Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein kritischer Moment
Ifm Razorbacks Ravensburg gegen die Straubing Spiders unter Druck – Bjerre fällt aus
RAVENSBURG - Nach zwei Niederlagen in den ersten drei Saisonspielen in der GFL1 Süd stehen die ifm Razorbacks Ravensburg am Sonntag (15 Uhr) im Lindenhofstadion gegen die Straubing Spiders unter Druck. Gegen den Aufsteiger muss ein Sieg her, um nicht frühzeitig die selbst gesteckten Ziele aus den Augen zu verlieren. Chefcoach Sebastian Fandert weiß um den kritischen Moment: „Das ist echt gefährlich.“Zu allem Überfluss fällt Quarterback Alexander Bjerre mehrere Wochen aus.
Die Razorbacks im Oberhaus des American Footballs – seit Tag eins sieht diese Geschichte aus wie ein kaum zu glaubender, wunderschöner Traum. Nach dem erstmaligen Aufstieg musste Ravensburg coronabedingt zwar ein Jahr warten, bis es endlich aufs Feld ging, dann aber war die Euphorie umso größer und die Erfolge stellten sich ein. Nach der auf Platz fünf abgeschlossenen ersten Saison setzten sich die Razorbacks für die zweite Spielzeit ein neues Ziel: das Erreichen der Play-offs. Der lockere Auftaktsieg gegen die sehr schwach einzuschätzenden Frankfurt Universe zeigte in die richtige Richtung, dann setzte es die klare Niederlage gegen die Übermannschaft Schwäbisch Hall Unicorns, gefolgt von der ersten echten Standortbestimmung. Das Spiel bei den Allgäu Comets in Kempten endete am vergangenen Sonntag mit 20:48, dem deutlichen Ergebnis folgten deutliche Worte. „Das kann eine gefährliche Wendung nehmen“, sagte Coach Fandert. Was er genau meinte, fügte er sogleich hinzu: „Wenn die Jungs nicht fit werden, wird es schwer für uns. Es ist fünf vor zwölf.“Einige Stützen der Mannschaft sind nicht im Vollbesitz ihrer Leistungsfähigkeit, Spielertrainer Brian Casey fehlte in Kempten auf dem Platz komplett. „Für Woche drei gehen wir echt auf dem Zahnfleisch. Unsere medizinische Abteilung ist aber zum Glück hervorragend, sodass wir die Spieler bestens betreut wissen“, stellte Fandert fest.
Und dann war da noch eine der letzten Aktionen auf dem Feld, als die Partie schon entschieden war. Quarterback Alexander Bjerre wurde zum wiederholten Mal bedrängt, weil seine Vorderleute die heranstürmenden Comets nicht halten konnten, der Däne mit dem starken Arm versuchte zwar noch, sich zu entziehen, wich mit dem Ball in der Hand nach rechts aus, doch sogleich war er eingeholt, wurde an den Füßen gepackt, stürzte – und humpelte von diesem Moment an. „Er ist angeschlagen“, lautete Fanderts erste vorsichtige Diagnose. Deutlich schwerer wog, was der Coach am Freitag vor dem Spiel gegen Straubing vermelden musste: „Alex wird mehrere Wochen ausfallen.“Matthew O’Meara aus der zweiten Mannschaft werde ihn ersetzen.
Aufsteiger Straubing zeigte sich bisher stark und gewann sein erstes Saisonspiel bei den Allgäu Comets knapp mit 43:42. Auffällig dabei war die sehr starke Laufverteidigung, die nur 2,6 Yards im Schnitt und nur 79 Yards insgesamt zuließ. Gleichzeitig zeigten die Spiders ein starkes Passspiel, welches sie mit über 17 Yards pro erfolgreichem Versuch und drei Touchdowns in die Statistiken ihres ersten Spiels eintragen konnten. Ihr zweites Spiel gegen Schwäbisch Hall verloren die Spiders zwar deutlich mit 13:41, sie zeigten aber über weite Strecken guten Football und konnten zumindest das zweite und dritte Viertel des Spiels ausgeglichen gestalten.
Nach zwei Niederlagen gegen Teams aus der gleichen Gruppe stehen
Abteilungsleiter Frank Kienzle nach zwei Niederlagen für die Razorbacks die Footballer aus Oberschwaben schon etwas unter Druck, um die selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Entsprechend intensiv gestalteten die Coaches die Vorbereitungswoche, wobei nicht nur Mannschaftstraining, sondern auch mehrere Videoanalysen auf dem Programm standen. „Wir müssen die vielen kleinen Fehler abstellen“, fasste Offensive Koordinator Clayton Turner die Vorbereitung auf das Spiel zusammen: „Wir haben das Potenzial und den Kader, deutlich besser zu spielen. Aber wenn wir immer wieder kleine individuelle Fehler machen, werden wir uns auch gegen die Straubing Spiders sehr schwertun.“
Abteilungsleiter Frank Kienzle machte nach der Niederlage in Kempten, neben den individuellen Fehlern, noch eine andere Entdeckung. „Es war Kopfsache.“Mit Blick nach vorne benutzte er dieses Wort wieder: „Es wird schwer. Das ist jetzt Kopfsache.“
„Das ist jetzt Kopfsache.“