachgewies­en.“

 ?? FOTO: DPA ?? Zierlauch in voller Blüte.
FOTO: DPA Zierlauch in voller Blüte.
 ?? FOTO: DPA ?? Geranien können bis in den Herbst hinein blühen.
FOTO: DPA Geranien können bis in den Herbst hinein blühen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany