Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Starkes Finale
Tatort München: Flash (ARD,
So., 20.15 Uhr) - Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), die beiden im Dienst ergrauten TV-Kommissare, hat man schon spritziger und aktiver erlebt. Nach endlosen Dienststunden stellen beide bei einer Tasse Instantbrühe fest, sich mit der Aufklärung eines neuen Falles wohl übernommen zu haben. So ziehen sich die Ermittlungen in diesem „Tatort“(Regie: Andreas Kleinert) auch entsprechend zäh dahin, obwohl die Zeit drängt: Nach 30 Jahren Haft wurde der wegen Mordes verurteilte Alois Meininger (Martin Leutgeb) aus der Sicherheitsverwahrung entlassen. Kurz darauf liegt eine ermordete Frau auf dem Müllplatz. Ihre Haare sind genauso abgebrannt wie beim ersten Mord. Ein klassischer Fall von Wiederholungstat also.
Batic und Leitmayr müssen den untergetauchten Meininger finden. Unterstützung erhoffen sie sich von Meiningers ehemaligem Therapeuten Professor Prinz (Peter Franke). Doch Prinz leidet an Demenz. Um sein Erinnerungsvermögen zu aktivieren, starten die Kommissare zusammen mit dem Neuropsychologen Vonderheiden (André Jung) ein Experiment: Die ehemalige Prinz-Praxis wird nachgebaut, der Senior darf in seine alte Rolle schlüpfen, und Leitmayr liegt auf der Couch, um mit gezielten Fragen Hinweise auf Meiningers Versteck zu erhalten. Leitmayr fühlt sich sichtlich unwohl.
Die beiden Autoren Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser haben sich ein recht anschauliches Kapitel der Demenzforschung herausgepickt: Wenn man Betroffene mit einem Ambiente konfrontiert, das sie in frühere, glücklichere Zeiten versetzt, dann fühlen sie sich beheimatet, und mitunter tauchen dann Erinnerungsfetzen wieder auf.
Bis der Versuch aber eingerichtet ist und Prinz trotz der Vorbehalte seiner Tochter Nele (Jenny Schily) wieder in seiner angeblich alten Praxis Platz nimmt, bedarf es vieler spannungstötender Gespräche. Immerhin geht das Spiel von Peter Franke als Demenzpatient unter die Haut. Genauso wie Jenny Schily als besorgte Tochter und gleichzeitig überforderte Pflegerin ihres Vaters ein sehr realistisches Bild abgibt.
Alle, die sich zwischendurch etwas langweilen, sollten dranbleiben. Denn das Beste kommt zum Schluss. Und dann muss man sein Urteil über die angeblich im Dienst etwas dösig gewordenen Kommissare revidieren.